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28.02.2021 Bringt das neue Glücksspielgesetz mehr Online Casinos mit sich?

Neue Regeln in der deutschen Glücksspiellandschaft machen das Leben für Zocker einfacher. Mit dem am 1. Juli 2021 in Kraft tretenden Staatsvertrag wird das Spielen in Online-Casinos legalisiert. Damit endet eine Ära, in der mit Ausnahmen von Schleswig-Holstein in Deutschland der Besuch auf den Webseiten illegal war, obwohl die EU seit Langem das Online-Glücksspiel erlaubt, sofern die Betreiber eine Lizenz besitzen, die in einem der Mitgliederländer der Europäischen Union erteilt worden ist. Bis zum Sommer gilt eine Übergangsregelung, nach der die Online-Casinos geduldet werden, sofern sie sich an strikte Auflagen halten.

Für die Spieler bedeutet der neue Glücksspielländerstaatsvertrag unter anderem mehr Sicherheit. Wer bisher online im Casino gezockt hat, musste damit rechnen, statt bei einem seriösen, in der EU zugelassenen Betreiber, ohne genug Recherche bei einem betrügerischen Unternehmen zu landen.

Die Bundesrepublik plant, zunächst 20 der begehrten Lizenzen zu erteilen. Die damit verbundenen Auflagen sollen künftig von einer eigens dafür eingerichteten Aufsichtsbehörde überwacht werden. Dazu gehört außer strengen Sicherheitskontrollen beim Einrichten eines Kundenkontos, bei dem das Alter kontrolliert wird, zudem das Einrichten einer im gesamten Land geltenden Sperrdatei für Zocker, die als suchtgefährdet geflaggt werden. Damit nicht zu viel Geld verspielt wird, sollen künftig pro Spieler monatliche Limits von 1000 Euro gelten, die für das gesamte Online-Glücksspiel gelten, ob es sich nun um Slot-Maschinen, Sportwetten oder Lotto handelt.

Obwohl die Duldung von Online-Casinos in Deutschland erst seit wenigen Monaten gilt, ist das Zocken im Internet auch in der Bundesrepublik ein populärer Zeitvertreib. Landbasierte, staatliche Casinos in Deutschland besitzen eine Jahrhunderte alte Tradition. Im regulierten Glücksspielmarkt, zu dem außer Lotto, Toto und ausgewählten Sportwetten auch die landbasierten Casinos zählen, werden pro Jahr in der Bundesrepublik Bruttospielerträge von rund 11,07 Milliarden Euro erzielt. Die Bruttospielerträge im nicht-regulierten Glücksspielmarkt, zu dem noch die Online-Casinos zählen, werden auf 2,21 Milliarden Euro geschätzt. Weil Steuern und Angaben an das lizenzgebende Land fließen, kann der Staat künftig auf höhere Einnahmen durch die Gesetzesänderung rechnen.

Zu den beliebtesten Spielen gehört online und außerhalb des Netzes das Pokerspiel. Zocker wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama oder fiktive Spieler wie Filmagent James Bond in „Casino Royale“ haben das Kartenspiel beliebter gemacht. Dabei gilt allerdings eine Besonderheit. Weil das Glück zwar eine gewisse Rolle beim Pokern spielt, es aber noch weitaus mehr auf psychologisches Einfühlungsvermögen und mathematisches Talent ankommt, wird Poker nicht als reines Glücksspiel eingestuft. Für Zocker bedeutet das, dass sie lernen können, wie sie am erfolgversprechendsten mit ihrer Poker-Hand umgehen. Da es allein bei mit fünf Karten gezockten Pokerspielen wie Texas Hold’em insgesamt 2.598.8960 verschiedene Möglichkeiten gibt, lässt sich verstehen, warum es wenige Minuten dauert, um die Regeln zu lernen und oft ein Leben lang, um das Spiel zu beherrschen.

Statistisch gesehen sind nach je 221 Spielen zwei Asse fällig, die der Spieler erhält, und dennoch werden damit nur vier von fünf Spiele gewonnen.

Der Flush, bei dem alle Karten dieselbe Farbe haben, ist die seltenste und stärkste Hand im Spiel, und die allerseltenste ist dabei der Royal Flush, bei dem auch noch die Karten ununterbrochen aufeinanderfolgen. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Royal Flush wird mit 0.00015 Prozent angegeben. Ein normaler Straight Flush ist da schon häufiger mit 0,00135 Prozent.

Erfahrene Spieler wissen, dass sie mehr gegen die Zocker selbst als gegen deren Karten antreten. Darum ist der psychologische Aspekt so entscheidend. Wer die Gegner einschätzen kann und weiß, wer bei schwachen Händen häufig blufft, wer übervorsichtig setzt oder wer nicht weiß, wann er aussteigen sollte, kann selbst mit schlechten Karten gute Ergebnisse erzielen. Dazu gehört allerdings Selbstanalyse. Wer sich beim Online-Spiel die Zeit nimmt, jedes einzelne Manöver und die Ergebnisse schriftlich festzuhalten, wird bald ein Gespür dafür bekommen, wo die eigenen Schwächen und Stärken liegen, und kann an seiner Strategie feilen.

Auch außerhalb der eigentlichen Casinos zocken die Deutschen gern Poker. Wer nicht nur gelegentlich spielen, sondern das Hobby als einen Sport betreiben will, findet in der Poker-Bundesliga regelmäßige Turniere für jedes Level. Die Spitzenspieler treten jährlich um das Deutsche Bracelet und damit die Meisterschaft an.

Dem Online-Poker hat sogar der erste deutsche Poker-Weltmeister seinen Erfolg zu verdanken. Pius Heinz, der im Jahr 2011 als 22-Jähriger den Main Event der World Series of Poker gewann und damit auf einen Schlag zum Multimillionär wurde, hatte als 18 Jahre alter Student auf seinem Computer mit dem eigentlich illegalen Zocken begonnen. Acht Jahre später wurde mit dem 55 Jahre alten Hossein Ensan aus Münster der zweite deutsche Pokerspieler Weltmeister in Las Vegas. Zehn Millionen US-Dollar brachte ihm sein Sieg im Main Event ein.

Ob außer den 20 künftig offiziell in Deutschland zugelassenen Online-Casinos aufgrund der erwarteten steigenden Popularität der Spiele noch weitere landbasierte Casinos eröffnet werden oder ob es bei den derzeit 65 staatlichen Spielbanken bleibt und stattdessen mehr Pokerclubs und online Casinos den Markt bereichern werden, wird sich im Laufe der Zeit herausstellen. Was bereits feststeht, ist dass für etliche Zocker der Nervenkitzel sich nur noch aufs eigentliche Spiel beschränken wird. Die Grauzone entfällt künftig, sofern die Zocker darauf achten, wirklich nur auf in Deutschland zugelassenen Webseiten aktiv zu werden. Woher die Lizenz stammt, wie die Geschäftsbedingungen und Auszahlungsmodalitäten aussehen, sollte allerdings prinzipiell stets vor dem Anmelden überprüft werden.





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