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30.10.2020 Wohnhochhaus in Stockholm gewinnt Internationalen Hochhaus Preis

OMA Office for Metropolitan Architecture, Rotterdam, Niederlande: Norra Tornen/Innovationen, Stockholm, Schweden. Foto: Anders Bobert - Courtesy of OMA
Das Finale um den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2020 ist entschieden: Die Doppeltürme ‘Norra Tornen‘ in Stockholm/Schweden von Office for Metropolitan Architecture (OMA) aus Rotterdam gewinnen den Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus. Der Preis ist mit 50.000 Euro und einer Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand dotiert. Aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen konnten der Architekt Reinier de Graaf, Partner bei OMA, und der Bauherr Oscar Engelbert von Oscar Properties aus Stockholm den Preis nicht persönlich in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen. In einem digitalen Festakt überreichten Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, und Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Statuette und Scheck deshalb symbolisch.

Das Gewinnergebäude Norra Tornen, (zu Deutsch „nördliche Türme“) überzeugte die Jury durch eine zeitlos-wegweisende Architektur. Die Kombination aus qualitativ hochwertigen Betonfertigteilelementen, ihre geschickte Fügung zu individuellen Loggien und der Kontrast zu den feinen Details der Innenräume zeichnen das Hochhaus aus. Darüber hinaus leistet Norra Tornen mit seinem Erscheinungsbild einen wichtigen Beitrag zu einem stimmigen Stadtgefüge. Die Doppeltürme seien zudem Ausdruck einer gleichwertigen Gesellschaft, womit sie nicht nur ein Charakteristikum der schwedischen Kultur, sondern auch eine universelle Botschaft vermitteln.

Norra Tornen stehen in Stockholm am Übergang von Vasastaden, einem Wohnviertel mit Bebauung überwiegend aus den 1930er Jahren, zum gerade neu entstehenden Stadtteil Hagastaden links und rechts der Ausfallstraße Torsgatan und können als neues Symbol der Stadt Stockholm für dieses Erweiterungsviertel betrachtet werden.

Aus Sicht von DAM Direktor Peter Cachola Schmal bilden die Norra Tornen eine neue, städtebaulich prägende Torsituation, die durch ihre skulpturale Wirkung besticht. Sie repräsentieren eine zeitgemäße und zukunftsfähige Vision für die Stadt und nehmen ein bekanntes stadtgestalterisches Motiv in Stockholm auf. Doppeltürme wurden in der schwedischen Hauptstadt bereits in der Vergangenheit als symbolische Tore eingesetzt. Gleichzeitig vermögen die Türme auch die bestehende bauliche Struktur Stockholms in ihrer Farbigkeit und anwachsenden Figur aufzunehmen.

Diese Vermittlung zwischen Altem und Neuem ist eine der großen gestalterischen Stärken von Norra Tornen. Mit dem sanften Braunton fügt sich die Fassade in die erdige Farbpalette Stockholms, die alle Schattierungen von Beige bis Rot abdeckt, bestens ein. Die geschützten Balkone und die würfelartigen Module wechseln sich in regelmäßigem Muster ab und formen ein skulpturales Vexierspiel. Die vorgefertigten Fassadenelemente erlaubten es, die Baustelle auch bei unter 5 Grad Celsius fortzuführen. Außerdem sparte die Vorfertigung erheblich Zeit – ein Stockwerk wurde pro Woche fertiggestellt – und Kosten, was die differenzierte Fassadenbehandlung und bewegte Oberfläche mit den zahlreichen Rück- und Vorsprüngen wirtschaftlich gesehen überhaupt erst möglich machte.

Statements des Preisträgers und der Partner des IHP

Reinier de Graaf bedankte sich bei allen Auslobern: „OMA hat den Preis gemeinsam mit ihrem Partner Oscar Properties gewonnen, der ebenso glücklich darüber ist. Das Büro war bereits zweimal zuvor für den Internationalen Hochhaus Preis nominiert. Im Jahr 2008 mit dem TVCC in Peking und in 2014 mit De Rotterdam in Rotterdam. Für mich kam der Preis dennoch etwas unverhofft, weil ich Norra Tornen nie als Hochhäuser angesehen habe. Sie unterscheiden sich sehr von der herkömmlichen Idee eines Hochhauses. Sie sind nicht monumental, sondern wohnlich und ihre Ästhetik ist informell. Dabei verkörpern sie Vielfalt und nicht Wiederholung. Wir sind sehr froh, dass wir immer mehr Nachfragen aus anderen Ländern bekommen, die sich ähnliche Projekte wünschen. Dieser Preis wird sicher dabei helfen, Norra Tornen noch bekannter zu machen.“

Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, erklärte: „Die beiden Wohntürme als Tor zur Stadt sind eine städtebauliche Bereicherung für Stockholm und ein hervorragendes Beispiel für eine Architektur mit zeitlosem Image und einem gewissen Maß an „Understatement“. Die Ausgestaltung der Baukörper mit modularen kastenartigen Erkern und die Oberflächengestaltung mit rauen Betonelementen setzen einen bemerkenswerten Akzent im Stadtbild. Dieser Entwurf ist ein echter Gewinn für die weitere Entwicklung von Stockholm.“

Dr. Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, äußerte sich begeistert: „Die ineinander verschachtelten Kuben von Norra Tornen haben aus der Ferne die spielerische Anmutung eines Legoturms; aus der Nähe erkennt man das für die schwedische Gesellschaft so tief verwurzelte Modell der Gleichheit: eine zugleich elegante wie pragmatische Wohnlösung für die Großstädte der Zukunft. Dieses Projekt ist ein mehr als verdienter Gewinner des Internationalen Hochhaus Preises 2020 und zeigt, dass Schweden im internationalen Vergleich zukunftsweisende architektonische Lösungen bereithält.“

Der Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), Peter Cachola Schmal, gratuliert dem Architekten und Bauherrn „zu einem Projekt, das ein erfrischender Stadt-Eingang ist und an strukturalistische Brutalismus-Vorbilder der 60er-Jahre wie dem Habitat der Expo67 Montreal erinnert, sie geschickt transformiert und die Stadt um eine neue städtebauliche Dominante bereichert, mit Wohnungen für Alle, welche trotzdem den Privatbereich feiern.“

Während der Preisverleihung wurden auch die übrigen vier Finalisten geehrt:

• Omniturm (Frankfurt am Main) von Bjarke Ingels Group (BIG), Kopenhagen/Dänemark, Bauherren: Tishman Speyer Properties und Commerzbank, Frankfurt am Main
• EDEN (Singapur) von Heatherwick Studio, London/Großbritannien, Bauherren: Swire Properties and Celestial Fortune, Singapur
• The Stratford (London/Großbritannien) von Skidmore Owings & Merrill London/Großbritannien, Bauherr: Manhattan Loft Corporation (MLC), London/Großbritannien
• Leeza Soho (Peking/China) von Zaha Hadid Architects, London/Großbritannien, Bauherr SOHO China Ltd., Peking

Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 31 herausragende Gebäude aus 14 Ländern nominiert. Eine internationale Expertenjury aus Architekten, Tragwerksplanern und Immobilienspezialisten unter der Leitung von Anett-Maud Joppien (Architektin / Dietz Joppien Architekten AG in Frankfurt am Main/Potsdam) wählte während der Jurysitzung aus den Nominierten die fünf Finalisten und den Gewinner.

Der Internationale Hochhaus Preis wurde 2003 gemeinsam von der Stadt Frankfurt am Main, dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank initiiert und 2004 zum ersten Mal vergeben. Seitdem wird er alle zwei Jahre kooperativ organisiert und finanziert. Somit fand in diesem Jahr die Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche zum neunten Mal statt.

Der IHP richtet sich an Architekten und Bauherrn, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Auf dem Weg zur Entscheidung ging es in der breiten Diskussion der Jury unter anderem darum, wie ein Hochhaus zum Stadtgefüge und urbanen Leben beiträgt.

Darüber hinaus wurden auch folgende Aspekte analysiert: die übergreifende Aussage, die skulpturalen Qualitäten, das statische Konzept, die Nutzungsmischung sowie die Balance zwischen Wirtschaft und Kultur.

Deutsches Architekturmuseum zeigt alle nominierten Projekte

Die Ausstellung “Best Highrises 2020/21 – Internationaler Hochhaus Preis 2020“, die das Deutsche Architekturmuseum (DAM) vom 31. Oktober 2020 bis 21. Februar 2021 in Frankfurt am Main zeigt, umfasst neben dem Preisträger und den Finalisten alle 31 nominierten Projekte.








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