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30.10.2020 Ferienhausverband kritisiert Verbot touristischer Übernachtungen

Bund und Länder haben sich auf einen weitgehenden Lockdown für den November geeinigt. Touristische Übernachtungen sollen ab dem 02. November verboten sein. „Das ist ein erneuter Schlag für den Ferienhaustourismus und die gesamte Tourismusbranche“, sagt Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbands. „Es ist wichtig die Infektionswelle zu stoppen. Aber wir brauchen Augenmaß bei den Verboten. Ein Urlaub im Ferienhaus ist nicht gefährlicher als der Aufenthalt in der eigenen Wohnung.“

Gemäß dem Verband haben solche Verbote eine enorme Strahlkraft, die sich negativ auf zukünftige Buchungen auswirkt. Die angekündigten Entschädigungszahlen für bis zu 75 Prozent des Umsatzausfalls im November werden zwar den Buchungsausfall im November kompensieren. Aber Urlauber sind nachhaltig verunsichert.

„Die Gefahr noch am Abreisetag auf gepackten Koffern sitzenzubleiben, hält derzeit viele Gäste davon ab, zu buchen. Das wirkt sich vor allem auf künftige Buchungen aus“, sagt Schwefel. „Schon durch die Debatte um die Beherbergungsverbote sind die Buchungen um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Es steht zu befürchten, dass sich dieser Trend durch das neuerliche Verbot fortsetzt und bis in die Saison 2021 nachwirkt. Für entgangene Buchungen gibt es mit den bestehenden Hilfen bislang keine Kompensation. Deshalb ist der Plan der Bundesregierung, sich für die außerordentlichen Wirtschaftshilfen für November an den Vorjahresumsätzen zu orientieren, ein richtiger Schritt. Das muss auch die Maßgabe für die Weiterentwicklung der Soforthilfen sein.“

Es ist allerdings fraglich, inwieweit Ferienhausurlaub überhaupt ein Pandemie-Treiber ist. In einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung können die Gäste die AHA-Regeln, Abstand, Hygiene und Alltagsmaske, ohne Probleme einhalten. Social Distancing stellt laut Deutschem Ferienhausverband kein Problem dar. Die Gäste können sich autark versorgen, Kontakte zu Menschen außerhalb des eigenen Haushalts lassen sich leicht beschränken. Zumal Freizeitaktivitäten, bei denen es zu Kontakten mit Dritten kommen könnte, durch den Lockdown nicht zur Verfügung stehen. Auch die Anreise findet meist im eigenen Auto statt. Das Gefahrenpotenzial am Urlaubsort ist nicht höher als daheim. Zudem haben die Anbieter in den letzten Monaten viel Zeit und Geld in Hygienemaßnahmen investiert.

„Wir haben Verständnis, dass die Politik die Notwendigkeit sieht, das öffentliche Leben herunterzufahren, um Ansteckungen zu vermeiden. Man muss das aber dennoch differenziert sehen. Wenn von einer Tätigkeit keine erhöhte Gefahr ausgeht, dann sollte sie auch erlaubt bleiben. Urlaub ist ein entscheidender Faktor, um Stress abzubauen, eine Auszeit zu nehmen und neue Kraft zu tanken. Auch das trägt dazu bei, dass Menschen gut durch die Pandemie kommen“, erklärt Schwefel.

Der Deutsche Ferienhausverband geht davon aus, dass Urlaubsbuchungen für den Reisezeitraum November nun wieder kostenlos storniert werden können. Dennoch appelliert der Verband auch an die Urlaubsgäste, in diesen schwierigen Zeiten Verständnis für die Reiseanbieter aufzubringen. „Wir hoffen, dass Gäste und Vermieter gemeinsame Lösungen finden. Eine Umbuchung oder ein Gutschein helfen in jedem Fall weiter.“

Ganz entscheidend ist die Frage, wie die angekündigten außerordentlichen Wirtschaftshilfen für den November ausgestaltet werden. Geplant ist, dass bis zu 75 Prozent der Umsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat erstattet werden. Es ist aber noch offen, ob die Hilfen allen Betrieben, die von den Verboten betroffen sind, zugutekommen werden oder ob es Einschränkungen gibt.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Corona-Hilfen nicht überall dort ankommen, wo sie gebraucht werden. So bleiben Ferienhausvermittler bei den Überbrückungshilfen in einem wichtigen Punkt außen vor: Die Unternehmen machen ihren Gewinn durch Provisionen. Durch Stornierungen verlorene Provisionen können aber nur von Pauschalreiseanbietern geltend gemacht werden. Die meisten Ferienhausurlaube werden als individuelle Reiseleistung gebucht. Das heißt, dass Ferienhausvermittler und Agenturen ihren Umsatzverlust allein stemmen müssen.

„Wir brauchen ein Umdenken bei den Hilfen. Der Tourismus besteht nicht nur aus Pauschalreisen. Sonderhilfsprogramme müssen für alle touristischen Anbieter greifen, wenn man die Vielfalt im Deutschlandtourismus bewahren möchte“, so Schwefel weiter. Große Umsatzeinbrüche wie im ersten Lockdown könnte die Branche nur schwer verkraften. „Wir können es nicht oft genug wiederholen: Der Erhalt eines der beliebtesten Urlaubsformen in Deutschland steht auf dem Spiel. Wir brauchen eine Perspektive für den Tourismus.“





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