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21.10.2020 Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte auf dem Prüfstand

„Die Aktienmärkte befinden sich derzeit in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite steht die Hoffnung einer konjunkturellen Erholung, auf der anderen Anzeichen, dass sich die Covid-19-Pandemie verschlimmert und der wirtschaftliche Aufschwung an Fahrt verliert. Aktuell verlangsamt sich das Tempo der Erholung deutlich. Der Politik gehen Optionen zur Stimulierung des Wachstums aus. Zudem befinden sich die Zinssätze bereits auf historischen Tiefstständen. In den Vereinigten Staaten stehen zudem politische Differenzen einem neuen Konjunkturpaket im Weg, wobei wir erwarten, dass sich dies nach den Wahlen ändern wird.

Von da ab erwarten wir, dass sich die Konjunktur zwar verbessert, allerdings ungleichmäßig, angesichts steigender Infektionszahlen. Politische Maßnahmen von beispiellosem Ausmaß haben die Wirtschaft gestützt und Preise für Risikoaktiva in die Höhe getrieben. Eine sich selbst tragende Aufwärtsbewegung konnten aber auch sie nicht herbeiführen. Für ein solides Wirtschaftswachstum werden wahrscheinlich erfolgreiche und breit angelegte Impfstoffe und Medikamente erforderlich sein.

Trotz der sich abschwächenden konjunkturellen Erholung, haben sich die Aktien- und Anleihemärkte überraschend gut gehalten. Wir glauben, dass Investoren ihre Hoffnungen auf die Verfügbarkeit von Impfstoffen setzen, die ein Fortsetzen des wirtschaftlichen Aufschwungs ermöglichen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass dies die Märkte für Enttäuschungen anfälliger macht.

Gegenwärtig scheint der Aktienaufschwung eine Konsolidierungsphase erreicht zu haben. Angesichts relativ hohen Bewertungen, werden die Unternehmensgewinne zukünftig zunehmend die Kursveränderungen beeinflussen. Wir gehen davon aus, dass sowohl der Druck auf die Aktienmärkte als auch die Volatilität anhält. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Aktienkurse einen anhaltenden Aufwärtstrend verzeichnen, wenn mehr Gewissheit über medizinische Durchbrüche und das Umfeld nach der US-Wahl herrscht.

Fünf Einschätzungen zur US-Wahl:

1. Die Staatsausgaben würden unter einer Präsidentschaft von Biden wahrscheinlich steigen. Insbesondere die anstehenden Infrastruktur- und Umweltreformen erfordern höhere Steuern.

2. Bidens Steuerkonzept sieht vor, in den kommenden zehn Jahren zusätzlich vier Billionen US-Dollar an Steuereinnahmen zu generieren. Gelingen soll dies primär durch eine Erhöhung der Körperschaftssteuersätze, die Abschaffung der Obergrenze für Sozialversicherungssteuern sowie der Umwandlung von Kapitalgewinn- und Dividendensteuern in gewöhnliche Einkommen für wohlhabendere Bürger.

3. Die Bundesausgaben würden wahrscheinlich auch unter einer zweiten Trump-Periode steigen. Daher halten wir unabhängig vom Wahlergebnis eine Rezession im Jahr 2021 für unwahrscheinlich.

4. Ungeachtet des Wahlergebnisses ist der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, entschlossen, die Zinssätze langfristig bei null Prozent zu belassen.

5. Je nach Szenario sehen wir unterschiedliche Gewinner und Verlierer an den Aktienmärkten. Von einer blauen Welle dürften Unternehmen aus dem Bereich der alternativen Energien wie Wind- und Solarkraft sowie infrastrukturnahe Unternehmen profitieren. Im Gegensatz dazu würden Fluggesellschaften, Luft- und Raumfahrt und die meisten Unternehmen des Gesundheitswesens – insbesondere die Pharmaindustrie – profitieren, sollte Trump Präsident bleiben.“

(Kommentar von Bob C. Doll, Chief Equity Strategist bei Nuveen)








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