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14.10.2020 Corona und der Immobilienmarkt: Experten sehen Chancen im Umbruch

Auf Einladung von Arcadis tauschten sich im Oktober renommierte Experten zur Leitfrage „Treiber oder Bremse: Was bedeutet Corona für den Immobilienmarkt?“ bei einer Online-Diskussion aus. Aus Sicht der Experten haben sich überwiegend Trends verstärkt, die sich bereits vorher abzeichneten, etwa für Handels-Immobilien oder bei den Büroflächen. In anderen Bereichen, wie bei Businesshotels, kam der Einbruch durch rapide gesunkene Geschäftsreisen überraschend und mit langfristigen Folgen. Einig sind sich die Experten darin, dass die Pandemie den Immobilienmarkt in Richtung Flexibilität und Nachhaltigkeit vorangebracht habe. Dort sehen sie auch die Zukunftschancen der Branche. Teilnehmer der Expertenrunde waren Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust, ECE-Director Markus Lentzler, Stefan Kögl, General Manager der Siemensstadt 2.0 in Berlin und Arcadis CEO Marcus Herrmann. Moderiert wurde die Runde von Prof. Dr. Thomas Beyerle, Managing Director bei Catella Property Valuation GmbH.

Handelsexperte fordert Umnutzungsrechte

„Wir müssen feststellen, dass die Corona-Krise ein Brennglas ist für Entwicklungen, die in der Vergangenheit schon angefangen haben“, fasst Markus Lentzler, Managing Director beim Einkaufszentren-Entwickler ECE, die Situation im Handel zusammen. „In Zukunft müssen wir uns für Einzelhandelsflächen Umnutzungskriterien überlegen“, sagt der Handelsexperte. „Gerade bei großen Gewerbeimmobilien, wie Shopping-Centern, sollte das Planungsrecht flexibler gehandhabt werden. Wir haben in vielen Objekten Restriktionen oder eine Festsetzung bei der Nutzung von Flächen – etwa für Mode, Unterhaltungselektronik oder Lebensmittel – dabei decken sich die vorgegebenen Formate gar nicht mehr mit dem Markt.“ Dass der Handel einmal nahezu komplett online ablaufen wird, glaubt Lentzler aber nicht. Der ECE-Experte sieht die Zukunft der Innenstädte in kleineren Kiezen, in denen verschiedene Nutzungsformen zum Tragen kommen. Für den Hotelsektor, in dem ECE ebenfalls beteiligt ist, sieht Lentzler große Herausforderungen, ist aber grundsätzlich optimistisch, was die Anpassungsfähigkeit der Branche angeht: „Die Hotelbetreiber zeigen sich flexibel. Sie setzen jetzt auf den Städte-Tourismus“.

Preisverschiebung bei Privatimmobilien

Bei Privatimmobilien wird es aus Sicht von Ole von Beust eine Verschiebung über die Stadtgrenzen hinaus geben. Langfristige Homeoffice-Konzepte ermöglichen die Arbeit von jedem Standort aus, dies erhöht die Nachfrage nach Wohneigentum im Umland. In der Folge werde die Preise für innerstädtische Wohnungen gerade im mittleren Preissegment fallen, prognostiziert der ehemalige Bürgermeister. Chancen sieht von Beust insbesondere im öffentlichen Wohnungsbau. Hier könnten noch brachliegende Flächen mobilisiert und auf diese Weise vergleichsweise günstig Boden erworben werden, was die stark gestiegenen Baukosten zumindest zu einem Teil ausgleicht.
Für Büroimmobilien prognostiziert von Beust eine langfristig durchgreifende Bedarfs- und Nutzungsveränderung: „Wer glaubt, nach einer flächendeckenden Impfung wird alles wie vorher, der hat sich gründlich getäuscht. Ein Gros der Menschen hat eine starke Sympathie für ein Teil-Homeoffice. Wenn Mitarbeiter drei von fünf Arbeitstagen im Homeoffice absolvieren, dann wird das die Anforderungen an die benötigten Büroräume ändern.“

Leben, Wohnen und Arbeiten im Stadtteil der Zukunft

Stefan Kögl, General Manager für das Projekt Siemensstadt 2.0 in Berlin-Spandau, sieht den vom Konzern verfolgten Ansatz eines modernen Arbeits- und Lebensquartiers bestätigt. „Die Zukunft bringt uns eine Integration von Wohnen und Arbeiten in einem Viertel. Attraktive Wohnungen, von denen aus der Arbeitsplatz zu Fuß, mit dem Rad oder mit innovativen Mobilitätskonzepten erreicht werden kann. Wir schaffen in Berlin-Spandau eine derartige A-Lage, die nicht in einer Innenstadt liegt.“ Beim Neubau moderner Wohn- und Arbeitsquartiere wie der Siemensstadt stehen Kögl zufolge die Nachhaltigkeit sowie der CO2-neutrale Betrieb und eine digitale Infrastruktur ganz oben.

Resilienz und Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktoren

„Wir können und müssen unsere Komfortzone verlassen – gerade jetzt in der Krise“, fordert Marcus Herrmann, CEO Europe Central des Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis, die Immobilienbranche auf. „Wir sollten jetzt Plattformen, Planungstools und Kooperationsmodelle ausprobieren, an die wir uns vor der Krise gar nicht herangewagt hätten.“ Die Krise kann Herrmann zufolge dazu beitragen, die Unternehmen risikobereiter zu machen. Nur so könnten sie die Herausforderungen von morgen meistern. Der Wandel sollte die Branche motivieren, so intelligent zu investieren, dass es wirtschaftlich wieder bergauf geht. „Wir wollen mit unseren Kunden und Partnern kreativ und innovativ arbeiten“, so der Arcadis-Chef.







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