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11.09.2020 Homeoffice könnte Wohnungsmarkt entlasten

Zu Beginn der Corona-Krise waren viele Immobilienexperten noch sicher, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie früher oder später auch den überhitzten Wohnungsmarkt hart treffen würden. Diese Einschätzung scheint sich bislang nicht bewahrheitet zu haben. Allerdings glauben nun einige Beobachter des Immobilienmarktes, dass der Corona-bedingte Trend zum Homeoffice die Wohnungsmärkte in Großstädten mittel- bis langfristig durchaus entlasten könnte.

Sollte das Arbeiten von Zuhause in Zukunft tatsächlich zur Regel werden, könnte für viele Berufstätige in Bürojobs ein größerer Umkreis um die Metropolen attraktiv zum Wohnen werden. Denn wer nur wenige Tage in der Woche ins Büro kommen muss, kann für mehr Wohnqualität und geringere Miete auch weitere Wege zum Pendeln in Kauf nehmen. Die Wohnungen, die im Umkehrschluss in den Großstädten frei würden, könnten die Preisanstiege dort zumindest verlangsamen.

Gleichzeitig könnte der Homeoffice-Trend irgendwann zu vermehrten Büro-Leerständen führen. Der so entstehende ungenutzte Raum ließe sich wiederum in Wohnraum umwandeln. Das so geschaffene zusätzliche Angebot würde den Markt noch einmal entlasten.

Politik muss den Wandel mitgestalten

Allerdings wird weder die Hinwendung zum Umland der Städte noch der Umbau von Bürogebäuden zu Wohnungen ein Selbstläufer sein. Einen spürbaren Wandel kann es auch hier nur dann geben, wenn die Politik beide Entwicklungen mitbegleitet und fördert.

So braucht das Umland der Städte eine gute Infrastruktur mit Schulen, Kitas, Kulturangeboten und vor allem schnelles Internet. Denn nur wenn das Umland auch lebenswert ist, werden Menschen auch bereit sein, dorthin zu ziehen. Und nur wenn der flächendeckende Breitbandausbau auch aktiv vorangetrieben wird, kann sichergestellt werden, dass Videokonferenzen, Clouddienste und onlinebasierte Projektmanagement-Tools vom heimischen Rechner aus reibungslos funktionieren.

Um wiederum die Umwandlung von Büros in Wohnungen voranzubringen, wäre zudem ein Förderprogramm sinnvoll, das Immobilienentwickler beim teuren Umbau unterstützt. Freilich sollte eine solche Förderung auch Auflagen unterliegen. Wenig zielführend wäre es nämlich, wenn weitere Luxus-Apartments entstünden. Vielmehr sollte es um eine Umwandlung mit Augenmaß gehen, die zu mehr bezahlbarem Wohnraum in den Städten beiträgt.

(Marktkommentar von Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)







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