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25.08.2020 WIA Berlin fordert: Erheblich mehr Frauen müssen in Top-Positionen

Die Organisatorinnen des Festivals Women in Architecture (WIA) Berlin, das im Juni nächstes Jahr stattfindet, fordern anlässlich des morgigen Tags der Gleichstellung, dass in der Architektur erheblich mehr Frauen in Top-Positionen müssen.

Obwohl an deutschen Universitäten und Hochschulen seit Jahren die Zahlen der Studienanfängerinnen steigen und Frauen mittlerweile die Mehrheit der Studierenden stellen, war unter den Top 20 der Architekturbüros in Deutschland im Jahr 2017* kein Büro, das allein von einer Frau oder einem Team aus Frauen geführt wird. Zudem liegt das Einkommen von in Vollzeit angestellten Architektinnen knapp 30 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen.

Elke Duda, Mitglied im WIA-Team: „In der Architekturbranche besteht erheblicher Handlungsbedarf. Das Women in Architecture-Festival zeigt unter dem Motto ´Baustelle Gleichstellung | Equality Under Construction´ in über 30 Veranstaltungen – wie Ausstellungen, Filmreihen, Führungen, Symposien, Vorträge sowie Workshops – an verschiedenen Orten in Berlin Werke von Frauen und bringt die Auseinandersetzung mit dem längst überfälligen Umbau des Berufsbildes voran.“

Laut WIA Berlin herrschen alte Rollenaufteilungen immer noch vor, wie auch die Lockdown-Zeiten deutlich gezeigt haben. „Das Arbeitszimmer im Homeoffice wird oftmals automatisch vom Partner besetzt, während die Frau am Esstisch arbeitet, meist noch parallel die Kinder unterrichtend. Sprich: Sie ist häufig auch Nachhilfelehrerin oder Reinigungskraft, Nahrungslieferantin, Logistikunternehmerin für den Haushalt, Köchin, Pflegekraft, Steuerfachgehilfin und Familienmanagerin und leistet über weitaus mehr als acht Arbeitsstunden in einer Person. Wenn hier mehr Arbeitsteilung und damit Entlastung erfolgt, gelingt die berufliche Karriere besser“, führt Duda aus.

Die Studie „Geschlechtergerechtigkeit in der Architektur“ der Technische Universität München aus dem Jahr 2018 kritisiert ebenfalls die bestehenden Muster: „Traditionelle Rollenbilder führen dazu, dass festgeschriebene Geschlechterstereotype reproduziert werden: Frauen wird die Sphäre des ´Inneren´, der Haus- und Reproduktionsarbeit zugewiesen, während Männer für das ´Außen´, die Erwerbsarbeit zuständig sind…

Gerade unter den vorherrschenden Arbeitsbedingungen in der Architektur scheint die Vereinbarkeit von Familie und Beruf problematisch, denn die Entgrenzung von Arbeit und die zeitintensiven Tätigkeiten verhindern diese oftmals. Architektinnen stehen daher vor der Entscheidung, sich selbständig zu machen (was zwar mehr Freiheit, aber auch mehr Risiko birgt) oder in Baubehörden zu arbeiten, in denen sie von sicheren Arbeitsbedingungen profitieren. Schwangerschaft und Mutterschaft bedeutet aber für Architektinnen nach wie vor ein Karriere-Hemmnis.“

Das Ziel von WIA Berlin ist es, Frauen in der Architektur stärker sichtbar zu machen. Deswegen ruft WIA alle Architektinnen, Innenarchitektinnen, Ingenieurinnen, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplanerinnen auf, mit ihrem Beitrag beim Festival im Juni 2021 dabei zu sein. „Lassen Sie uns die Baustelle Gleichstellung gemeinsam weiterverfolgen“, lädt Hille Bekic, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Berlin, ein.

* 2018 Technische Universität München. Studie „Geschlechtergerechtigkeit in der Architektur“








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