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30.07.2020 Bürokonzepte und Arbeitsprozesse ändern, nicht die Flächengrößen

Remote Working, Selbstbestimmtheit, Flexibilität – all diese Ansprüche und Konzepte resultieren nicht erst aus der COVID-19-Pandemie. Sie sind schon seit längerer Zeit Teil der Erwartungshaltung von Young Professionals und in Modellen à la New Work fest verankert. Im War for Talents machen sie nicht selten das Zünglein an der Waage aus. Das haben wir bereits 2016/17 in unserer „Office of the future“-Studie eruiert. Allerdings werden diese Rahmenbedingungen angesichts der vielerorts groß angelegten Homeoffice-Strukturen und neuen Hygiene- sowie Abstandsregelungen im Büro präsenter denn je diskutiert. Mit dem Leitfaden „Office FiT” geben wir nicht nur Richtlinien und Maßnahmen an die Hand, wie die neue Normalität gestaltet werden kann, sondern wollen gleichzeitig aufzeigen, welche Raumkonzepte künftig denkbar sind und warum weniger nicht immer mehr ist.

„Sowohl-als-auch“ statt „Entweder-Oder“

Einige Unternehmen haben schon zu Beginn der Pandemie die drastisch veränderten Strukturen zum Anlass genommen, um bestehende Flächenkonzepte zu überdenken. Ist das Großraumbüro ab sofort hinfällig? Sind Desksharing-Modelle angesichts verschärfter Sicherheitsvorkehrungen überhaupt noch abbildbar? Wie relevant ist der klassische Arbeitsplatz? Fest steht schon jetzt: Eigentlich hat sich unterm Strich nichts grundlegend geändert – zumindest nicht an den Anforderungen der Büronutzer. Es geht nicht darum, zwischen Remote Working und Präsenzzeit zu entscheiden, sondern beide Welten miteinander zu vereinbaren. Mit der Flexibilität der Örtlichkeiten geht auch die Flexibilität der Mitarbeiter und Flächen einher.

Flächenkonsolidierung bei gleichbleibender Mitarbeiterzahl nicht zu erwarten
Zwar müssen sich die Räumlichkeiten den dynamischen Arbeitsprozessen anpassen und dabei gleichzeitig den nötigen Abstand und die Sicherheit der Beschäftigten wahren, allerdings bedeutet das mitnichten eine massive Reduzierung der Flächengrößen. Im Gegenteil: Das Bedürfnis nach persönlichem Austausch im Team und kreativer Zusammenarbeit hat eher zur Folge, dass Schreibtische und Räume, die aufgrund flexibler Arbeitsmodelle temporär nicht belegt sind, in Gemeinschaftslösungen umgenutzt werden. Fläche, die durch Homeoffice eingespart wird, kann gezielt für Meetings und Workshops eingesetzt werden. Einige Unternehmen denken sogar darüber nach, mehr Fläche anzumieten, um den Anforderungen überhaupt gerecht werden zu können. Ein Rechenbeispiel macht dies deutlich: Bei einigen Nutzern gehen durch Social Distancing-Maßnahmen rund 20 bis 25 % des verfügbaren Platzes verloren – dieser Flächenverlust wird allerdings durch mobiles Arbeiten wieder aufgehoben. Dies erfordert zwar mehr Organisation und konsequente Prozesse, ermöglicht aber, dass Standorte beibehalten werden können.

Das Büro als Dreh- und Angelpunkt

Dies bestätigen auch unsere jüngsten Beobachtungen, dass mehr Prolongationen stattfinden als zuvor. Angesichts des gleichbleibend geringen Angebots ist die Flächensicherung ebenso notwendig wie präpandemisch, da das Office sowie dessen Lage elementarer Bestandteil des Arbeitslebens sind und bleiben. Hier ist die Unternehmenskultur verwurzelt, Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Firmenauftritt, die Wege zu den Kollegen sind kürzer, der Austausch persönlicher und der Zusammenhalt größer. Einzig und allein der Bedarf nach einer modernen technischen Ausstattung nimmt zu, die Internetgeschwindigkeit und die Belastbarkeit des Servers ist wichtiger denn je. Nur dann kann effizient gearbeitet werden – ob im Büro, Zuhause, im Flexible Office oder auf der Parkbank.

COVID-19 hat die Bürowelt demnach nicht neu erfunden oder die Welt auf den Kopf gestellt, sondern vielmehr Trends beschleunigt, die so schon im Ansatz Thema waren – und das in einer sonst eher schwerfälligen Branche wie dem Immobiliensegment.

(by: Christian Scheck, Director und Head of Occupier Services Germany bei Savills)









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