News RSS-Feed

06.05.2020 Mietendeckel verfehlt den gewünschten Effekt

Insgesamt liegen zum Stichtag 30. April mit 91,4 Prozent weiterhin fast alle der in Berlin angebotenen Bestandswohnungen über den Obergrenzen des heute durch die Normenkontrollklage in Frage gestellten Berliner Mietobergrenzengesetzes („Mietendeckel“). Das Angebot an Mietendeckel-konformen Mietwohnungen stagniert auf einem sehr niedrigen Niveau. Dies ergab eine aktuelle Datenanalyse von ImmoScout24. Damit stellen sich auch zwei Monate nach Inkrafttreten des Berliner Mietendeckels nicht die gewünschten Effekte der Berliner Regierung ein, mehr preiswerten Wohnraum zu schaffen.

„Gut neun von zehn der angebotenen Berliner Bestandswohnungen liegen über dem Mietendeckel. Das kommt verstärkt durch ein sogenanntes „Zwei-Mieten-Modell“ zustande. Scheinbar geben Vermieter vermehrt zwei Mietpreise in den Inseraten an. Zum einen die Miete, welche auf dem Markt ohne Mietendeckel verlangt werden würde und im Freitext eine geringere „Mietendeckel-konforme“ Miethöhe“, sagt Dr. Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24. „Die Vermieter begegnen auf diese Weise der Rechtsunsicherheit im Hinblick auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, ob das Mietendeckelgesetz für verfassungskonform erklärt wird oder nicht.“

Angebot auf ImmoScout24 vielfältig trotz Mietendeckel und Corona-Pandemie
Das Wohnungsangebot über den gültigen Obergrenzen des Mietendeckels hat seit dem 20. Februar 2020 (kurz vor Inkrafttreten des Mietendeckels) bis zum 30. April um 41,9 Prozent abgenommen. Vermieter entfernten demnach einen Teil, der bisher über den zulässigen Obergrenzen angebotenen Objekte aus dem Angebotsbestand. Seit dem 26. März gibt es eine Gegenbewegung: So stieg das Angebot, welches über dem Mietendeckel liegt, um 23,7 Prozent wieder deutlich an. Das Gesamtangebot auf ImmoScout24 für denselben Zeitraum in Berlin stieg um knapp 6 Prozent. Dies ist vor allem auf das Sofortprogramm “Listing Plus” von ImmoScout24 zur Abfederung der Corona-Pandemie zurückzuführen. Private Anbieter können seit dem 27. März kostenlos auf ImmoScout24 inserieren.

In Berlin stieg ebenfalls das Angebot in der Kategorie “Wohnen auf Zeit”. Um rund 65 Prozent nahmen die Inserate auf ImmoScout24 zu. Insgesamt liegen die Inserate in dieser Kategorie in den deutschen Top-7-Städten mit etwa 63 Prozent weit über dem Stand von vor Corona.

„Von einer Wohnungsschwemme gehen wir aber nicht aus, da das Marktvolumen von befristeten Wohnungen auf ImmoScout24 vergleichsweise gering ist und im mittleren dreistelligen Bereich liegt. Entspannung bietet die Situation aber für Menschen, die kurzfristig nach Wohnungen suchen, weil sie beispielsweise von einem Auslandsaufenthalt zurückkehren mussten”, erklärt Schroeter.

Gleichzeitig ist auch das Angebot an unvermieteten Eigentumswohnungen in den letzten Wochen weiter angestiegen. Seit dem Stichtag 18. Juni 2019 stieg es bis zum 30. April 2020 um 42,7 Prozent, seit dem Zeitpunkt kurz vor Inkrafttreten des Mietendeckels bis zum Stichtag um 12 Prozent.

„Das Angebot auf ImmoScout24 ist vielfältig. Mit unseren Sofortmaßnahmen im Zuge von Corona konnten wir insgesamt das Wohnungsangebot auf unserer Plattform erhöhen. Das Angebot liegt teilweise sogar über dem Niveau von vor der Pandemie. Jetzt liegt es an der Politik strukturelle Probleme zu lösen, um neues Wohnraumangebot in allen Preissegmenten des Marktes zu schaffen“, so Schroeter.

Berliner Randlagen liegen deutlich über den Obergrenzen des Mietendeckels
Im Ortsteil Friedrichshain lagen zum Erhebungsstichtag (30. April) alle aktuell angebotenen Wohnungen auf dem größten Immobilienportal Deutschlands über dem Mietendeckel. Mit durchschnittlich 11,99 Euro pro Quadratmeter ist die Differenz zur zukünftig geforderten Obergrenze am größten. Zuvor war die Differenz in Mitte immer am höchsten. Doch mit 11,78 Euro pro Quadratmeter in Mitte liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis weiterhin deutlich über den Höchstgrenzen. Auch in Kreuzberg und Prenzlauer Berg liegen alle Angebote über den Höchstgrenzen. Die geringsten Differenzen gibt es in Lichtenrade mit 2,37 Euro pro Quadratmeter und Hellersdorf mit 2,27 Euro pro Quadratmeter.

Doch auch in der Berliner-Randlage Köpenick liegen 69,70 Prozent und in Lichterfelde 94,74 Prozent der angebotenen Mietwohnungen über den Obergrenzen des Mietendeckel-Gesetzes. Im Durchschnitt überschreiten Vermietende die zulässige Miethöhe mit den angegebenen Preisen in den Inseraten aber immer noch um 3,50 Euro in Köpenick oder um 3,44 Euro pro Quadratmeter in Lichterfelde.








Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!