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24.04.2020 Renaissance des Home Office – Respektvoller Umgang mit Raum

Prof. Jan Teunen
designfunktion, Deutschlands führendes Beratungs-, Planungs- und Einrichtungsunternehmen für Arbeits- und Wohnwelten, setzt am 23. September 2020 seine Kongressreihe III „New Work und New Office“ in Berlin fort. Einer der Speaker, Prof. Jan Teunen, beleuchtet als Experte für „Wirksame Räume“ in seinem Beitrag die kulturphilosophische Perspektive von Arbeitswelten. Ein wesentlicher Aspekt ist für ihn aktuell die Renaissance des Home Office. Doch nicht nur die Corona-Krise verleiht diesem Arbeitsraum eine besondere Relevanz. Die gewachsene Rationalität wirtschaftlicher Prozesse führt zu neuen Parametern, wenn es darum geht, die menschliche Arbeitskraft möglichst ideal zur Entfaltung zu bringen. Was macht ein gelungenes Home Office aus?

Back to the roots – die Welt zuhause

Jan Teunen ist in seinem mehrfach prämierten Buch „Officina Humana“ der Entstehung des Büros auf den Grund gegangen: „Das erste Büro war ein Home Office - die Erfindung eines Mönches, dessen zuhause ein Kloster war. Bis zur Renaissance war es üblich, zuhause zu arbeiten. Jetzt kehren wir zurück zu den Anfängen.“ Er ist sicher: „Wenn das Home Office funktioniert und eine liebevolle Atmosphäre herrscht, wird ein New Work Problem gelöst. Denn in der aktuellen Bürowelt erkennt man deutlich eine Krise, die durch die Dominanz wirtschaftlicher Rationalität ausgelöst wurde und zu einem Mangel an Menschlichkeit und psychischen Erkrankungen führt.“

Eine Lösung sieht Teunen darin, die Häuser von Unternehmen zu „Gewächshäusern der Kreativität“ zu machen. Ein Unternehmen sollte als lebendiges System betrachtet werden, das – wie jedes lebende Wesen – eine Seele hat, die gepflegt werden muss. In der Wiederbelebung des Home Office sieht er eine weitere Möglichkeit. Glücklich wird in den heimischen vier Wänden allerdings nur gearbeitet, wenn die vier Dimensionen des Menschen (physische, psychische, soziale und spirituelle Dimension) bedient werden, erklärt Teunen: „Dazu zählt natürlich die physische Ergonomie wie gute Luft und Temperatur, außerdem müssen die Umstände ein Gefühl der Geborgenheit und die Möglichkeit zur Potentialentfaltung ermöglichen – das heißt, es darf kein Stress entstehen durch einen Spagat zwischen Familie und Beruf, Rückzugsmöglichkeiten müssen gegeben sein. Zusätzlich braucht der Geist als Gegengewicht zu negativen Informationen Schönheit und die Seele Nahrung. Diese kann man im Glauben, aber auch in der Kunst finden. Wenn diese Dimensionen bedient werden, steigt das Home Office wie Phoenix aus der Asche auf.“

Auch Samir Ayoub, geschäftsführender Gesellschafter der designfunktion Gruppe und Moderator der designfunktion Kongressreihe, ist überzeugt, dass das Home Office in Zukunft einen wichtigeren Stellenwert einnehmen wird: „Wir beobachten bereits seit Jahren, dass Agilität und Flexibilität sowohl bei Arbeitszeit und Arbeitsort zunehmen, das Home Office ist dabei ein Bestandteil. Die aktuellen Erfahrungen werden diese Dynamik weiter beschleunigen.

Psychologisch betrachtet ist es dabei wichtig, Privat- und Arbeitswelt zu trennen. Die wirksame Gestaltung eines Home Office setzt immer an den individuellen Zielen des Mitarbeiters an. Dabei spielen Aspekte der Wirtschaftlichkeit eine Rolle, aber auch Aufmerksamkeit oder Kreativität werden durch die Arbeitsumgebung beeinflusst. So muss die Beratung, Planung und Einrichtung viele Faktoren miteinbeziehen, damit die Mitarbeiter ihr Potenzial voll entfalten können.“

Mehr Wertschätzung für Kommunikation und Raum

Für Jan Teunen steht fest, dass die jetzige Einschränkung der Bewegungsfreiheit langfristig positive Auswirkungen haben wird: „Menschen werden die Schönheit sowohl der Natur als auch der Wohn- und Arbeitsräume wieder mehr zu schätzen wissen.“ Und auch das Bedürfnis an sozialen Kontakten und der Respekt voreinander werden zunehmen. „Vielen wird gerade klar: Wir sitzen alle in einem Boot. Diese Erfahrung ist bei allen negativen Auswirkungen der Krise auch ein Geschenk, das wir nutzen sollten.“

Unternehmer, die in ihrer Position auch zur Gestaltung der Gesellschaft beitragen, haben hier laut Teunen einen wichtigen Beitrag zu leisten: „Sie müssen einerseits ihr Unternehmen erneuern, aber auch ihren Umgang mit den Mitarbeitern überdenken.“

Auch hier empfiehlt der Kulturphilosoph das Klosterleben als Vorbild, in dem der Abt alle Mönche gleichbehandelt und sie als Mensch, nicht als Funktionsträger betrachtet. „Führungskräfte müssen Vertrauen zu ihren Mitarbeitern haben und ihr Ego hinter sich lassen. Ein Dreiklang aus Emotionalität, Sozialität und Rationalität ist hier notwendig.“

Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team auch im Home Office aufrecht zu erhalten, ist eine Aufgabe, die jeden Mitarbeiter angeht. Hier rät Teunen dazu, digitale Tools zu nutzen, die eine visuelle Kommunikation ermöglichen und zitiert den Religionsphilosophen Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“






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