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19.06.2019 Immobilienprojekte kranken oft an mangelnder strategischer Planung

Lediglich acht Prozent der Bauherren und verantwortlichen Führungskräfte sind der Meinung, dass Bauprojekte optimal realisiert werden. Das hat eine aktuelle Befragung von EY Real Estate unter rund 50 in Deutschland aktiven Marktteilnehmern der Immobilienwirtschaft ergeben. Die Umfrageteilnehmer sind insbesondere im Sonderbau, Büro- und Wohnungsbau sowie beim Bau von öffentlichen Einrichtungen aktiv und realisieren Planungs- und Bauleistungen mit jährlichen Beschaffungswerten bis zu 100 Millionen Euro.

„Die prominenten Beispiele stark verzögerter, massiv verteuerter oder gar gescheiterter Großbauprojekte sind nur die Spitze des Eisbergs. Zeitlich und wirtschaftlich optimal realisierte Bauprojekte sind leider deutlich öfter die Ausnahme als die Regel“, sagt Frank Weißkirchen, Associate Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. „Wir haben es mit einer strukturellen Problematik zu tun, deren Ursachen vielfältig sind. Auffällig ist die oft nur mangelhafte strategische Planung über den gesamten Projektverlauf hinweg. Aber auch der komplexe vergaberechtliche Ordnungsrahmen spielt häufig eine Rolle.“
Frühphase entscheidend für Projekterfolg

Jeweils rund 40 Prozent der Befragten sehen die Vorbereitungs- und die Planungsphase der Bauprojekte als verbesserungswürdig an. Lediglich jeder fünfte identifiziert Optimierungspotenziale in der Ausführungsphase. „Für den Erfolg von Bauprojekten sind die richtigen Weichenstellungen in der Frühphase entscheidend. Spätere Kosten- und Terminüberschreitungen lassen sich nur durch eine sorgfältige Planung vor Beginn und ganz zu Anfang von Bauprojekten wirkungsvoll vermeiden“, sagt Weißkirchen.

Wichtigstes Kriterium für die richtige strategische Planung in der Frühphase eines Bauprojektes ist das Budget: 61 Prozent der Befragten schätzen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel als Grundlage für alle weiteren Weichenstellungen als sehr wichtig ein. Darauf folgen die eng verwandten Kriterien Wirtschaftlichkeit, ein genauer Überblick über die verfügbaren Ressourcen, die Finanzierung und die Terminsicherheit. Als weniger relevant werden der technische Wert und die Ästhetik angesehen.

Strategiephase: Relevanz ist erkannt – es hapert an der Umsetzung

Knapp 90 Prozent der Studienteilnehmer führen bereits eine vorgelagerte Strategiephase durch – dennoch sind nur rund 10 Prozent der Befragten der Meinung, dass Immobilienprojekte optimal realisiert werden. Ein Grund für diese Diskrepanz ist eine ungenügende oder häufig nur sporadische Überprüfung der Projektreife. So gaben 43 Prozent an, eine derartige Überprüfung nur unregelmäßig durchzuführen, während 14 Prozent überhaupt keine Überprüfung vornehmen. Und das, obwohl insgesamt fast 90 Prozent der Unternehmen einen solchen „Projekt-Check“ als sinnvoll erachten. „Die beste strategische Planung eines Projekts nutzt wenig, wenn deren Einhaltung nicht konstant überprüft wird“, so Weißkirchen. „Nur so kann bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegengesteuert werden.“ Ein Lichtblick: Mittlerweile beurteilen über 80 Prozent der Befragten digitale Lösungen als hilfreich oder sehr hilfreich beim Projekt-Check.

Zudem laufen Bauprojekte häufig aus dem Ruder, weil der eigene Anspruch an die Qualität der strategischen Planung zu niedrig ist. So gaben 62 Prozent der Befragten an, lediglich nach eigenen, intern entwickelten Richtlinien und Vorgaben zu verfahren. „Mit nur sechs Prozent der Umfrageteilnehmer orientiert sich nur eine verschwindende Minderheit an dem 10-Punkte-Plan der ‚Reformkommission Bau von Großprojekten‘ “, sagt Weißkirchen. „Dieser Plan wurde gezielt entwickelt, um die Verantwortlichen dabei zu unterstützen, explodierende Kosten und ausufernde Bauzeiten zu vermeiden.“








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