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27.03.2019 PropTechs zeigen Zukunftslösungen für Bau- und Immobilienbranche

Das Kompetenznetzwerk AACHEN BUILDING EXPERTS e. V. (ABE) und der digitalHUB Aachen e. V. (digitalHUB) organisierten gemeinsam das Event „ABE meets digitalHUB Aachen”. Am 13. März nutzten mehr als 80 Teilnehmer die Veranstaltung, um sich von elf Start-ups ihre Geschäftsmodelle und digitalen Lösungen für die Bau- und Immobilienbranche in der digitalCHURCH präsentieren zu lassen. Die ehemalige Kirche St. Elisabeth ist Sitz des digitalHUB Aachen und der bundesweit erste CoWorking Space in einem Kirchenschiff.

Aachen als “place to be” für digitale PropTechs

Immer mehr digitale PropTechs (kurz für Property Technology) beschäftigen sich mit Themen und Prozessen rund um Technologien speziell für das innovative Bauen, Planen und Betreiben von Immobilien. Damit treiben sie die digitale Transformation der eher als konservativ geltenden Branche voran. Aachener Unternehmen, Start-ups und Mittelstand, spielen dabei ganz vorne mit. Dass die Region hierfür beste Voraussetzungen mitbringt, erkannten die Initiatoren des ABE. Deshalb vernetzt der Verein seit 2016 führende Unternehmen der Bauwirtschaft, beide Aachener Hochschulen RWTH und FH sowie IHK und Handwerkskammer Aachen. Diese enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette fördert praxisnahe Innovationen in der Bau- und Immobilienbrache. „Das Format `ABE meets digitalHUB´ wurde wegen der wichtigen Innovationsfunktion von Start-ups für die Bauwirtschaft entwickelt. Wir bringen diese mit etablierten Unternehmen zusammen, damit beide Seiten Impulse erhalten und voneinander lernen. Hier treffen kreative Köpfe aus verschiedenen Disziplinen aufeinander, das fördert Ideen, Kooperationen und Synergien,“ erläutert ABE-Geschäftsführer Goar T. Werner das erfolgreiche Veranstaltungskonzept.

Digitalisierung steigert Produktivität der Baubranche

Digitale Lösungen dienen dazu, die Produktivität im Bauwesen zu steigern. Dies hob Hagen Schmidt-Bleker, Gründer und Vorstand des ABE- und digitalHUB-Mitglieds formitas AG mit Hauptsitz in Aachen, in seinem Impulsvortrag hervor. Im Unterschied zu anderen Branchen blieb die Arbeitsproduktivität über die letzten Jahrzehnte aufgrund des geringen Digitalisierungsgrades fast unverändert. Veranstaltungen wie „ABE meets digitalHUB Aachen“ tragen dazu bei, dies zu ändern. Sie bieten Start-ups der Baubranche die Gelegenheit, ihre Ideen vorzustellen und direkt mit Anwendern aus dem Mittelstand zu diskutieren.

Sechs Start-ups präsentierten in 5-minütigen „Pitches“ ihre digitalen Geschäftsmodelle und Produkte: Bobbie (digitale Transformation des Baustoffhandels durch Automatisierung der Angebotsprozesse), GREENbimlabs (vollständige Echtzeit-Dokumentation aller in Gebäuden eingesetzten Materialien), 3D-Lasca (LaserScan-gestützte Vermessung und 3D-Konstruktion), wtec smartengine (Vernetzung eines universell einsetzbaren Sensornetzwerkes mit vorhandener Licht-Infrastruktur für Smart Buildings), HoloBuilder (Digitalisierung des Dokumentationsprozesses auf Baustellen per 360-Grad-Kamera) sowie MOQO (App als Mobilitätsplattform, die Car Sharing und umfassende Mobility Services in Immobilienprojekte bringt). HoloBuilder wurde per abschließendem Publikums-Voting für den besten „Pitch“ ausgezeichnet.

Vorgeschmack auf die SMART BUILDING CONVENTION in Aachen

Immer wieder setzt der ABE Innovationsimpulse und erfreut sich starken Zulaufs. Bereits im vergangenen Jahr mobilisierte die erste SMART BUILDING CONVENTION des Kompetenznetzwerks Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik und dem Ausland. Das Event in der digitalCHURCH gab deshalb auch bereits einen Vorgeschmack auf die PropTech-Session der zweiten SMART BUILDING CONVENTION. Sie findet am 16. und 17. Oktober 2019 im Rahmen des Forums „Building the Future“ im Eurogress Aachen statt.

Die SMART BUILDING CONVENTION 2019 richtet sich an alle, die sich mit dem Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und der Technischen Gebäudeausrüstung und dem Thema Smart Building befassen. Wie in 2018 übernimmt NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach die Schirmherrschaft und das Grußwort der Veranstaltung, die Klaus Dederichs, Associate Partner und Head of ICT, Drees & Sommer SE, moderieren wird. Das interessante Programm beschäftigt sich umfassend mit der Gebäudetechnik als dem wichtigsten Strukturgeber für Bau- und Betriebsprozesse. Zu den hochkarätigen Referenten zählen Prof. Christoph van Treeck, Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen der RWTH Aachen University, Jürgen Sautter, Geschäftsführer der ROM-Technik, sowie Dirk Otto, Geschäftsführer der Gegenbauer Facility Management GmbH, sowie Präsident des Berufsverbandes RealFM. Der Industrieverband Technische Gebäudeausrüstung Nordrhein-Westfalen e. V. (ITGA-NRW) und der BFW Landesverband NRW konnten als Kooperationspartner gewonnen werden. Weitere Informationen: smart-building-convention.de

Geschäftsmodelle greifen Zukunftsfragen der Bauwirtschaft auf
Produkt- und Prozessinnovationen sichern die Zukunftsfähigkeit der Branche, die vor zahlreichen Herausforderungen steht. Das innovative Softwaresystem der GREENbimlabs packt zwei aktuelle Zukunftsaufgaben an: Nachhaltigkeit durch Ressourceneffizienz und Digitalisierung bzw. Building Information Modeling. Die vollständige Dokumentation aller verwendeten Materialien beantwortet Architekten, Planern, Betreibern und Herstellern die Fragen nach Materialsicherheit und Kreislauffähigkeit der eingesetzten Baustoffe sowie den Lebenszykluskosten der Gebäude. Das hohe Marktpotenzial ihrer Geschäftsidee sehen die Gründer denn auch u. a. in der wachsenden Bedeutung von Green Buildings begründet.

Von der Punktwolke zum 3D-Modell

Die 3D-CAD-Visualisierungen von 3D Lasca unterstützen zum Beispiel kleinere Architekturbüros dabei, dass auch diese Building Information Modeling (BIM) nutzen können. Das Start-up erfasst die 3D-Daten von Objekten digital mit einem Laserscanner, bereitet die Punktewolke auf und erstellt aus den Rohdaten Grafiken (Rendering). Diese Lösung erleichtert die Planung und den Ausbau von Objekten sowie die Bauüberwachung. Ein auf Basis der 3D-Ansicht erstellter Grundriss kann zum Beispiel zur Planung von Brandschutzmaßnahmen dienen oder für einen Bauantrag genutzt werden. „Wir schlagen praktisch eine Brücke zwischen Handwerk und Digitalisierung,“ so Geschäftsführer Tom Gerards.

Start-ups gut aufgestellt

Die wtec GmbH zählt bereits den Global Player Merck und REWE zu ihren Kunden. Das Unternehmen entwickelt Hard- und Software für intelligente Gebäude. Die Sensoren liefern SSL-verschlüsselte Echtzeit-Daten zu Helligkeit, Temperatur, Raum-Nutzung und Stromverbrauch. „Unsere patentierten Sensoren sind über ein Datenkabel mit herstellerunabhängigen LED-Leuchten vernetzt und versorgen diese unterbrechungsfrei mit energiesparender Kleinspannung. Unsere Technologie smartengine macht die Lichtinfrastruktur intelligent“, erläutert Geschäftsführer Johannes Nußbaum. So erschließt smartengine hohe Einsparpotenziale bei den Strom- und Betriebskosten sowie völlig neue Anwendungsmöglichkeiten in intelligenten Gebäuden, beispielsweise zur Optimierung der Flächenauslastung (Erhöhung der Desk Sharing Ratio, Anzeigen freier Besprechungsräume etc.). Die Installation für Sensorik und Stromversorgung wird durch die Lösung stark vereinfacht. Für ihre innovative „smartengine“-Lösung erhielt die wtec GmbH den in diesem Jahr erstmals verliehenen „ZIA Office Award“ in der Kategorie Publikumspreis des Spitzenverbandes der Immobilienwirtschaft in Deutschland „Zentraler Immobilen Ausschuss“ (ZIA).

Das deutsch-amerikanische Start-Up HoloBuilder mit Firmensitzen im kalifornischen Silicon Valley und Aachen entwickelte eine Software, mit der Bauunternehmen Baufortschritte virtuell dokumentieren. HoloBuilder Inc. arbeitet mit Virtual und Augmented Reality sowie künstlicher Intelligenz. Per 360-Grad-Kamera entsteht eine Art eigenes google street view für die Baustelle in den verschiedenen Phasen. Dies schafft einen Überblick darüber, wo Kabel und Leitungen liegen, wie dick Wände sind etc. Die Daten werden in die Cloud oder auf einen lokalen Server hochgeladen, PDF-Dokumente automatisch generiert. Jasper Heuser von HoloBuilder, nennt einen weiteren Vorteil: „Die Baustelle muss nicht mehr unbedingt persönlich aufgesucht werden, um gewünschte Informationen zu bekommen. Dies spart Zeit und Kosten, besonders bei großen Entfernungen.“ Die DSGVO-konforme Lösung ist vor allem in den USA sehr erfolgreich.

MOQO bringt das Car Sharing in Immobilienprojekte. Bauvorhaben können in der Tiefgarage exklusive Mobilitätsservices mitplanen - Wartung, Reinigung, Flottenmanagement etc. inklusive. Das Geschäftsmodell will gerade Zweitwagen überflüssig machen, indem via App direkt vor Ort bequem auf Autos und 2-Räder zugegriffen werden kann. „Wir möchten die Mobilität der Zukunft mitgestalten“, beschreibt Gründer Michael Minis seine Motivation. E-Autos werden besonders gern genutzt. Dies zeigt, dass die Endkunden zukunftsfähige Lösungen annehmen. Das Start-up kann bereits auf prominente Kunden verweisen: Vonovia, mit 350.000 Wohneinheiten eine der beiden großen Wohnungsbaugesellschaften Deutschlands, zählt dazu.

Über die Grenzen der Bauwirtschaft hinausschauen

Der Netzwerkabend bot reichlich Raum für Gespräche mit den Start-ups und Experten aus dem IT-Mittelstand. Die Teilnehmer entdeckten schnell Berührungspunkte der präsentierten Geschäftsmodelle mit ihren eigenen Arbeitsbereichen. So können über den automatisierten Angebotsprozess von Bobbie aus Standardleistungsverzeichnissen Angebote aufgrund eines BIM-Modells generiert werden. Profikunden können sich bei dem Start-up schnell einen Überblick über alle Baustoffhersteller und -produkte verschaffen. Alle Informationen über Preis, Fracht und Verfügbarkeit sind über diesen Baustoffhandel 4.0 online in Echtzeit abrufbar.

Auch lassen sich einige der von den Start-ups präsentierten Services in die „international funktionierende Sprache des Modellierens integrieren“, hob Hagen Schmidt-Bleker hervor. Wie wichtig Möglichkeiten des Aufeinandertreffens und Austausches für die Branche sind, zeigt auch, dass dem Bau- und Immobiliensektor über die Kreativität aus anderen Sektoren innovative Technologien zugeliefert werden. Virtual Reality bildet ein prominentes Beispiel hierfür. „Wir müssen über die Grenzen der Bauwirtschaft hinausschauen,“ sagt Schmidt-Bleker.

Fünf weitere junge Unternehmen standen an Informationsständen für persönliche Gespräche zur Verfügung: Exultec mit innovativen Lösungen für digitalisierte Verwaltungsprozesse, aedifion mit einer Plattform zur cloudbasierten Verarbeitung von Daten aus Gebäude- und Energiesystemen, NevisQ mit einer intelligenten Sensor-Raumüberwachung, die derzeit vor allem in der Pflege eingesetzt wird, MoFleWo, eine digitale Plattform für das Office Sharing von Unternehmen sowie Anhut Consulting mit Architekturvisualisierungen Virtual Reality und Augmented Reality.








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