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18.03.2019 Institutionelle Investoren erobern niederländischen Hypothekenmarkt

Institutionelle Investoren in den Niederlanden haben den Hypothekenmarkt für Wohnimmobilien als Zielinvestment für sich entdeckt. Rund 28 Prozent aller privaten Immobilienkäufe wurden im Jahr 2018 von Pensionskassen und Versicherungen finanziert. Die Quote der von Banken finanzierten Immobilien sank von über 80 Prozent im Jahr 2008 auf unter 65 Prozent im Jahr 2018.

Niederländische Hypotheken: Renditestarke Alternative zu Staatsanleihen
Gründe für das stark steigende Engagement der institutionellen Investoren in den viertgrößten Hypothekenmarkt nach England, Deutschland und Frankreich gibt es viele. Vor allem bieten Immobilienkredite für Privatpersonen ein vergleichsweise attraktives Rendite-Risiko-Profil: Sie liegen im Schnitt etwa 150 bis 200 Basispunkte höher als niederländische Staatsanleihen. Lange Laufzeiten, typischerweise zwischen 10 und 30 Jahren, eine im europäischen Vergleich sehr geringe Ausfallquote, ein staatliches Garantiesystem für private Hypotheken sowie für den Kreditgeber günstige gesetzliche Rahmenbedingungen machen Immobilienkredite für Privatpersonen zu einer interessanten Assetklasse. Dies gilt vor allem für Anleger mit langfristigem Investmenthorizont wie Versicherungen und Pensionskassen.

Aufbau einer eigenen Kreditplattform: Das niederländische Modell macht Schule
Treiber des schnellen Wachstums ist aber auch der Aufbau einer eigenen Infrastruktur für den Vertrieb von Hypotheken an Privatkunden. 2014 gründeten niederländische Pensionskassen die Dutch Mortgage Funding Company (DMFCO), der die Investorengelder verwaltet und über ihren eigenen Hypothekenfinanzierer MUNT Hypotheken direkt an niederländische Immobilienkäufer vertreibt. Rund 300 Millionen Euro investiert DMFCO heute monatlich in ein breit diversifiziertes Immobilienportfolio in ganz Holland, eine Summe, die in den kommenden Jahren weiter steigen soll. Insgesamt hat DMFCO nur vier Jahre nach der Gründung bereits 13 Milliarden Euro in Hypotheken investiert und ist damit einer der am schnellsten wachsenden Vermögensverwalter der Welt.

„Wir haben uns für den Aufbau einer eigenen Plattform entschieden, weil wir so die Auswahlkriterien, Laufzeiten, Erträge und vor allem auch die Kosten im Interesse der Anleger am besten steuern können. Davon profitieren auch die Verbraucher, weil wir moderne digitale Prozesse nutzen und zusätzliche Kosten für traditionelle Mittelsmänner wie Banken entfallen“, sagt Jeroen van Hessen, Vorstandsvorsitzender von DMFCO. Plattformen, die ohne die Beteiligung von Banken Kredite direkt vergeben, gibt es auch in Deutschland schon. Vor allem im Bereich der Mittelstandskredite sind solche Modelle bisher erfolgreich. Das niederländische Modell jedoch ist besonders, weil hier kein FinTech als Anbieter auftritt, sondern die Investoren ihre Plattform selbst geschaffen haben. Erste Nachahmer für das niederländische Modell gibt es bereits. In Schweden baut der Anbieter Stabelo aktuell eine vergleichbare, bankenunabhängige Plattform auf. Das im April 2018 gegründete Unternehmen hat nach nur 10 Monaten bereits Hypotheken in Höhe von rund 500 Millionen Euro finanziert.

DMFCO öffnet sich für deutsche Investoren

Bisher sind es vor allem inländische Investoren, die über DMFCO in private Hypotheken in den Niederlanden investieren. Das Interesse der europäischen Nachbarn ist jedoch geweckt. „DMFCO ist auch für institutionelle Investoren aus Deutschland offen, die ihr Portfolio um eine risikoarme und langfristig stabil verzinste Anleihekomponente erweitern wollen“ so van Hessen. Pensionskassen, Versicherungswerken und Vermögensverwaltern stehe eine Auswahl an Laufzeiten und Risikoklassen offen, die sich individuell an den jeweiligen Bedarf anpassen lasse.

Bedarf an weiterem Kapital gebe es im niederländischen Hypothekenmarkt auf jeden Fall, so van Hessen: „Die Banken ziehen sich in den Niederlanden zunehmend aus dem Hypothekengeschäft zurück, weil neue Vorschriften zur Eigenkapitalanforderungen und Risikoerwägungen die Kreditvergabe zunehmend teuer und unattraktiv machen.

Gleichzeitig führt der demografische Wandel auch in Holland dazu, dass sich die Immobilientransaktionen weiter erhöhen dürften. Zum einen kommt die Generation der Babyboomer in die Jahre und wird ihre abbezahlten Häuser an die nächste Generation verkaufen. Zum Zweiten haben die Häuserpreise auch in den Niederlanden in den letzten Jahren stark angezogen, sodass das Kreditvolumen pro Kaufvertrag eher weiter steigen wird.“ Die niederländische Zentralbank prognostiziert, dass die Nachfrage nach Hypotheken bis 2025 um bis zu 25 Prozent auf 875 Milliarden Euro steigen könnte, ein Volumen, welches die Kapazität des einheimischen Bankensystems um 130 bis 200 Milliarden Euro übersteigen dürfte.







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