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24.09.2018 Wohngipfel wird die Wohnpreis-Misere nicht beenden

Der Immobilienboom befindet sich mittlerweile im neunten Jahr. In der Folge werden inzwischen immer häufiger nicht mehr nur Gering-, sondern auch Normalverdiener aus den Stadtzentren verdrängt. Als Antwort darauf hat die Bundesregierung eine „Wohnraumoffensive“ ausgerufen. Die Pläne dazu wurden nun beim Wohngipfel im Kanzleramt konkretisiert.

Auf dem Tisch lagen dabei durchaus mehrere kleinere und größere Vorschläge. Zu den Kern-Lösungsansätzen, die die Politik gemeinsam mit Vertretern aus der Immobilien-, Wohnungs- und Bauwirtschaft, dem Deutsche Mieterbund und der DGB auf den Weg brachte, gehört aber, dass der Staat nun wieder verstärkt selbst bauen (lässt). Fünf Milliarden Euro will der Bund nun bis 2021 in den sozialen Wohnungsbau investieren, um aufzufangen, was in vielen Ländern und Kommunen in den letzten Jahrzenten schiefgelaufen ist – der Verkauf eigener Wohnungsgesellschaften in den Nullerjahren und das jahrzehntelange Versäumnis, in angemessenem Umfang neue Sozialwohnungen zu bauen zum Beispiel.

Weitere zentrale Ansätze, die Abhilfe bringen sollen, bestehen darin, mehr Bauland auszuweisen, die Genehmigungsverfahren beim Bauen zu vereinfachen und die Baukosten zu deckeln.

Dies alles mag zwar durchaus sinnvoll sein. Es ist aber dennoch zu bezweifeln, dass viel mehr Geld und vereinfachte Vorschriften allein reichen werden, um genug dringend benötigten Wohnraum für Normalverdiener entstehen zu lassen. Zum einen, weil ihn schlicht niemand bauen kann, gilt die Baubranche doch bereits jetzt als ausgelastet.
Zum anderen, weil selbst wenn neuer Wohnraum schnell entsteht, Normalverdiener wohl wieder außen vor bleiben. Profitieren dürften stattdessen vor allem wieder die Gutverdiener, die sich die neuen, naturgemäß teuereren Wohnungen leisten können, oder – was das Segment der Sozialwohnungen betrifft – die Geringverdiener.

Ein oft übersehenes Instrument sollte daher ebenfalls berücksichtigt werden: Die kluge Verwaltung der bereits bestehenden Immobilien, was kostengünstiger für den Staat, für Investoren und auch für Mieter ist. Besserer Vor-Ort-Service, Sanierung von Leerständen und optische Aufwertung der Immobilien führen dazu, dass es weniger Schmuddelimmobilien gibt und sich die Nachfrage nicht auf wenige Objekte konzentriert. Dabei ist nicht die Rede von Luxus-Sanierungen, sondern von normaler Objektpflege, um die Immobilien für die breite Mittelschicht attraktiv zu machen.

Bevor wir also allein den großen Neubau-Hammer schwingen, sollten wir auch das optimal nutzen, was uns an Wohnraum bereits zur Verfügung steht. Nur so können wir langfristig auch für Normalverdiener bezahlbaren und dennoch anspruchsvollen Wohnraum schaffen.

(Kommentar von Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)







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