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29.03.2018 Europaviertel Frankfurt – Güterbahnhof im Gallus wird Büroboulevard

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs im „Gallusviertel“ entsteht seit geraumer Zeit ein neues Stadtviertel, ein Mix aus Wohnen und Gewerbe. In wenigen Jahren wurde hier einer der kontroversesten Stadtteile Frankfurts erbaut. Die Straßen tragen Namen bedeutender europäischer Städte – Oslo, Brüssel, Athen –, das Viertel steht für den europäischen Gedanken. Einige schätzen die Modernität und die architektonische Anpassung an den Anspruch einer modernen Stadt, wie Frankfurt es ist, andere beschreiben es als „steril“ oder „unfertig“. An diesem Stadtteil scheiden sich die Geister.

Angedacht ist es, hier Arbeitsplätze für 30.000 Menschen und darüber hinaus Wohnraum für 14.000 Menschen zu schaffen. Laut Stadtplanungsamt ist etwa die Hälfte des Wohnraums bereits bezogen. Für diesen Mix aus Gewerbe und Wohnen wird das knapp 90 Hektar große Gebiet zwischen Emser Brücke und Skyline Plaza erschlossen und aktuell mit weiteren Neubauprojekten erweitert. Nach Plänen der Stadt wird sich das Europaviertel folgendermaßen aufschlüsseln: Auf einem Viertel der Fläche wird Büroraum entstehen, auf einem weiteren Viertel ist Grünfläche geplant und ein drittes Viertel gehört der Messe. Die verbleibenden 25 Prozent sind für Wohnprojekte zurückgehalten, wovon etwa 30 Prozent dem sozialen Wohnungsbau vorbehalten sind.

Als prominente Beispiele im Bereich der Gewerbeprojekte stehen nun vor allem „The Brick“ sowie ein Hochhaus mit 60 m Höhe auf dem benachbarten Grundstück durch die Anmietung der Deutsche Bahn AG. Entwickelt werden die Projekte durch die Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG. In den Gebäuden stehen dem Mieter dann mehr als 50.000 m² zur Verfügung. Weiterhin sind namhafte Neubauten wie z.B. das „Meandris“ als Beispiel für die rasante Entwicklung des Europaviertels zu nennen. Zwischen der Mainzer Landstraße und dem Güterplatz entsteht aktuell der 128 Meter hohe Tower „The Spin“ als Mix aus Hotel und Gewerbe, welcher einen direkten Anschluss an die U-Bahn-Linie 5 erhalten wird. Die untersten zwanzig Etagen sind bereits an die Hotelkette „NH“ vermietet, welche dort 2021 ein Hotel der Marke „NH Collection“ eröffnen wird.

„Ich glaube, dass durch die Komplettierung der Projekte und die Anmietungen der Deutsche Bahn AG weitere Nutzer angezogen werden. Das Problem des Europaviertels im Bereich Gewerbe besteht aktuell darin, dass kurzfristig verfügbare Flächen fehlen. Diese können auch im CBD (Central Business District) Frankfurts aktuell nicht optimal bedient werden“, schildert Oliver Schön, Geschäftsführer blackolive. Derzeit sind mit der Deutschen Bahn, der BNP Paribas Bank, der Messe und der KVH nur wenige Großmieter angesiedelt. Der jüngste Mietvertrag welcher mit knapp 24.000 Quadratmetern durch die FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung im Projekt Europa-Allee 92 gezeichnet wurde, bestätigt das Interesse seitens der Nutzer, sich in dieser attraktiven Lage langfristig zu etablieren.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt des noch jungen Stadtviertels ist die Erschließung der Infrastruktur. Die Anbindung erfolgt durch wenige Fahrminuten bis zur Autobahn A5 sowie zur A648. Künftig wird darüber hinaus durch die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 ein eigener Anschluss an das Frankfurter U-Bahn-Netz geschaffen. Dieser soll bis spätestens zum Jahr 2022 entstehen. Das Europaviertel soll trotz der zentralen Lage ein „grünes“ Viertel bleiben. Hierfür wird in der Mitte der ca. 60 m breiten Allee ein Grünstreifen angelegt, der Europagarten. Bereits vorhanden sind eine Vielzahl gastronomischer Betriebe sowie Einkaufsmöglichkeiten im angrenzenden Einkaufszentrum „Skyline Plaza“.

Um der extrem hohen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden, wurden verschiedene Projekte als „Wohnturm“ gestaltet, selbiges gilt für Gewerbeprojektierungen. Nirgends zeigt sich der neue Trend zur Höhe so gut wie im Europaviertel. Beispiele sind hier der „Grand Tower“ oder das „Praedium“. Viele dieser Projekte werden gut angenommen und können somit als Beispiel für eine mögliche Beseitigung des Wohnraummangels herangezogen werden. „Das Stadtbild Frankfurts ist geprägt durch die Skyline - diese muss wachsen und vielseitiger werden. Zusätzlich sind die Mieter von Wohntürmen gewillt, hierfür tendenziell eher höhere Mieten zu zahlen.“, so Oliver Schön. Das Europaviertel ist ein gutes Beispiel, wohin sich der Städtebau zukünftig entwickeln kann oder vielleicht muss: Die Vereinbarkeit von Arbeits- und Wohnraum auf enger Fläche.

„Niederrad macht vor, wie sich die Schaffung von Wohnraum zwischen den Bürokomplexen auswirken kann. Es muss jedoch Wert auf einen Wohnungsmix gelegt werden sowie auf eine flächendeckende Nahversorgung. Die Nachfrageseite zeigt uns, dass dies den Bedürfnissen der heutigen Büronutzer entspricht“, resümiert Oliver Schön. Die Sogwirkung großer Städte wird in absehbarer Zeit kaum abreißen und so wird sich die Frage, wo neuer Wohn- und Arbeitsraum geschaffen werden kann, zukünftig immer häufiger stellen. Doch die Kritik an steigenden Grundstückspreisen und einem „kalkulierten“ Stadtviertel, in dem kein Spielplatz größer als das Mindestmaß ist, wird wohl so schnell nicht verstummen.








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