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30.01.2018 FLASKAMP Invest: Banken bleiben Europas Sorgenkinder

Wenn man sich mit der Lage der Banken in Europa befasse, bekomme man von zehn Fachleuten, mit denen man sich unterhält, elf Antworten, so unterschiedlich seien die aktuellen Einschätzungen. Für die einen seien die europäischen Geldhäuser wieder auf einem guten Weg, für andere habe sich seit der Finanzkrise wenig Grundlegendes geändert. Für die Fondsmanager von FLASKAMP Invest bleiben die Banken aber die großen Sorgenkinder in Europa.

„Wenn man den Analysten der Deutschen Bank folgt, dann profitieren Europas Banken vor allem vom Börsenboom und von Steuersenkungen in Frankreich und Belgien. Diese Entlastungen könnten den Geldhäusern in den kommenden zwei Jahren ein Gewinnplus von fünf bis zehn Prozentpunkten bescheren, wird hier vorgerechnet“, sagt Christian Exner, Fondsmanager des global anlegenden Mischfonds Kapital All Opportunities (WKN: A1130M). „Auch für Italien werden gute Chancen für die Geldhäuser gesehen. Diese Sicht teilen wir nicht. Ganz im Gegenteil.“

„Das marode Bankensystem wird uns noch auf die Füße fallen“

Für die Value-Experten von FLASKAMP Invest ist das gesundende Bankensystem in Europa „eine Mär“, wie sie in ihrer jüngsten Markteinschätzung schreiben. Es sei marode und werde durch unwirksame Stresstestes maskiert. „Es ist ein System, das uns früher oder später auf die Füße fallen wird“, betont Exner. Laut einer Studie von KPMG sind weiterhin mehr als 1000 Mrd. Euro an Krediten notleidend. Der ehemalige Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat erst kürzlich errechnet, dass etwa in Italien die ausfallgefährdeten Kredite ca. 85 Prozent des Eigenkapitals aller dortigen Banken ausmachen. „Das ist ein erschreckendes Bild“, so Exner weiter. „Zumal den Banken durch die Null-Zins Politik die positive Marge im Kreditgeschäft als wichtige Ertragsquelle genommen wird. Belastendes Altgeschäft und schwache Ertragsaussichten – das ist eine brandgefährliche Mischung.“

Dazu passe die jüngste Statistik der EU. Die kam in ihrem Bericht zur Lage der Banken zu der Erkenntnis, dass sich der seit der Finanzkrise angehäufte Berg fauler Kredite bei den europäischen Banken nur sehr langsam verringere. Der entsprechende Anteil an allen Darlehen in den Bilanzen der Geldhäuser sei im zweiten Quartal 2017 um einen Punkt auf 4,6 Prozent gefallen, so die EU-Kommission auf Basis ihrer aktuellen Daten. Trotz dieses unter dem Strich positiven Trends summierten sich die „Wackeldarlehen“ in der gesamten EU auf 950 Milliarden Euro. In den 19 Euro-Länder machten sie 5,4 Prozent des gesamten Kreditvolumens aus. „5,4 Prozent mag auf den ersten Blick nicht viel klingen. Knapp eine Billionen Euro sind aber extrem viel“, erläutert Christian Exner. „Zumal wir uns derzeit in einem wirtschaftlich stabilen Umfeld befinden. In Krisenzeiten können sich die Ausfallraten ohne weiteres verdoppeln, so lehrt es uns die Historie. Dann werden aus einer Billion ruck zuck zwei Billionen an notleiden Krediten. Welches Land oder Zentralbank soll dies dann bitte auffangen?“

„Bank-Aktien kommen uns nicht ins Depot“

Für die Düsseldorfer Value-Investoren kommen Banken deshalb auch nicht ins Depot. Zumal neben dem Problem fauler Kredite die Jahresabschlüsse der Banken eher einer „Black Box“ als transparenter Berichterstattung gleichen würden. Zudem investieren sie von jeher weit weg von der Bankenabhängigkeit: Die von ihnen selektierten Unternehmen erwirtschaften starke Cash Flows und seien deshalb nur gering verschuldet. Sie bräuchten also keine Bank, um das eigene Wachstum zu finanzieren.

„Der aktuelle Kurs der Politik und EZB taugt nicht, um das massive Problem der notleidenden Kredite zu lösen. Entsprechend werden die unschönen Nebenwirkungen früher oder später am Kapitalmarkt zu spüren sein“, glaubt Exner. „Deshalb raten wir allen Investoren: genießen sie den aktuellen Bullenmarkt, aber seien sie nicht der Letzte, der nach einem Stuhl sucht, wenn die Musik aufhört zu spielen. Halten sie auch ein wenig Pulver trocken, um in Korrekturphasen von günstigen Kursen profitieren zu können.“ Manchmal sei es aus Risikogesichtspunkten ratsam auf der Seitlinie zu stehen etwas zu verpassen, um dann die guten Gelegenheiten als Käufer nutzen zu können.







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