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12.09.2019 Klimadebatte: Politik darf Wohnungswirtschaft nicht überfordern

In die Diskussion um den Wohnungsbau mischt sich immer stärker die Forderung nach einem höheren Beitrag von Wohnungen und Häusern zu einer ausgeglichenen Klimabilanz. Vor diesem Hintergrund fordert der BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland bei seinem Bauträgertag in Eschborn politische Hemmnisse und zielgenaue Fördermittel für einen nachhaltigen Wohnungsbau.

Angesichts einer sich abschwächenden Konjunktur dürfe der Wohnungsbau nicht noch stärker belastet werden. „Wenn der Handwerker, der Banker oder der Freiberufler seine persönliche Zukunftsperspektive kritisch einschätzt, ist er auch nicht mehr bereit, jede Summe in den Mietwohnungsbau zu investieren. Gerade in dieser Situation ist es notwendig, Investoren nicht abzuschrecken, sondern – im Gegenteil – Anreize für Investitionen zu setzen“, mahnte BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka.

Die Kappungsgrenzen- und Kündigungsbeschränkungsverordnung als aktuelles Beispiel seien weitgehend Aktionismus, der Mieter als potenzielle Wähler zufrieden stellen solle, die Wohnraumversorgung jedoch in keiner Weise verbessere. „Je komplizierter das Mietrecht wird, umso mehr werden private Investoren davon abgeschreckt, ihr Geld in Immobilien zu investieren“, erklärte Lipka und forderte in Hessen ein Förderkonzept, das auch private Anleger ausreichend berücksichtige. Förderansätze, die sich nur an den Bedürfnissen kommunaler Unternehmen orientierten, seien für private Anleger kaum attraktiv.

Weil Bauträger und Projektentwickler neue Wohnungen in der Regel nach Fertigstellung verkauften, seien öffentliche Fördermittel nur dann attraktiv, wenn sie kurze Bindungsfristen hätten. Auch dürfe es keine Belegungsrechte für Kommunen geben. Schließlich seien in Hessen die Einkommensgrenzen für den sozial geförderten Wohnungsbau deutlich zu niedrig. Beispielsweise in Rheinland-Pfalz lägen sie bei über 60.000 Euro für eine vierköpfige Familie. „Das ist praxisnah und berücksichtig breite Bevölkerungsschichten aus dem Mittelstand, die auf dem Wohnungsmarkt in Ballungsräumen sonst kaum eine Chance haben, eine angemessene Wohnung zu finden,“ betonte Lipka. Der BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland begrüße allerdings, dass das Land Hessen auch künftig die Eigentumsförderung unterstützt.

Höhere Fördermittel für energetische Gebäudesanierung nötig

„Beim Wohnungsneubau nutzen unsere Mitgliedsunternehmen bereits jetzt zahlreiche Möglichkeiten, die Klimabilanz zu unterstützen“, unterstrich Lipka. „Wir bauen seit langem Häuser, die wenig Energie verbrauchen und gut gedämmt sind. Wichtig wäre es, wenn durch staatliche Fördermittel Anreize für den Ersatz fossiler Heizungen gesetzt würden“, betonte Lipka.

Fragen der Nachhaltigkeit spielten im hochwertigen Wohnungsneubau ohnehin eine wichtige Rolle. Bei der Nutzung von Grundstücken sowie der Qualität von Baumaterial setzten die Mitgliedsunternehmen des BFW hier Maßstäbe. Allerdings seien manche von der Politik begeistert aufgenommene Vorschläge allenfalls ein kleiner Beitrag zur Lösung der Wohnprobleme. Dies gelte etwa für Wohnungen über Supermärkten. „Die Idee klingt zunächst genial, weil kein neues Grundstück bebaut werden muss, was der Klimabilanz dient. Allerdings werden solche Wohnungen in ländlichen Regionen oder in Gewerbegebieten von den Mietern nicht angenommen“, dämpfte der BFW-Geschäftsführer übergroße Erwartungen.

Nachhaltigkeit als Argument gegen Bürgerproteste

Die Widerstände der Bürger gegen neue Bauvorhaben seien sowohl im Innen-, als auch im Außenbereich ein häufiges Problem, was zu erheblichen Zeitverzögerungen und damit bedingt auch zu Kostensteigerungen führe. Hier könne die Landespolitik den Rahmen setzen, um Bürgerbeteiligung verbindlicher zu regeln. „Wer wirklich Wohnungsbau will, muss dem Wohnungsbau auch bei der Bürgerbeteiligung Priorität einräumen“, betonte Lipka. „Im Übrigen ist die Nachhaltigkeit unserer Bauprojekte ein zentrales Argument, um den Bürgern bei ihren Bedenken gegen neue Bauvorhaben angemessen begegnen zu können und sie zu überzeugen!“

Wohnhäuser als wichtige Basis für Elektromobilität berücksichtigen

Beim Stichwort Elektromobilität könne die Wohnungswirtschaft ebenfalls einen höheren Beitrag zur Energiebilanz leisten. Wohnhäuser seien die ideale Basis für elektrisch betriebene Fahrzeuge. „Jeder Berufspendler, der auf sein Auto, eBike oder später vielleicht auch mal seinen Elektroroller angewiesen ist, kann diese Fahrzeuge über Nacht in der Garage oder vor seinem Wohnhaus aufladen. Allerdings müsste die dafür erforderliche Technik durch staatliche Anreize viel stärker gefördert werden“, verlangte Lipka.







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