News RSS-Feed

03.05.2017 Vertrauen zwischen Politik und Immobilienwirtschaft stärken

Ein Investor plant ein Großprojekt, Bürgermeister und Lokalpolitik sehen darin einen Leuchtturm für ihre Stadt, gemeinsam legen die beiden Parteien die Eckpunkte für die Realisierung fest und dann passiert es: die Bürger wenden sich gegen das Projekt, die mediale Schlammschlacht beginnt. Der Klassiker des Scheiterns, der Immobilienprojekte und städtebauliche Entwicklungen immer wieder ins Stolpern bringt - vor 20 Jahren ebenso wie heute. Wie es scheint, haben beide Seiten in der vergangenen Zeit wenig dazu gelernt. Denn auch dieser Fall wiederholt sich landauf, landab: Der Immobilieninvestor/Entwickler plant ein Projekt, das sofort auf kommunale Vorbehalte stößt. Weil (auch) Renditen erwirtschaftet werden sollen oder weil Immobilienakteure bei Städten und Kommunen immer noch als "Heuschrecken" oder "Raubritter" verschrien sind. Das Ergebnis dieser Kultur des Misstrauens und Unverständnisses sind Städte, in denen sich nichts bewegt, die ihren Möglichkeiten, allen Bewohnern attraktiver Lebensraum zu sein, weit hinterherhinken.

Wie sich die Zusammenarbeit zwischen Privaten und Öffentlichen verbessern lässt und welche Modelle Pflichten und Wertschöpfung gerecht verteilen können, wurde auf dem diesjährigen ULI Germany Urban Leader Summit intensiv diskutiert. Teilnehmer des Workshops "Smart Investments - Neue Formen des PPP Modells" waren Dr. Wolfgang Schuster, Stuttgart a.D. und heute Direktor des Instituts für nachhaltige Stadtentwicklung; Olaf Cunitz, Leiter Bauland- und Projektentwicklung bei der DSK-BIG Gruppe und Baudezernent Frankfurt am Main a.D.; Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach; Hans-Ulrich Weicker, Leiter der Stadtplanungsamtes Hanau sowie Prof. Christiane Thalgott, Stadtbaurätin München i.R.

Dass PPP-Modelle eine Renaissance erleben, verdanken sie nicht zuletzt dem Verteilungskampf um Grundstücke in den deutschen Städten - und dem Mangel an Wohnraum, der daraus entstanden ist. Medienberichte über "Abzockerei" von Mietern und Privatanlegern sind hierbei immer ein sicherer Indikator für Fehlentwicklungen und das Heißlaufen eines Marktes. "Unsere Städte brauchen Wohnungen, die für alle da sind. Millionäre können sich alleine helfen. Aber wenn die 60 Prozent der Bürger, die zur gesellschaftlichen Mitte gehören, nach Posemuckel gehen müssen, um eine Wohnung zu finden, dann haben wir alle verloren", sagte Prof. Christiane Thalgott zum Auftakt der Diskussion. Auch der ehemalige Bürgermeister von Stuttgart, Dr. Wolfgang Schuster, bemängelte den Preisboom in den Städten. "Um sich in den Metropolen ein Wohnhaus zu kaufen, muss man heute Millionär sein."

Neue Allianzen sollen der weiteren Aufspaltung des Marktes entgegenwirken. Doch die Voraussetzungen dafür sind nicht überall bestens, wie einige Workshop-Teilnehmer zu berichten wussten. "Was fehlt, ist das Vertrauen zwischen Städten und Investoren", bemängelte Bernhard A. Hansen, ehemaliger Vorstand der CA Immo und Chairman des Advisory Boards beim ULI Germany. Bei vielen Städten fehle das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Partner müssten die Denkweise der anderen Seite besser verstehen, Projektentwickler darum auch als Stadtentwickler denken, so Hansen. Nur auf diese Weise könnten Bauvorhaben umgesetzt werden, die wirtschaftlich, sozial und baukulturell positive Impulse setzen. Für Manfred Günterberg ist entscheidend, dass die Aufgaben zwischen den privaten und öffentlichen Akteuren gerechter verteilt werden. "Wir brauchen erfolgreiche, gemeinschaftliche Geschäftsmodelle und nicht solche, die den Profit beim Investor lassen und die Risiken auf die öffentliche Hand abwälzen", sagte der Vorstand der Wolfsburg AG.

Einen neuen Weg der öffentlich-privaten Zusammenarbeit erproben derzeit die Stadt Hanau und die DSK-BIG-Gruppe, wie Olaf Cunitz, Leiter Bauland- und Projektentwicklung bei der DSK-BIG Gruppe, und Hans-Ulrich Weicker, Leiter der Stadtplanungsamtes Hanau, berichteten. Erst vor wenigen Wochen haben die beiden Partner das Gemeinschaftsunternehmen LEG Hessen GmbH gegründet, mit dem Ziel, die Konversion der örtlichen Pioneer-Kaserne gemeinschaftlich anzugehen. Innovativ ist das gewählte Modell: Als privater Investor ist die DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG gemeinsam mit der LEG Entwicklung GmbH (beide Unternehmen der DSK | BIG Gruppe) mit 90 Prozent und von Seiten der Kommune die städtische Bauprojekt Hanau GmbH mit zehn Prozent an der neu gegründeten Gesellschaft beteiligt. Durch die gleichberechtigte Geschäftsführung von Stadt und Privatunternehmen soll eine schnelle Umsetzung der Pläne sichergestellt werden. "In der Kooperation von öffentlicher Hand und privatem Kapital sehen wir eine gute Möglichkeit, die positiven Aspekte aus beiden Welten zusammenzuführen und optimal zu nutzen", sagte DSK-Mann Olaf Cunitz, der als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Frankfurt und dortiger Stadtplanungschef Denkweisen und Ziele beider Welten kennt. Auch Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach, wusste bereits von zahlreichen gelungenen Kooperationen zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand zu berichten. So hat die Stadt über ein PPP-Modell mit dem Unternehmen Hochtief Solutions AG unter anderem Schulneubauten realisiert. Dass es in vielen Städten immer noch so viele Vorbehalte gegen Privatunternehmen als Partner für Immobilien- und Stadtentwicklungsmaßnahmen gibt, ist für Schneider völlig unverständlich. "Wir sind mit diesem Modell in Offenbach seit Jahren sehr erfolgreich."







Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!