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07.06.2016 Klimaschutz darf Bezahlbarkeit von Immobilien nicht gefährden

Energieeffizienz bei Wohn- und Wirtschaftsimmobilien ist wichtig, doch darf sie nicht zulasten der Bezahlbarkeit gehen. 79 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, bei der Wohnungssuche auf eine hohe Energieeffizienz der Immobilie zu achten, 98 Prozent schauen jedoch zeitgleich auf die Bezahlbarkeit. 82 Prozent erklären, dass beim Klimaschutz auf die Verhältnismäßigkeit zwischen Wirtschaftlichkeit und Kostenaufwand geschaut werden muss. 67 Prozent meinen, dass der Klimaschutz Deutschland als Wirtschaftsstandort nicht gefährden darf. Das sind einige der Ergebnisse einer forsa-Umfrage zu den aktuellen Herausforderungen der Immobilienwirtschaft, die der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. anlässlich des Tags der Immobilienwirtschaft am 8. Juni 2016 in Berlin - dem größten Treffen der Branche abseits der Expo Real – durchgeführt hat. Dazu wurden Ende Mai 2016 1.205 Männer und Frauen zwischen 18 und 60 Jahren befragt.

Wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zur Verbesserung der Ökobilanz

„Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine deutliche Sprache. Zwar achten die Befragten auf die Energieeffizienz von Immobilien, doch darf diese nicht zu Kostenexplosionen führen. In der Immobilienwirtschaft müssen aus diesem Grund Lösungen gefunden werden, um die Ökobilanz von Bestands- und Neubauimmobilien zu verbessern, ohne die Herstellungskosten unverhältnismäßig zu erhöhen“, erklärt Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA. „Die aktuellen klimaschutzpolitischen Vorhaben der Bundesregierung, insbesondere die Novellierung des Energieeinsparrechts, enthalten jedoch gefährliche Kostenfallen für die Immobilienwirtschaft und ihre Kunden. Auf diese müssen wir als Branche weiterhin aufmerksam machen und in einen Dialog mit der Politik treten. Gemeinsam können wir die Energiewende in der Immobilienwirtschaft vorantreiben.“ Aus diesem Grund hat der ZIA mit seiner neu gegründeten Task Force Energie ein Gutachten in Auftrag gegeben, das wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Ökobilanz zusammentragen soll.

Angespannte Immobilienmärkte müssen auch im Inneren wachsen

„Unsere Städte und die Gesellschaft stehen im Wandel“, erklärt Christian Ulbrich, Vizepräsident des ZIA und President von JLL. 30 Prozent aller Umfrageteilnehmer, die in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern leben, geben an, bei der Wohnungssuche auf eine zentrale Lage zu achten. Dabei sind vor allem jüngere Wohnungssuchende (25 Prozent aller befragten 18- bis 29-Jährigen) an einer innerstädtischen Lage interessiert. Insgesamt suchen die Befragten in erster Linie nach einer guten ÖPNV-Anbindung (70 Prozent), Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten in der Umgebung (77 Prozent) sowie kurzen Arbeitswegen. 76 Prozent der Befragten wollen maximal 45 Minuten bis zum Arbeitsplatz brauchen, 40 Prozent sogar nur maximal 30 Minuten. „Hier wird deutlich, dass unsere angespannten Ballungsräume auch im Inneren wachsen müssen, um genügend Lebensraum in sämtlichen Lagen zu bieten. Hierfür ist jedoch eine Verdichtung der Innenstadtlagen notwendig“, meint Ulbrich. Derzeit plane das Bundesbauministerium die Einführung des neuen Gebietstypen „Urbanes Gebiet“ in der BauNVO. „Dafür müssen aber auch die veralteten Immissions-Richtlinien des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und der TA Lärm überarbeitet werden. Sonst wäre ein Nebeneinander von Wohn- und Wirtschaftsimmobilien nicht möglich. Die veralteten Regularien stammen aus einer Zeit, in der die Innenstädte noch voll mit lauter und schmutziger Industrie waren. Diese Zeiten sind vorbei“, fügt Mattner an.
Um in der Innenstadt zu wohnen, akzeptieren die Befragten auch eine dichtere Bebauung und höhere Geräuschkulisse als außerhalb des Zentrums. Während 52 Prozent überhaupt nicht in innerstädtischen Lagen wohnen möchten, geben weitere 34 Prozent an, eine dichtere Bebauung in Kauf zu nehmen. 25 Prozent erklären, dass auch eine höhere Geräuschkulisse kein Problem darstelle. 19 Prozent würden zudem eine kleinere Wohnung akzeptieren. „Menschen, die in zentralen Lagen wohnen wollen, suchen ein urbanes Umfeld. Dazu gehört eben auch die Geräuschkulisse einer Großstadt“, sagt Mattner.

Städte müssen ganzheitlich wachsen

87 Prozent der Umfrageteilnehmer geben an, dass ihr Büroarbeitsplatz möglichst schnell von zu Hause erreichbar sein soll. Damit ist dieser Aspekt ebenso wichtig wie die moderne Büroausstattung (89 Prozent) und eine ruhige Arbeitsatmosphäre (93 Prozent). „Politik und Immobilienwirtschaft sollten deshalb auf eine ganzheitliche Stadtentwicklung setzen“, erklärt Christian Ulbrich. Der anhaltende Fokus der Politik und Öffentlichkeit auf die angespannte Wohnungsmarktsituation in den Ballungsgebieten dürfe nicht dazu führen, dass Wirtschaftsimmobilien verdrängt werden. „Wir bekommen inzwischen von mehreren Branchenteilnehmern die Rückmeldung, dass Baugenehmigungsverfahren für neue Wirtschaftsimmobilienprojekte in den Ballungsgebieten nachrangig bearbeitet werden“, sagt Ulbrich. „Das ist jedoch sehr kurzsichtig. Die wirtschaftliche Stärke unserer Städte beruht auf der Kombination aus Wohnen, Arbeiten und Versorgen. Eine Verzögerung in der Realisierung von Bauvorhaben führt bestenfalls zu Kostensteigerungen, aber gegebenenfalls zu Umsiedlungen von Unternehmungen mit entsprechenden Konsequenzen auf die kommunale Struktur und dem Steueraufkommen.“



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