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08.04.2016 ZIA fordert verbesserte Planbarkeit für Flüchtlingsaufnahme

Heute fand im Bundeskanzleramt ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin sowie Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V., und weiteren Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über die Aufnahme von Flüchtlingen statt. Dazu erklärt Mattner: „Deutschlands Immobilienmärkte haben nach wie vor das Potenzial, entsprechend zu wachsen und so die Infrastruktur für die Aufnahme und Integration von Hilfesuchenden bereitzustellen. Allerdings benötigen wir dafür mehr Planbarkeit.“ Dafür hat der ZIA gemeinsam mit empirica einen neuen kapazitätsorientierten Verteilungsschlüssel entwickelt. „Eine gelenkte Verteilung der Flüchtlinge kann auf Grundlage einer Wohnortauflage von drei Jahren zu einer strukturierten Aufnahme führen. Die Verteilung muss die Bevölkerungsentwicklung, Wohnungsmarktsituation und das Arbeitsplatzangebot der Regionen berücksichtigen“, sagt Mattner. „Die gezielte Verteilung entlastet die angespannten Wohnungsmärkte der Metropolen und Großstädte und kann strukturell geschwächte Regionen in Deutschland wieder motivieren.“

Im aktuellen empirica-Gutachten rechnet das Analysehaus mit einem jährlichen Neubaubedarf von 75.000 Wohnungen im Zeitraum 2016 bis 2020 zusätzlich zu dem bestehenden Bedarf von 286.000 neu zu errichtenden Wohnungen pro Jahr. In einem weiteren Branchen-Szenario wird sogar von fast 185.000 zusätzlichen Neubauwohnungen pro Jahr durch den erhöhten Zuzug von Hilfesuchenden ausgegangen. „Im schlimmsten Falle benötigen wir also aufgrund der aktuellen ungelenkten Verteilung der Flüchtlinge in Deutschland bis zu 471.000 neu zu errichtende Wohnungen pro Jahr. Das ist angesichts der aktuellen Baugenehmigungszahlen in Deutschland ein – offen gesagt – unrealistisches Ziel und überfordert unsere Städte“, erklärt Mattner.

Immobilienmärkte brauchen bessere Rahmenbedingungen und schnelle Entscheidungen

„Auch eine gelenkte Flüchtlingsverteilung kann nur eine temporäre Erleichterung für die Immobilienmärkte darstellen. Schon heute liegen die Fertigstellungszahlen in den angespannten Märkten unter dem tatsächlichen Bedarf an bezahlbaren Wohnungen, auch ohne Einberechnung der Flüchtlingszahlen. Nach Ablauf der Wohnortauflage müssen wir zudem mit neuen Wanderungsströmen in Deutschland und einem erneut steigenden Druck auf die Metropolregionen rechnen. Den Handlungsbedarf in den Metropolregionen gibt es also bereits jetzt. Die Immobilienprojekte, die wir heute planen, können erst in zwei bis drei Jahren wirklich bezogen werden“, fügt Mattner an. Aus diesem Grund fordert der ZIA ein verbessertes regulatorisches Umfeld sowie mehr qualifiziertes Personal in den Städten und Gemeinden für Baugenehmigungsverfahren. „Der Handlungsbedarf ist mehr als deutlich. Kostentreiber wie etwa erhöhte energetische Auflagen, langfristige Genehmigungsverfahren oder auch das Wettrennen im Anheben von Grund- und Grunderwerbsteuer führen zu ernsthaften Problemen für die Immobilienwirtschaft. Das regulatorische Umfeld muss verbessert werden. Die Ausweisung von neuem Bauland sowie die Erteilung von Baugenehmigungen müssen beschleunigt werden. Nur so kann die Immobilienwirtschaft schnell reagieren“, erklärt Mattner.

Zudem weist der ZIA darauf hin, dass die bisherige Diskussion in Öffentlichkeit und Politik nicht dazu führen darf, Wirtschaftsimmobilien zu vernachlässigen. „Neue Baugenehmigungen dürfen nicht ausschließlich für Wohnungsprojekte erteilt werden. In einigen Regionen ist das heute aber schon der Fall. Unsere Städte müssen ganzheitlich wachsen. Wirtschaftsimmobilien wie etwa Bürogebäude oder auch Einzelhandelsflächen sind zwingend notwendig, um die wirtschaftliche Stärke unserer Städte nicht zu gefährden“, sagt Mattner. Wohnraum sei ebenso wichtig wie die Möglichkeit zu arbeiten und sich zu versorgen. „Wir brauchen eine ausgewogene Stadtentwicklung auch in stark angespannten Zeiten.“




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