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14.11.2017 Europäische Outlet Center: Roermond wieder Spitzenreiter

Es ist so ähnlich wie die Schönheitskonkurrenz bei den Wahlen zur „Miss Universum“. Jedes Jahr bewerten internationale Markenhersteller als Mieter den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Stores in den derzeit über 150 Outlet Centern in Europa. Die Ergebnisse fließen dann in ein Ranking ein, welches die wirtschaftlich erfolgreichsten Fabrikverkaufszentren ausweist. Aber nicht nur das: es werden auch detailliert jene Center benannt, welche sich im Tabellenkeller befinden. Damit wird für diese Vertriebsform des Einzelhandels auf europäischer Ebene eine bislang einmalige Markttransparenz hergestellt, welche je nach Platzierung bei den Eigentümern und Betreibern Freude oder auch Betrübnis auslösen kann.

Während jedoch bei den „Miss-Wahlen“ jedes Jahr einer anderen Schönheit das Krönchen aufgesetzt und die Schärpe umgehängt wird, ist dies beim „Outlet Centre Performance Report Europe“ (OCPRE) anders. Bereits zum dritten Mal in Folge und seit dem erstmaligen Erscheinen des OCPRE im Jahr 2009 zum fünften Mal wird die Auszeichnung als das aus Mietersicht wirtschaftlich erfolgreichste Outlet Center in Europa dem McArthurGlen Center im niederländischen Roermond verliehen. Dessen Dominanz könnte zwischenzeitlich kaum größer sein: im vergangenen Jahr wurde Roermond zum architektonisch schönsten Center gewählt, auch beim Markenbesatz errang dieses Center 2016 den Spitzenplatz und selbst bei der in diesem Jahr erstmals gestellten Frage nach dem besten Gastronomieangebot fuhr Roermond erneut den Sieg ein.

Auf den Plätzen 2 und 3 der wirtschaftlich erfolgreichsten Outlet Center folgen die von Value Retail betriebenen Center La Vallée Village in Serris (F), was ganz in der Nähe des Freizeitparks Disneyland Paris liegt, und das Outlet Center Bicester Village im Vereinigten Königreich, das nicht zuletzt auch durch die Nähe zu bedeutenden Tourismusdestinationen wie Stonehenge und Oxford punkten kann. Bemerkenswert ist, daß in diesem Jahr erstmals zwei russische Center in die europäischen Top 10 vorgestoßen sind: so konnten sich das Vnukowo Outlet Center in Moskau und das Pulkovo Outlet Village in St. Petersburg mit identischer Durchschnittsbewertung auf dem gemeinsamen Platz 9 etablieren. Das im europäischen Vergleich beste deutsche Center stellt die Outlet City Metzingen dar, welche den 8. Platz erobern konnte.

Im Tabellenkeller ist dagegen der „Blues“ angesagt. Weder bei Mietern noch Eigentümern oder Betreiber kommt hier besondere Freude auf. Die „rote Laterne“ der aus Mietersicht am schlechtesten performenden Outlet Center hält diesmal das Cilento Outlet Village im italienischen Eboli. An zweitletzter Stelle folgt das im belgischen Messancy befindliche McArthurGlen Luxembourg, das sich seit Jahren auf den hinteren Rängen tummelt und es trotz der unzweifelhaften Kompetenz des Betreibers nicht schafft, sich nach oben zu arbeiten. Insgesamt erhalten 33 Outlet Center in Europa von ihren Mietern eine mehr oder weniger kritische Bewertung.

Insgesamt konstatieren die befragten Markenhersteller aber nach wie vor, daß ihre in Outlet Centern betriebenen Stores deutlich profitabler sind, als ihre Markenstores in den innerstädtischen Hauptgeschäftslagen. Auch gegenüber den eigenen Online-Stores zeigen die Standorte in den Fabrikverkaufszentren nach wie vor eine bessere Ertragssituation. Entsprechend wird dieser Distributionskanal der Markenhersteller weiter ausgebaut. Im Durchschnitt wollen die Markenhersteller im Jahr 2018 ca. 2,7 neue Outlet Stores eröffnen, wobei vier Hersteller sich sogar ein Ziel von zehn neuen Standorten gesetzt haben. Aufgeschlüsselt nach Ländern gilt Deutschland dabei weiterhin als das Zielland Nr. 1: über 57 % aller Markenhersteller suchen in Deutschland nach neuen Outlet-Standorten, an zweiter Stelle folgt Frankreich mit 37 % und dann das Vereinigte Königreich mit 23 %.

Nachdem in den letzten Monaten verschiedene Fernsehreportagen das Thema der speziell für Outlets hergestellten Produkte behandelt und die Qualität solcher Waren teilweise sehr kritisch bewertet hatten, wurde auch die Frage im OCPRE aufgegriffen. Dabei war es besonders bemerkenswert, in welcher Offenheit die befragten Markenhersteller hier antworteten. Nur 19,5 % aller Befragten verweigerten hier eine Auskunft. Mit 57,3 % stellte zwar deutlich mehr als die Hälfte der Hersteller klar, dass dies bei ihnen nicht vorkommt, mit 23,2 % bestätigte jedoch fast jeder vierte befragte Hersteller, daß dies der Fall sei. Ob diese speziell für Outlet produzierten Waren aber qualitativ denselben oder einen schlechteren Standard haben, wie die Produkte im Full-Price, geht aus den Antworten nicht hervor.

Erstmals hatten die Markenhersteller auch die Gelegenheit jene Marke zu benennen, welche am liebsten als Nachbarschaftsnutzung zum eigenen Store in einem Outlet Center gesehen wird. Hier erhielt Polo Ralph Lauren mit 34,5 % die mit Abstand meisten Nennungen, gefolgt von Nike (24,1 %) und Tommy Hilfiger (17,2 %). Dabei wurde v.a. auch deutlich, daß die Markenhersteller offensichtlich die Nähe zu ähnlichen Anbietern suchen, d.h. Sportartikelmarken suchen die Nähe von anderen Sportartikelmarken und Haushaltswarenhersteller suchen die Nähe von anderen Haushaltswarenanbietern. Offensichtlich erkennen die Hersteller in der räumlichen Bündelung die Schaffung einer besonderen Angebotskompetenz und / oder sehen hier die Möglichkeit, sich gegenüber dem direkten Wettbewerb in besonderer Weise zu profilieren.

Der OCPRE wird seit 2008 jährlich gemeinsam von den Forschungsbüros ecostra (Wiesbaden, Deutschland) und magdus (Troyes, Frankreich) erstellt. Der Report basiert auf einer Befragung internationaler Markenhersteller u.a. zum wirtschaftlichen Erfolg ihrer, in den europäischen Outlet Centern betriebenen, Outlet Stores. Darüber hinaus werden noch allgemeine Aspekte der Standortwahl, des Expansionsverhaltens und zu Marktentwicklungen erfasst. In diesem Jahr haben sich 82 Markenhersteller an der Befragung beteiligt, die insgesamt ein Markenportfolio von etwa 120 verschiedenen Marken vertreten. Soeben wurde die Untersuchung für das Jahr 2017 abgeschlossen und die Daten ausgewertet. Der gedruckte Berichtsband mit allen Detailergebnisse wird Mitte Dezember 2017 erscheinen und kann im ecostra-Webshop zum Preis von 120,-- € (zzgl. MwSt.) bezogen werden.




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