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11.09.2017 Wann ändert die EZB ihren geldpolitischen Kurs?

EZB-Präsident Mario Draghi hatte angekündigt, dass die Europäische Zentralbank im Herbst über die Zukunft ihres Anleihenkaufprogramms berät. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause beschloss sie allerdings noch keine Anpassungen. Entscheidender Faktor für die abwartende Haltung der EZB ist der erstarkte Eurokurs.

Mario Draghi steckt in der Klemme: Einerseits fordern immer mehr Banken, Marktexperten und Politiker – insbesondere aus der Bundesrepublik ? das Ende des billigen Geldes in der Eurozone. Sie verweisen mit Nachdruck auf die andauernde Erholung der europäischen Wirtschaft. Eine Einschätzung, der die EZB grundsätzlich zustimmt. Andererseits spricht die Entwicklung einiger ökonomischer Eckdaten gegen ein Ende der Anleihenkäufe und der Niedrigzinsen. Nicht nur, dass die Verbraucherpreise bisher nicht nachhaltig die Zielmarke von 2,0 Prozent erreicht haben. Inzwischen droht weiterer Ärger, nachdem der Eurokurs seit Jahresbeginn zum Dollar um über zehn Prozent gestiegen ist. Der stärkere Euro spiegelt zwar das erfreuliche Wirtschaftswachstum wieder, verteuert aber auch Produkte aus der Eurozone und schwächt somit den Export. Gleichzeitig werden Importe günstiger, was wiederum für eine niedrigere Inflation sorgt. Ein Ende des billigen Geldes könnte diesen Trend noch verstärken. Eine Entwicklung, die so keinesfalls gewünscht ist und dem EZB-Rat um Draghi Sorgen bereitet. Der EZB-Präsident sprach im Anschluss an die Sitzung davon, dass der starke Eurokurs Unsicherheit bereite und überwacht werden müsse.

Eines ist aber klar: In den nächsten Monaten muss die EZB zwangsläufig über die Zukunft des Anleihenkaufprogramms entscheiden, da es bis Jahresende ausläuft. Gleichzeitig sieht es danach aus, dass die EZB im nächsten Frühjahr eigene Ankaufgrenzen bei den Anleihenkäufen erreichen wird. Die Entscheidung wurde also vorerst vertagt. Viel zeitlicher Spielraum bleibt dem EZB-Rat aber nicht mehr.
Am 20. September folgt der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve, die ebenfalls aus der Sommerpause zurückkehrt. Der Markt erwartet vorerst keine weitere Zinserhöhung. Der nächste Zinsschritt der Fed könnte im Dezember oder erst im kommenden Jahr erfolgen. In der kommenden Sitzung wird sie voraussichtlich den Beginn ihrer Bilanzreduzierung beschließen.

Entwicklung der Baufinanzierungszinsen:

Die Bestzinsen für 10-jährige Hypothekendarlehen vollzogen seit Anfang August einen zyklischen Rückgang. „Von 1,16 Prozent ging es bis Anfang September auf 1,02 Prozent zurück“, erläutert Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH. „Seit dem Höchststand im Juli sind es 20 Basispunkte. Diese rückläufige Entwicklung der letzten sechs Wochen wird aber voraussichtlich nicht von Dauer sein. Zwar fehlen aktuell die Impulse für einen neuerlichen Zinsanstieg. Es ist aber davon auszugehen, dass die Anleihen- und Zinskurse – auch im Zuge neuer Maßnahmen der Notenbanken ? in den nächsten Monaten wieder in Bewegung geraten. Entsprechend sollten die Baufinanzierungszinsen im nächsten Jahr tendenziell steigen.“

Nach Meinung von Haffner tun Baufinanzierungsmakler in diesen Zeiten gut daran, ihren Kunden die aktuelle Zinssituation mit ihren Chancen und Risiken ausführlich darzulegen: „Wer aktuell nach einer Immobilie sucht, kann nach wie vor von sehr niedrigen Zinsen profitieren. Für die kommenden Monate ist auch nicht mit sprunghaften Anstiegen der Zinsen zu rechnen. Es sollte also keinesfalls Panik unter den Baufinanzierungskunden aufkommen.“ Nichtsdestotrotz könne mit einem zügigen Abschluss in den nächsten Monaten unter Umständen gutes Geld gespart werden. Angesichts hoher Immobilienpreise, vor allem in den Ballungsräumen, könnten sich leichte prozentuale Veränderungen der Baufinanzierungszinsen bereits deutlich auf die Finanzierungskosten auswirken.

Tendenz:
Kurzfristig: schwankend seitwärts
Langfristig: steigend






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