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13.06.2017 Einzelhandel in Europa: Zentral- und Osteuropa holen auf

GfK hat eine umfassende Analyse des Einzelhandels in 32 Ländern Europas erstellt. Sie untersucht die Kaufkraft, den Einzelhandelsanteil am privaten Konsum, die Inflation sowie die Flächenproduktivität und enthält eine Umsatzprognose für das Jahr 2017. Die Studie ist Teil der neuen Ausgabe des ACROSS Magazins, die auf der ICSC Europa-Konferenz in Wien vorgestellt wird.

Kaufkraft 2016: Höchste Zuwachsraten für Zentral- und Osteuropa

Vielerorts haben sich sinkende Arbeitslosenzahlen und ein leichter Anstieg der Lohnniveaus positiv auf die Einkommenssituation der Europäer ausgewirkt. Durchschnittlich standen den EU-28-Bürgern für Konsumzwecke 16.153 Euro pro Kopf und damit nominal +0,7 Prozent mehr Kaufkraft als im Vorjahr zur Verfügung. Dabei gilt es zu beachten, dass Wechselkurseffekte, vor allem durch die Abwertung des britischen Pfundes, die Steigerungsrate verzerren. Die höchsten Zuwachsraten erzielten die zentral-und osteuropäischen Staaten.

Umsatzprognose 2017: Robustes Wachstum für die EU-28 Länder

Insgesamt prognostiziert GfK ein solides Umsatzwachstum von +1,4 Prozent (nominal) für die Länder der EU-28 im Jahr 2017. Ohne Großbritannien wächst der Einzelhandelsumsatz sogar um +2,2 Prozent. Die Wachstumsregionen aus dem Vorjahr zählen auch 2017 zu den Gewinnern. So erzielen Rumänien (+9,8 Prozent) und Ungarn (+5,7 Prozent) besonders dynamische Wachstumsraten. Auch für Kroatien und Bulgarien sowie die baltischen Staaten rechnet GfK mit Umsatzzuwächsen zwischen vier Prozent und 5,5 Prozent. Die Aufwertung des polnischen Zloty sowie Lohn-und Preissteigerungen lassen in Polen ein Umsatzplus von 5,3 Prozent erwarten. Und nach zwei Jahren rückläufiger Umsätze können die stationären Einzelhändler in Griechenland leicht aufatmen. Für 2017 wird ein leichtes Plus von ein Prozent erwartet.

Einzelhandelsanteil am privaten Konsum: Kaufkraftwachstum kam europäischem Einzelhandel nur anteilig zugute

Der langfristige Trend, dass der Anteil des stationären Handels an den Konsumausgaben der Europäer sinkt, hat sich im Jahr 2016 fortgesetzt. Die Quote lag laut revidierten Zahlen im Jahr 2016 in der EU-28 bei 31,3 Prozent – nach 31,4 Prozent im Vorjahr. Das Plus im Portemonnaie geben die Europäer zunehmend im Gesundheitssektor oder in der Gastronomie, aber auch beim Online-Shopping oder für Wohnen aus.

Inflation: Preisentwicklung nimmt europaweit langsam Fahrt auf

Im Jahr 2016 lag die Teuerungsrate in den EU-28 Ländern mit +0,3 Prozent nur knapp oberhalb der Nullinflation von 2015. Elf europäische Staaten wiesen im Jahr 2016 sogar eine Deflation auf. Dies betraf vor allem ost-und südosteuropäische Staaten. Für 2017 prognostiziert die Europäische Kommission eine Inflationsrate von 1,8 Prozent in den EU-28 Ländern. Innerhalb der Europäischen Union müssen sich neben den estnischen Verbrauchern (2017: +2,8 Prozent) vor allem die Briten darauf einstellen, für das gleiche Geld zukünftig weniger Waren in den Einkaufskorb legen zu können (2017: +2,5 Prozent).

Verkaufsflächenausstattung: Heterogene Entwicklung der Verkaufs-flächen
Per Saldo wuchs die Verkaufsfläche in den EU-28 Ländern in 2016 um +0,7 Prozent. Da die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum ebenfalls anstieg, erzielte die Verkaufsflächenausstattung pro Kopf mit 1,17m² ein Plus von 0,4 Prozent. Dabei verlief die Entwicklung europaweit sehr unterschiedlich. Österreich und die Niederlande konnten im Jahr 2016 sowohl absolut als auch bei der Pro-Kopf-Ausstattung ihr Vorjahresniveau nicht halten – bilden aber weiterhin gemeinsam mit Belgien die drei EU-Länder mit der höchsten Pro-Kopf-Ausstattung. In Zentral-und Osteuropa entwickelte sich die Verkaufsfläche positiv – analog zur guten Verbraucherstimmung und den größtenteils überdurchschnittlichen Wachstumsraten im Einzelhandel. Auch in Spanien und Italien trugen Erweiterungen und Neueröffnungen großflächiger Läden zu einem Anstieg der Verkaufsflächenausstattung bei.

Flächenproduktivität: Positiver Trend setzt sich fort

Sowohl die Konsolidierung der Ladennetze als auch das gebremste Wachstum im E-Commerce wirkten sich positiv auf die Flächenleistung des gesamten stationären Handels aus. Lässt man bei der Betrachtung der europäischen Performancewerte Großbritannien aufgrund der Wechselkursthematik außen vor, ergibt sich eine Steigerung der Flächenleistung um +0,9 Prozent in der EU-27. Diese Steigerung steht in vielen Fällen, insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel, auch mit einem Trading-Up in Verbindung. Wie in Vorjahren wurden die höchsten Flächenproduktivitäten in Luxemburg und der Schweiz sowie Norwegen und Schweden erzielt. Demgegenüber erreichte der Ladeneinzelhandel in der Ukraine – dem Schlusslicht innerhalb der betrachteten europäischen Länder – nur knapp 27 Prozent der Flächenproduktivität der Luxemburger.

Studienleiterin und GfK-Einzelhandelsexpertin Antje Hille fasst zusammen: „Europa navigiert durch unruhige Gewässer. Insbesondere der Zusammenhalt in der Europäischen Union wurde 2016 gleich mehrfach auf den Prüfstand gestellt. Zu den politischen Dauerbrennern wie Flüchtlings- und Terrorthematik gesellten sich mit dem Brexit-Votum, einer Zunahme nationalistischer Tendenzen in fast allen Mitgliedsstaaten und politischen Spannungen mit der Türkei neue Herausforderungen. Europas Wirtschaft zeigte sich hingegen von ihrer robusten Seite und blickt auf ein zufriedenstellendes Jahr zurück. Erneut stellt der private Konsum europaweit eine wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung dar. Davon konnte auch der Einzelhandel profitieren, wenngleich die Wachstumsraten innerhalb der europäischen Staaten sehr unterschiedlich ausfallen.“

Zur Studie

Für insgesamt 32 europäische Länder wurden folgende GfK-Kennziffern ausgewertet: GfK Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz sowie Einzelhandelsanteil an den Gesamtausgaben der Bevölkerung. Darüber hinaus prognostiziert GfK den Einzelhandelsumsatz im Jahr 2017. Ebenfalls betrachtet wird die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Studie untersucht außerdem die Verkaufsflächenausstattung und Flächenproduktivitäten der europäischen Länder und befasst sich in einem vierseitigen Länderspezial mit Frankreich als Einzelhandelsmarkt.

Die Berechnungen von GfK zu Umsätzen und Kaufkraft erfolgten alle in Euro, ausgehend vom durchschnittlichen Wechselkurs der Landeswährung im Jahr 2016 (laut Europäischer Kommission). Der Redaktionsschluss für die Informations- und Datenaufbereitung war Februar 2017.







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