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02.05.2017 ULI Germany: Unsicherheit als neue Konstante

Die Rekordanmeldezahlen von über 300 ULI-Urban-Leader-Summit-Teilnehmern spricht Bände: Protektionismus, politische Instabilität und Proteste beeinflussen immobilienwirtschaftliche Geschäftsmodelle - und zwar weltweit. Umso größer ist der Informations- und Diskussionsbedarf, der auch in diesem Jahr wieder Spitzenvertreter aus Immobilienwirtschaft, Architektur, Stadtplanung, Politik und Finanzwirtschaft nach Frankfurt lockte. "Niemals zuvor hat die Immobilienökonomie so intensiv weltpolitische Fragestellungen thematisiert. Dabei geht es der Branche so gut wie selten zuvor", stellte Steffen Uttich, Leiter Fondsmanagement bei der BEOS AG und Moderator des Summit fest.

Der diesjährige International Leaders Talk nahm diese These auf und diskutierte den Einfluss autokratischer Staatslenker auf das internationale Immobiliengeschäft. Im Zentrum der Diskussion stand Donald Trump mit seiner Politik der Abschottung. Die Diskutanten der Runde identifizierten den neuen US-Präsidenten als Treiber eines von Wechselhaftigkeit geprägten Führungsstils, der Prognosen nahezu unmöglich mache. "Die Auswirkungen auf immobilienwirtschaftliche Geschäftsmodelle lassen sich derzeit kaum absehen, da völlig unklar ist, ob der Präsident die Politik, die er ankündigt, auch tatsächlich umsetzt", sagte John Banka, Managing Principal beim Project Partners International. Allerdings gäbe Trump den anderen Staaten das Gefühl, dass sie mit den USA nun eigene 'Deals' machen müssten. "Und das ist gefährlich für Europa".

Trumps Ankündigungen in Bezug auf die Steuerpolitik und Handelszölle sorgen dennoch schon jetzt für Unruhe in der Branche. "Die geplanten Zollschranken werden einen immensen Einfluss auf die weltweite Einzelhandelswirtschaft haben", sagte Josip Kardun, CEO des Shoppingcenterinvestors Multi Corporation bv. Derzeit seien aber die Amerikaner darüber mehr in Sorge als die Europäer. Kardun ist sicher, dass es für Trump keine zweite Amtszeit geben wird.

Auch Michael Cochran, Senior Managing Director bei der Immobilieninvestmentbank Eastdil Secured hob hervor, wie hauchdünn Trumps Mehrheit in vielen Bundesstaaten sei, was die Durchsetzung seiner politischen Forderungen grundsätzlich erschwere. Ein weit größerer Einfluss auf die Immobilienbranche hat seiner Überzeugung die Entwicklung der Kapitalmärkte - und die Aufteilung der Welt zwischen denjenigen, die haben und denen, die nichts haben. An diesen Punkt knüpfte Sebastiano Ferrante, Head of Germany and Italy beim Immobilieninvestor PGIM Real Estate, an und ging mit dem Selbstverständnis globaler Eliten ins Gericht. "Viele vergessen, dass 98 Prozent der Bevölkerung in Staaten leben und nicht in Städten oder in internationalen Schulen und Internaten." Populistische Tendenzen hätten es darum in vielen Ländern leicht.

Ferrante betonte zugleich, dass politische Unsicherheit nicht allein von den USA ausgehe, sondern letztlich auch eine Frage der Perspektive sei. Sein Eindruck: International agierende Kapitalsammelstellen halten die politischen Entwicklungen in vielen europäischen Staaten vielfach für noch unberechenbarer als den politischen Zickzack Donald Trumps. "Wir sehen, dass vor allem asiatische Anleger aus diesem Grund Kapital umschichten und in die USA und nach London umlenken", so Ferrante. Den Wahlausgang in Frankreich und Deutschland, aber auch die kritische Lage bei den italienischen Banken, verfolgten diese Akteure daher mit großer Spannung.

Die deutsche Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen, Dr. Gertrud R. Traud, merkte an, dass sich Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung zwar mit neuen Formen der Unsicherheit auseinandersetzen müssten, die konjunkturellen Aussichten seien dennoch durchweg positiv. "Ich bin sicher, dass wir in drei oder vier Jahren wieder glauben, dass die Lage in Wirtschaft und Politik so unsicher sei wie noch nie. Und zurückblicken und denken: 2017 war alles einfacher."







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