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24.04.2019 Alte Bauten, neuer Beat: Architekturspektakel 72 Hour Urban Action

Neuperlach in München, Chorweiler in Köln oder das Märkische Viertel in Berlin haben mit der bekannten Plattenbausiedlung Lobeda in Jena eins gemein: Die meisten Quartiere leiden seit Jahrzehnten unter ihrem Ruf – selbst wenn viele Menschen dort gern leben oder sich Viertel längst gewandelt haben. Die Stadt Jena geht nun einen ungewöhnlichen Weg, Image, Wohnqualität und das Leben im öffentlichen Raum zu thematisieren. Vom 2. bis zum 5. Mai 2019 holt sie das Echtzeit-Architekturfestival 72 Hour Urban Action nach Lobeda.

„Durch dieses einmalige Projekt in unserer Region erhoffen wir uns ein interaktives Planen und Bauen zwischen internationalen Gestaltern und den Anwohnern im Viertel. Vor allem aber lenken wir deutschlandweit gezielt den Blick in einen Teil von Jena, den viele nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn A4 kennen und für Jena halten. Durch das Festival rückt indes die gesamte Stadt als Universitäts-, Hightech- und Kulturstandort in den Fokus“, erklärt Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, anlässlich der Pressekonferenz im Vorfeld der Veranstaltung.

Mehr als 120 Teilnehmer aus über 26 Nationen konzipieren und realisieren drei Tage lang temporäre urbane Architekturkonzepte. Nitzsche: „Bei dem High-Speed-Architekturwettbewerb arbeiten internationale Experten gemeinsam mit den Jenaer Bürgern eng zusammen. Damit transportiert das Festival auch eine politische Botschaft: Es zeigt die Offenheit Jenas und ermöglicht es jedem, selbst mit kleinen Veränderungen, Großes zu bewirken.“

Jonas Zipf, Werkleiter JenaKultur, verweist auf die inhaltliche Nähe zum Bauhaus, das gerade sein 100-jähriges Jubiläum feiert und seine Wiege im benachbarten Weimar hat. Zipf: „Der industrielle Wohnungsbau in Plattenbauweise ist weder ein Ost- noch ein Westphänomen, sondern weltweit zu finden. Interessant ist, dass die Idee, moderne Architektur mit vorgefertigten Betonteilen umzusetzen, bereits im Bauhaus entstanden war.“

Den Machern und Organisatoren der Veranstaltung ist es wichtig, dass das Festival architektonisch aktuelle Zeitfragen lebendig beantwortet. Zugleich soll die DNA von Jena Lobeda aufgegriffen werden. „In zahlreichen Workshops wurden vorab Orte lokalisiert, die im Rahmen des Festivals umgebaut werden sollen. Kunst im öffentlichen Raum soll dabei helfen, das eigene Lebensumfeld aus einer neuen Perspektive zu begreifen und individuelle Lösungsvorschläge einzubringen“, erklärt Kerem Halbrecht, Architekt und Begründer 72 Hour Urban Action im Rahmen der Pressekonferenz. Halbrecht und der ebenfalls aus Israel stammenden Kuratorin Gilly Karjevsky ist wichtig, dass sich die Bewohner aktiv einbringen. „Die nachbarschaftliche Teilhabe steht im Fokus. Dies wird dadurch deutlich, dass viele der Teilnehmer aus Lobeda und der Umgebung kommen.“

Elisabeth Wackernagel, Stadträtin und Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses: „Das Projekt ist natürlich auch aus städtischer Sicht interessant, weil im Rahmen eines Formates Grenzen gesprengt werden können. Normalerweise benötigen Architekturprojekte eine lange bürokratische Vorlaufzeit. Im Rahmen des Architekturwettbewerbs 72 Hour Urban Action werden jedoch schnelle und leicht umsetzbare Lösungen entworfen, die das Stadtviertel sofort attraktiver machen.“

Vorgängerprojekte in Stuttgart, Italien oder Dänemark in den vergangenen zehn Jahren haben gezeigt, dass die entworfenen Bauwerke einen sofortigen Nutzen für die Bewohner bringen und noch heute von der Nachbarschaft genutzt und gepflegt werden. Dies erhoffen sich die Initiatoren auch in Lobeda. Sollten die entstandenen baulichen Lösungen den statischen Anforderungen gerecht werden, lassen sie sich vom temporären in einen permanenten Zustand überführen.

Im Rahmen des Festivals wird eigens eine Zeltstadt für die Teilnehmer aufgebaut, in der die mehr als 100 Teilnehmer debattieren, essen, schlafen und arbeiten können. Die Vorbereitungen für das Event laufen laut JenaKultur seit gut 1,5 Jahren.







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