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23.08.2018 Internationaler Hochhaus Preis 2018: Fünf Projekte noch im Rennen

Noch mit im Rennen um die Auszeichnung: Oasia Hotel Downtown, Singapur. Von WOHA Architects, Singapur. Foto: © WOHA Architects. Fotograf: K. Kopter
Der Internationale Hochhaus Preis (IHP) 2018 geht in die entscheidende Runde: Die Jury hat fünf Hochhäuser als Finalisten ausgewählt. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro und einer Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand dotiert. Verliehen wird der Preis am 1. November 2018 von der Stadt Frankfurt am Main mit dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) und der DekaBank in der Frankfurter Paulskirche.

Die Finalisten 2018 auf einen Blick:

- MahaNakhon (Bangkok/Thailand) von Büro Ole Scheeren, Bangkok/Thailand und OMA Office for Metropolitan Architecture, Peking/China

- Beirut Terraces (Beirut/Libanon) von Herzog & de Meuron, Basel/Schweiz

- Torre Reforma (Mexiko-Stadt/Mexiko) von L. Benjamín Romano, Mexiko-Stadt/Mexiko

- Chaoyang Park Plaza (Peking/China) von MAD Architects, Peking/China

- Oasia Hotel Downtown (Singapur) von WOHA, Singapur


Der IHP gilt als der weltweit wichtigste Architekturpreis für Hochhäuser.
Er richtet sich an Architekten und Bauherren, deren Gebäude mindestens 100 Meter hoch sind und in den vergangenen zwei Jahren fertiggestellt wurden. Die Jury besteht aus Architekten, Tragwerksplanern, Immobilienspezialisten und Architekturkritikern. Sie beurteilt die nominierten Projekte nach folgenden Kriterien: zukunftsweisende Gestaltung, Funktionalität, innovative Bautechnik, städtebauliche Einbindung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die diesjährigen fünf Finalisten wurden unter 36 Nominierten aus 15 Ländern ausgewählt.

Über die Finalisten:

Im Fokus der Jury-Diskussion stand die Frage: „Was gibt das Gebäude zurück?“ Juryvorsitzender Kai-Uwe Bergmann von BIG – Bjarke Ingels Group (Gewinner des IHP 2016) erklärte diesen Aspekt zum wichtigsten Bewertungskriterium für die Projekte. Weitere Kriterien auf dem Weg zur Entscheidung waren wie ein Hochhaus zum Stadtgefüge und zum urbanen Leben beiträgt. Darüber hinaus wurden unter anderem folgende Aspekte analysiert: die übergreifende Aussage, die skulpturalen Qualitäten, das statische Konzept, die Nutzungsmischung sowie die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Gestaltung.

Das Ergebnis ist die Shortlist mit fünf Finalisten, die stellvertretend für die enorme Bandbreite aller nominierten Gebäude stehen. Das mexikanische, das nahöstliche und die drei asiatischen Projekte finden eine je einzigartige Interpretation ihrer Typologie – sei es ein agiler Büroturm (Torre Reforma), ein gestapelter Wohnturm (Beirut Terraces), ein mischgenutzter Hochhausgarten (Oasia Hotel Downtown), ein lokal verwurzeltes Ensemble (Chaoyang Park Plaza) oder ein Hotel in Gestalt einer verpixelten Skulptur (MahaNakhon).

Als eines von zwei nominierten Projekten des Büro Ole Scheeren hat es MahaNakhon unter die Finalisten geschafft. Ole Scheeren begann die Arbeit am höchsten Gebäude Thailands noch beim Office for Metropolitan Architecture (OMA), vollendete sie dann aber im eigenen Büro. Der Turm mit seiner charakteristischen Pixelfassade ist ein neues Wahrzeichen Bangkoks und zugleich Sinnbild für den Aufschwung der Metropole und die damit einhergehende Globalisierung. Jury-Mitglied Jette Cathrin Hopp erkennt „eine interessante Variation einer ansonsten klassischen Typologie durch die Fragmentierung und Verpixelung, die Teile des blockhaften Gesamtbildes auflösen.“

Mit ihrem skulpturalen Projekt Beirut Terraces ästhetisieren Herzog & de Meuron das Thema Wohnen im mediterranen Klima wie in Libanons Hauptstadt Beirut. Die weißen und gegeneinander verschobenen Geschossplatten verwischen den Übergang zwischen Innen und Außen und das Leben im Freien wird auf einzigartige Weise kultiviert. Dies lobt auch Ulrike Lauber: „Gestapelt, versetzt und verschoben schaffen die Wohnebenen einen grenzenlosen Übergang von innen nach außen, schützen vor direkter Sonne und bieten Aufenthaltsqualität sowie Ausblicke.“

Peter Cachola Schmal sieht eine Verbindung zur bildenden Kunst: „Andere haben zuvor bereits solch skulpturale Formen ersonnen, wie der Künstler Thomas Demand, als er 2003 die Skulptur für den Internationalen Hochhaus Preis entwarf.“

Der Torre Reforma von L. Benjamín Romano ist ein klassisches Bürogebäude. Dabei ist allerdings nur die Art der Nutzung konventionell. Die in Mexiko-Stadt herrschende Erdbebenproblematik erfordert ein kluges Tragwerkskonzept, das dem 246 Meter hohen Büroturm letztendlich sein signifikantes Erscheinungsbild verleiht. Sean Anderson sah im Torre Reforma „das perfekte Zeugnis dafür, wie innovativ und beeindruckend Architektur in Mexiko heute ist.“ Und Ina Hartwig äußerte sich begeistert über Mexikos höchstes Gebäude: „Trotz seiner enormen Höhe besitzt der Torre Reforma eine Leichtigkeit, begründet in seiner aufgebrochenen Betonstruktur. Seine spitz zulaufende Form und die zurücktretenden Glasflächen imponieren ohne aufdringlich zu sein.“

Für Jury-Mitglied Thomas Schmengler hebt der Komplex Chaoyang Park Plaza in Peking von MAD Architects scheinbare Widersprüche auf, weil er „genauso unkonventionell wie auch harmonisch“ ist. Das unter den Nominierten einzige Projekt in China, das auch von einem chinesischen Büro entworfen wurde, ist von traditioneller Landschaftsmalerei inspiriert. Das Ensemble hebt sich durch seine dunklen Glasfassaden sowie die amorphen Formen deutlich von der umliegenden repetitiven Bebauung ab und verkörpert somit einen interessanten, identitätsstiftenden Ansatz zur Entwicklung einer eigenen chinesischen Architektursprache der Gegenwart.

WOHA setzen ihren Weg des begrünten Hochhauses mit dem Oasia Hotel Downtown konsequent fort und reduzieren es auf ein bepflanztes Exoskelett, das beeindruckende Freiräume umschließt. Geschützt vor Sonne und Regen schaffen sie naturnahe Oasen mit hoher Aufenthaltsqualität inmitten des stark verdichteten Stadtzentrums von Singapur – beispielhaft für Metropolen und Megacitys in den Tropen.

Für Kai-Uwe Bergmann schreibt dieses Projekt die Reise WOHAs fort, „auf der sie die Grenzen zwischen Natur und Architektur verwischen. Die gesamte Fassade wird zum Gerüst für die Vegetation und schafft so einen beruhigenden und Schatten spendenden Schleier.“ Knut Stockhusen ergänzt: „Dies ist ein absolut einzigartiger Ansatz für ein kernloses Exoskelett, der vollkommene Freiheit bei der Nutzung, volle Funktionalität und Freiräume im zentralen Bereich ermöglicht.“

Die Jury des IHP 2018:

Vorsitzender der internationalen Preisjury für den Internationalen Hochhaus Preis 2018 ist der Preisträger des IHP 2016 Kai-Uwe Bergmann (Partner, BIG – Bjarke Ingels Group, New York City / Kopenhagen).

Die weiteren Mitglieder der Jury sind:

- Sean Anderson (Kurator für Architektur und Design, Museum of Modern Art (MoMA), New York City)
- Jette Cathrin Hopp (Projektleiterin / Leitende Architektin, Snøhetta, Oslo)
- Prof. Ulrike Lauber (Architektin / Geschäftsführerin, lauber zottmann blank architekten, München & Beuth Hochschule für Technik, Berlin)
- Knut Stockhusen (Tragwerksplaner / Partner, schlaich bergermann partner, Stuttgart)
- Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main)
- Thomas Schmengler (Geschäftsführer / Leiter An- und Verkauf, Deka Immobilien GmbH, Frankfurt an Main)
- Peter Cachola Schmal (Direktor, Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt am Main)

Internationaler Hochhaus Preis der Stadt Frankfurt am Main:

Der Internationale Hochhaus Preis (IHP) wurde 2003 von der Stadt Frankfurt, insbesondere dem Deutschen Architekturmuseum, und der DekaBank initiiert und 2004 zum ersten Mal vergeben. Seitdem wird er alle zwei Jahre kooperativ organisiert und finanziert. Somit findet in diesem Jahr die Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche zum achten Mal statt. Planer und Bauherren erhalten gemeinsam den Preis – eine Statuette des international bekannten Künstlers Thomas Demand und ein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro.

Die bisherigen Gewinner des IHP:

2016 „VIA 57 West“ in New York City (142 Meter), BIG – Bjarke Ingels Group und Bauherr The Durst Organization.
2014 „Bosco Verticale“ in Mailand (78 und 122 Meter), Boeri Studio und Bauherr Hines Italia.
2012 „1 Blight Street“ in Sydney (139 Meter), Kooperation zwischen ingenhoven architects und Architectus sowie Bauherr DEXUS Property Group; DEXUS Wholesale Property Fund; Cbus Property.
2010 „The Met“ in Bangkok (230 Meter), WOHA und Bauherr Pebble Bay Thailand.
2008 “Hearst Headquarters“ in New York City (182 Meter), Foster + Partners und Bauherr Hearst Corporation.
2006 „Torre Agbar“ in Barcelona (142 Meter), Ateliers Jean Nouvel und Bauherr Layetana.
2004 „De Hoftoren“ in Den Haag (144 Meter), Kohn Pedersen Fox Associates und Bauherr ING Vastgoed.








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