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08.11.2017 Diskussion: Emerging Trends in Real Estate® Europe 2018

Am 6. November 2017 wurde die europaweite Immobilienmarktstudie Emerging Trends in Real Estate® Europe 2018 vom Urban Land Institute gemeinsam mit PwC in Frankfurt vorgestellt. Nach der Präsentation der Ergebnisse durch Stephanie Baden, ULI Germany, und Susanne Eickermann-Riepe, PwC, fand eine Paneldiskussion mit Florian Reiff, Tishman Speyer; Thomas Landschreiber, CORESTATE Capital Group; Ulrich Höller, GEG German Estate Group AG und Markus Brod, Pecan Development GmbH statt. Die Moderation übernahmen Jürgen Fenk, Chairman des ULI Germany, SIGNA Holding, und Dr. Harald Heim, PwC.

Steigende Baukosten zwingen Immobilienwirtschaft zum Blick über den Tellerrand der Core-Assets

Steigende Bau- und Baugrundkosten setzen der Branche in Deutschland zu, darin waren sich die Anwesenden einig. „Die Baukosten sind hoch, doch das wird zurzeit durch hohe Mieten noch aufgefangen“, sagt Ulrich Höller und wagt einen Ausblick: „Ich glaube, dass wir auf das Ende eines Zyklus zugehen.“ Thomas Landschreiber wirft ob diesen Entwicklungen die Frage auf, ob Core-Assets überhaupt noch sicherer seien als innovative Assets. Auch Nischen, B-Städte oder Produktinnovationen könnten eine attraktive Alternative sein. Ein sehr gefragter innovativer Produktbereich der Immobilienbranche ist das Coworking. Ulrich Höller glaubt an die Zukunft dieses Konzeptes: „Coworking ist nicht nur ein Lifestyle-Add-on für Projekte, sondern bietet mittlerweile echte Chancen und Vorteile.“ Florian Reiff mahnt trotzdem zu Vorsicht, da das Konzept des Coworking das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter völlig neu definiere. Darüber müsse unbedingt nachgedacht werden.

Experten analysieren Trends zu alternativen Finanzierungsformen und zunehmender Mischnutzung

Alternative Fremdkapitalgeber bringen sich derzeit in Stellung, um mit neuartigen Finanzierungsformen den Markt zu erobern. Jürgen Fenk selbst glaubt weiter an Banken als wichtigsten Finanzierungspartner der Immobilienbranche und Thomas Landschreiber pflichtet ihm in diesem Punkt bei: „Banken haben nach wie vor eine Existenzberechtigung, denn in Deutschland herrscht das Bedürfnis in wichtigen Finanzierungsfragen mit einem Experten am Tisch zu sitzen.“ Die ersten spürbaren Disruptoren erwartet er nicht in Finanzierungsfragen: „Im Asset-Management Bereich wird sich der Fortschritt bei künstlicher Intelligenz bemerkbar machen. Zum Beispiel bei der Erforschung von Nutzerverhalten oder der Mietvertragserfassung.“ Ulrich Höller sieht vor allem, dass sich die Branche vom reinen Büro-, Hotel- oder Wohnkomplex verabschiedet. Einen großen Trend erkennt Höller darin, dass in immer mehr Projekten verschiedene Nutzungsformen zusammenfließen. Mischnutzung sei in der Branche heute schon fast normal.

Berliner Immobilienboom vor allem von ausländischen Investoren getrieben

Berlin ist als Sieger der Emerging Trends in Real Estate® Europe 2018 hervorgegangen. Stephanie Baden sieht den Grundstein des Berliner Erfolgs im positiven Bevölkerungswachstum, einer Geschäftsausweitung getragen vom Technologiesektor und das zu im europäischen Vergleich äußerst günstigen Preisen. Trotzdem sei die Renditeerwartung genauso hoch wie zum Beispiel im wesentlich teureren Paris. Es sind vor allem ausländische Investoren die treibende Kraft im Berliner Boom. Der sich kürzlich erneut ohne deutsche Beteiligung wiederholende Verkaufsprozess des Sony Centers am Potsdamer Platz ist laut Jürgen Fenk ein Beispiel für die Zurückhaltung deutscher Firmen bei Geboten für Assets in der Hauptstadt. Er fragt die Panelisten, ob deutsche Firmen denn nicht an den Standort Berlin glauben? Ulrich Höller ist hier überzeugt, dass die Zurückhaltung deutscher Firmen im international gehypten Berliner Immobilienmarkt im Angesicht eines möglichen Zykluswechsels gerechtfertigt sei. Florian Reiff vermutet, dass Deutsche bei Berliner Assets wie z.B. dem Sony Center deswegen generell vorsichtig geworden sind. Es stecke eben auch viel Psychologie in diesem Markt.

Unzureichende Förderung verhindert privatwirtschaftliche Investitionen in bezahlbaren Wohnraum

Die Studie zeigt auch, dass bezahlbarer Wohnraum in den Köpfen europäischer Immobilienwirtschaftler nur eine untergeordnete Rolle spielt. Moderator Jürgen Fenk will von den Anwesenden wissen, warum bezahlbares Wohnen nicht als Investmentprodukt wahrgenommen wird. Thomas Landschreiber, der mit der CORESTATE Capital Group viel Erfahrung im Bereich innovativer Wohnprojekte hat, sieht den Staat hier im Zugzwang: „Bezahlbarer Wohnraum kann ohne Förderung kein Investmentprodukt sein, grundsätzlich wäre das aber durchaus möglich. Heute wird vor allem versucht, durch reduzierte Fläche geringere All-In-Mieten zu ermöglichen.“

Experten blicken zuversichtlich auf eine mögliche Jamaika-Koalition

Nachdem die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und CSU, der FDP und den Grünen als Resultat der Bundestagswahl in vollem Gange sind, befragte Dr. Harald Heim die Anwesenden zu ihrer Einschätzung dieser Konstellation für die Immobilienbranche. Ulrich Höller verweist auf andere politische Schwerpunktebenen: „Für die Immobilienbranche sind traditionell eher kommunalpolitische Themen relevant, ich denke aber, es wird sicher nicht schlechter.“ Auch Florian Reiff erwartet hier keine Disruption. Nach jeder Wahl seien Erwartungen da. Er denke aber, dass sich nicht viel ändern werde und sich die Märkte an die Veränderungen gut anpassen. Für Markus Brod stehen trotz positivem Outlook einige Dinge auf dem Wunschzettel an die neue Regierung: „Deutschland bietet Stabilität und das wird aus meiner Sicht so bleiben. Trotzdem sollte insbesondere auf eine bessere interkommunale Zusammenarbeit und einen schnelleren Infrastrukturausbau geachtet werden.“ Thomas Landschreiber analysiert die Zusammensetzung der möglichen Jamaika-Koalition und zeigt sich vorsichtig optimistisch. Wenn die CDU gemeinsam mit der FDP ihre marktliberalen Kompetenzen ausspiele, sähe er diese Konstellation für die Branche eher positiv als negativ.





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