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20.03.2017 MIPIM 2017: Investoren trotz Unsicherheiten zuversichtlich

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte über die Auswirkungen des Brexit auf den Markt versammelten sich vergangene Woche 24.200 führende Akteure der Immobilienbranche und Vertreter von Städten aus 100 Ländern, darunter 5.000 Investoren, auf der MIPIM, der internationalen Fachmesse der Immobilienbranche.

Angesichts politischer Veränderungen durch die Präsidentschaftswahl in den USA, die Abstimmung über den Brexit und die Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sowie der beschleunigten technologischen Entwicklung und einer weltweit wachsenden Stadtbevölkerung wählte man „The New Deal for Real Estate” als zentrales Thema für die MIPIM. Unter dieser Themensetzung hatten Branchenführer und Investoren Gelegenheit, über neue Strategien in der Immobilienbranche zu diskutieren.

Laut Cushman & Wakefield stehen für Investitionen in den globalen Immobilienmarkt 435 Milliarden Dollar an neuem Kapital zur Verfügung – weniger als 2016, aber immer noch die zweithöchste Summe seit 2009.

Cushman & Wakefield setzte die Vereinigten Staaten auf Platz eins unter den Zielmärkten für Investoren, gefolgt von China und dem Vereinigten Königreich. Nach Angabe von Real Capital Analytics floss 2016 Kapital in Höhe von etwa 30,15 Milliarden Euro aus Asien in die USA, die ihrerseits etwa 14,4 Milliarden Euro in asiatische Immobilienmärkte investierten.

Auf dem jährlichen MIPIM RE-Invest Summit, bei dem etwa 60 Vertreter der weltweit führenden institutionellen Investmentfonds zusammenkamen, gaben zwei Drittel der Teilnehmer an, 2017 als Nettokäufer agieren zu wollen. Zusammengenommen verwalten die Teilnehmer des RE-Invest Immobilienanlagen im Wert von über 600 Milliarden Dollar.

Auf dieser MIPIM war nicht zu übersehen, dass die britische Regierung, allen voran das Department of International Trade (DIT), gemeinsam mit der British Property Federation alles daransetzte, das Vertrauen der Investoren in den britischen Immobiliensektor als ein Hauptziel für Immobilieninvestitionen zu erhalten.

Erstmals in der Geschichte der MIPIM war die Regierung des Vereinigten Königreichs mit einem eigenen Pavillon vertreten, und die Präsenz des britischen Slogans „Invest in Great” war beachtlich. Auch lag die Zahl der ausstellenden Unternehmen und Städte aus dem Vereinigten Königreich mit 960 um 24 % höher als 2016.

Die Türen der MIPIM hatten sich kaum geöffnet, als hochrangige Vertreter der Städte Manchester, London, Amsterdam und Stockholm am Stand von Manchester bereits über die wahrscheinlichen Auswirkungen des Brexit diskutierten.

Laut Sir Howard Bernstein, dem scheidenden Oberhaupt des Stadtrats von Manchester, ist es in einer Zeit der Unsicherheit wichtiger denn je, dass Manchester keinen Zweifel an seiner Offenheit für Geschäfte aufkommen lässt.

Jules Pipe, stellvertretender Bürgermeister von London, merkte an, dass die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs auch weiterhin große Investitionen anziehen werde. In Bezug auf den Brexit bemerkte Pipe: „Was auch geschieht, London wird es überstehen.” Er prognostizierte, dass Immobilieninvestoren auf der Suche nach Alternativen zu London eher New York, Singapur oder Hong Kong ins Auge fassen werden als europäische Hauptstädte.

Eric van der Burg, stellvertretender Bürgermeister von Amsterdam, vertrat die Ansicht, dass seine Stadt mit ihren hoch qualifizierten, mehrsprachigen Arbeitskräften und ihrer hervorragenden Infrastruktur internationale Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich nach Amsterdam ziehen werde.

PwC stellte gemeinsam mit dem Urban Land Institute ULI auf der Mipim die Analyse "Emerging Trends in Real Estate – The Global Outlook for 2017" vor, der zufolge, Deutschland im vergangenen Jahr mit einem Handelsvolumen im Immobilienmarkt von 60,2 Milliarden Euro an Großbritannien vorbeigezogen (59,9 Milliarden Euro) ist. Laut Susanne Eickermann-Riepe, Real Estate Lader bei PWC Deutschland, steht Deutschland Dank seiner wirtschaftlichen und politischen Stabilität bei Investoren hoch im Kurs. Dies spiegelte sich auch auf der MIPIM wider, wo Deutschland nach wie vor auf Rang 3 der Besucher und Aussteller vertreten ist.

Valérie Pécresse, Präsidentin des Regionalrats der Ile-de-France und zum zweiten Mal in Folge auf der MIPIM, wies darauf hin, dass sämtliche Behörden der Region Paris in einem einzigen Pavillon vertreten seien und wertete dies als Zeichen für einen gemeinschaftlichen Ansatz bei dem Vorhaben, internationale Investoren und Unternehmen anzuziehen. Sie beschrieb die Strategie, mit der Investoren und Unternehmer aus aller Welt angezogen werden sollen, und verwies insbesondere auf das bemerkenswerte Innovationsökosystem und die Markttiefe im Immobiliensektor sowie auf die Tatsache, dass Investoren derzeit ohne Zögern auf die Region Paris setzen.

„Zurzeit sind große Entwicklungsprojekte im Aufbau; unter anderem verfügt die Region Paris über 3 Millionen Quadratmeter Bürofläche und über einen Gewerbepark, der mit 53 Millionen Quadratmeter Fläche der größte Europas ist. Wir haben einen umfangreichen, 30 Milliarden Euro schweren Investitionsplan aufgestellt, um die Kapazität der Pariser Untergrundbahn bis 2030 zu verdoppeln. Was den Bildungssektor betrifft, haben wir eine Investition in Höhe von 5 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, um in den kommenden 10 Jahren 22.000 neue Plätze an weiterführenden Schulen zu schaffen und 6,5 Millionen Quadratmeter bestehender Immobilienfläche zu renovieren”, so Valérie Pécresse.

Infrastrukturprojekte von enormer Größe waren überall in den Ausstellungshallen und Pavillons der MIPIM zu finden. Istanbul Grand Airport bewarb seine riesige Airport City Istanbul als nachhaltiges Projekt, das weltweit für andere Airport Cities Modellcharakter haben könnte. Allein der Flughafen kostet um die 7 Milliarden Euro. Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 entstehen unter- und oberirdische Verbindungen zum Flughafen der Stadt und zum Messegelände. Die veranschlagten Kosten belaufen sich auf 6,5 Milliarden Euro. In Amsterdam soll 2018 die erste U-Bahn-Linie in Betrieb genommen werden, die unter dem Meeresarm IJ hindurchführt. Die Kosten belaufen sich auf 3 Milliarden Euro. Unterdessen laufen die Arbeiten an dem 30 Milliarden Euro schweren Projekt von Paris, dem Grand Paris Express, die 2030 abgeschlossen werden sollen. Abschließend sei ein Projekt aus London genannt, dessen Kosten mit 17 Milliarden Euro veranschlagt sind: Die Bahnlinie Crossrail soll den Westen und den Osten Londons miteinander verbinden und bis 2020 abschnittsweise in Betrieb genommen werden.

Mit 5.000 Investoren und Finanzinstituten, die nach Cannes reisten, verzeichnete die MIPIM eine wachsende Zahl an institutionellen Investoren. Darunter waren mehr als 60 Pensions- und Versicherungsfonds und 15 Staatsfonds, einschließlich ADIA, QIA, GIC, Ginko Tree, KIC, Temasek, KIA, KWAP und Hanwha Life.

In Cannes fanden sich zahlreiche führende Politiker ein, um die MIPIM zu besuchen und dabei städtische, regionale oder nationale Immobilienprojekte zu unterstützen. Zu den ranghohen Politikern auf der MIPIM zählten Frankreichs Ministerin für Wohnungswesen und nachhaltiges Wohnen Emmanuelle Cosse, der Bürgermeister von Bordeaux und frühere französische Premierminister Alain Juppé, der britische Staatsminister für Wohnungswesen und Stadtplanung Gavin Barwell, der russische Minister für Bau- und Wohnungswesen sowie Versorgungswirtschaft Mikhail Men und der türkische Minister für Umwelt und Stadtplanung Mehmet Ozhaseki. Staatssekretär Gunther Adler (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit), mehr als zehn Oberbürgermeister, darunter Thomas Geisel aus Düsseldorf, Peter Feldmann aus Frankfurt sowie Burkhard Jung aus Leipzig, außerdem Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid, der Berliner Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen sowie die Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung, Dr. Dorothee Stapelfeldt führten die deutsche Delegation von über 3.000 Teilnehmern auf der MIPIM an.

„Das Angebot der MIPIM geht über ihr Kernthema, das Immobiliengeschäft, hinaus. Sie bringt auch Führungspersonen aus Städten und der Politik zusammen und gibt ihnen damit Gelegenheit, ihre heimische Immobilienwirtschaft zu unterstützen und über einige der großen Herausforderungen zu sprechen, die angesichts der Tatsache bestehen, dass in absehbarer Zukunft 60 % der Bevölkerung in Städten leben werden”, erklärt der kürzlich ernannte Direktor der MIPIM, Ronan Vaspart.

Aufgrund der internationalen Reichweite der MIPIM wurde eine Vielzahl an großen Immobilienprojekten aus aller Welt präsentiert.

Außerhalb des Palais des Festivals präsentierte der in Dubai ansässige Projektentwickler Nakheel in seinem Pavillon auf dem Messegelände der MIPIM Immobilien, die Investitionsmöglichkeiten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro boten. Darunter befand sich das Projekt Palm 360 mit einem 220 Meter hohen, aus zwei Türmen bestehenden Hotel- und Wohnkomplex auf Palm Jumeirah.

Nebenan präsentierte Dubai Holding erstmalig einen auf 20 Jahre ausgelegten Masterplan für einen neuen Stadtteil, Jumeirah Central, mit sechs Projekten in der ersten Planungsphase. Dubai Holding nutzte die MIPIM, um für die auf eine gemischte Nutzung ausgelegten Projekte Investitionspartner zu finden. Nach der Fertigstellung wird Jumeirah Central 75 Häuserblocks und 278 Gebäude umfassen und Wohnraum für etwa 35.000 Menschen bieten.

Die Semer Investment Group (Emirate/Senegal) und die Architekten von FSS Consult (Dubai) stellten ein Projekt aus Afrika vor: Diamniadio Lake City, einen Ort für Wohnen, Arbeit und Freizeit und laut Ankündigung der größte städtische Masterplan in Afrika südlich der Sahara.

Die französische Stadt Bordeaux bewarb in Cannes ihr Projekt für den Stadtteil Brazza. Dort sollen 5.000 neue Wohnungen entstehen und 130.000 Quadratmeter Fläche für Büroräume, Freizeitangebote, Hotels und den Einzelhandel entwickelt werden. Die russische Regions Group präsentierte ihr Projekt Dream Island, einen Unterhaltungs- und Einzelhandelskomplex auf einem 100 Hektar großen Gelände südlich von Moskau.

Zu den besonders faszinierenden Projekten auf der MIPIM zählt das Vorhaben für die Insel Vignole im nördlichen Teil der Lagune von Venedig. Beaufsichtigt durch das italienische Verteidigungsministerium erhalten Projektentwickler die Möglichkeit, unter einer 50-jährigen Konzession auf dem 200.000 Quadratmeter großen Gelände Hotels und Freizeiteinrichtungen zu entwickeln.

„Die Vielfalt der Projekte aus aller Welt, die auf der MIPIM präsentiert werden, ist atemberaubend”, so Filippo Rean, Leiter des Bereichs Immobilien bei Reed MIDEM. „Für Investoren, die ihr Portfolio stärken oder diversifizieren wollen, bieten sich hier enorme Möglichkeiten – sei es durch Büro-, Einzelhandels- oder Logistikflächen, durch Immobilien für die Hotel- und Tourismusbranche oder durch Wohnimmobilien.”

Fünf Jahre nachdem das Gebiet der technologischen Innovation erstmals zum Programm der MIPIM gehörte, wurde das MIPIM Innovation Forum nun in das Zentrum der Ausstellungshalle verlegt. Auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern sind dort 70 Aussteller vertreten. Außerdem wurde das Thema der Investition in immobilienbezogene Technologie unter den institutionellen Investoren auf dem diesjährigen RE-Invest Summit ausgiebig diskutiert.

Auf welch vielfältige Weise die Technologiebranche Einzug in den Immobiliensektor hält, zeigten die Technologieunternehmen, die an der MIPIM Startup Competition teilnahmen. In der Kategorie „Cities” gewann Envelope aus New York. Seine auf einem 3-D-Stadtplan basierende Software lässt Immobilienunternehmen Entwicklungspotenzial visualisieren und analysieren sowie Szenarien durchspielen, die für bestimmte Areale geltende Einschränkungen berücksichtigen. Der erste Preis in der Kategorie „Transaction” ging an Storefront aus London. Storefront bezeichnet sich als den weltweit größten Spezialisten für den temporären Einzelhandel in Pop-up-Stores (Kurzzeitläden), Einkaufspassagen und Showrooms. In der letzten Kategorie der Startup Competition, „Buildings”, lag Ravti vorn. Das in den USA ansässige Unternehmen stellt Software her, die Besitzer und Verwalter von kommerziell genutzten Immobilien (CRE) bei der Nachverfolgung, Verwaltung und Beschaffung im Bereich Heizung, Lüftung und Klimatechnik unterstützt.

„Als es bei der MIPIM erstmals auch um Technologie ging, war das für manche ein wenig irritierend. Heute sind Crowdfunding, Big Data, die virtuelle Realität, Internet of Thing ssowie intelligente Städte und Gebäude Teil der Immobilienwelt. Der wachsende Einfluss der Technologieunternehmen auf den Immobiliensektor hat Reed MIDEM dazu veranlasst, zusammen mit MetaProp NYC den MIPIM PropTech Summit ins Leben zu rufen, der am 11. Oktober 2017 in New York stattfindet”, erklärt MIPIM-Direktor Ronan Vaspart.

Kommende MIPIM-Veranstaltungen sind unter anderem der MIPIM PropTech Summit in New York am 11. Oktober 2017; MIPIM UK im Olympia, London, am 18. und 19. Oktober 2017 und der MIPIM Asia Summit in Hong Kong am 28. und 29. November 2017.

Die MIPIM 2018 wird vom 13. bis 16. März in Cannes stattfinden.





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