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06.03.2017 Real Estate Circle Frankfurt: Gemischten Quartieren gehört die Zukunft

Die Zeit der monostrukturierten Büroquartiere ist endgültig vorbei. Dies war das zentrale Ergebnis des 1. Real Estate Circle zum Thema „Auf Schatzsuche in Büroquartieren“ in Frankfurt am Main. Beim Real Estate Circle präsentierten Experten Beispiele und Lösungswege zur Revitalisierung von Büro- und Gewerbequartieren und diskutierten über politische und rechtliche Rahmenbedingungen, wirtschaftliche und unternehmerische Erfolgsfaktoren sowie Strategien für mehr Lebensqualität im Quartier.

Am Beispiel der Bürostadt Niederrad und zahlreicher Konversionsflächen in Deutschland und Europa machten die Redner klar, dass sowohl reine Büroquartiere als auch reine Wohngebiete nicht mehr zeitgemäß sind. „Die Experimente der radikalen Funktionstrennung sind, zumindest im großen Maßstab, gescheitert“, stellte Torsten Bölting vom InWIS in Bochum fest. Das sieht auch Mike Josef, Planungsdezernent der Stadt Frankfurt so: „Heute schätzen Menschen nicht mehr monofunktionale Viertel, sondern wünschen sich kurze Wege ins Grüne und zu zentralen, lebendigen Plätzen.“ Gerade in Ballungsräumen mit einem hohen Zuwanderungsdruck, so die Experten, böten Büroquartiere daher die Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen. Dafür eigneten sich leer stehende Bürogebäude ebenso, wie freie Grundstücke, die nicht als Grünflächen genutzt würden.

Gelingen kann der Wandel durch den Dialog mit allen Akteuren und eine eigene Quartiersidentität: „Schon vor der Planung sind Gespräche wichtig, um eine gemeinsame Strategie und Vision zu entwickeln“, sagte Prof. Nathalie de Vries vom Rotterdamer Architekturbüro MVRDV. Dem pflichtete Dr. David Roitman, Vorsitzender der Standort-Initiative Neues Niederrad (SINN) mit Blick auf die Bürostadt bei: „Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und privaten Akteuren müssen wir weiter vertiefen.“

Voraussetzung dafür sind nach Ansicht der Experten allerdings flexible gesetzliche Rahmenbedingungen und eine aktive Unterstützung durch die Politik. Überlegungen, für „Urbane Gebiete“ die Vorschriften für Wohnungsbau im Umfeld gewerblicher Strukturen zu lockern, reichten nicht aus. „Die neue Baugebietskategorie ist kein Allheilmittel“, stellte Dr. Schröer von der Kanzlei FPS Rechtsanwälte fest. Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland und Baden-Württemberg, sieht Beschränkungen für den Wohnungsbau: „Viele Vorschriften sind zu eng und treiben die Kosten für Bauprojekte stark in die Höhe.“ Dies gelte unter anderem für die Bereiche Energieeinsparung, Wärme- und Brandschutz aber auch für zahlreiche Normen, die sich im Baugewerbe über den Rechtsrahmen der Bauordnungen hinaus verselbstständigt hätten.

Erfolgreich seien Investitionen in Büro- und Gewerbequartieren immer dann, wenn am Ende ein tragfähiger Mix aus unterschiedlichen Funktionsbereichen entstehe. „Die Lage ist entscheidend für lohnende Wohnprojekte“, sagte Oliver Vorsmann-Strobel vom Projektentwickler 6B47. In Quartieren wie der Bürostadt Niederrad seien dies, so stellten die Experten gemeinsam fest, moderne Büros, bezahlbare Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe, Cafés und Restaurants, Grünflächen für Spaziergänge oder sportliche Aktivitäten, sowie Kitas und Schulen. „Zudem braucht es Wohnungen für Normalverdiener und Familien, um das Viertel wirklich zu beleben“, ergänzte Klaus Franken von Catella. Ulrich Mattner, Vorsitzender des Gewerbevereins Treffpunkt Bahnhofsviertel brachte einen weiteren Vorschlag ein: „Im Bahnhofsviertel gab es vor dem Wandel auch viele Künstlerateliers, dafür bieten Büroquartiere viel Platz.“

Auch spektakuläre Architektur könne die Attraktivität eines solchen Quartiers verbessern. „Die Begeisterung muss von der Stadt auf Investoren und letztlich auf die Eigentümer und Mieter überspringen“, sagte Thomas Müller von der Hanauer Terragroup. Aber auch auf die Mitarbeiter von Unternehmen, so Dr. Steffen Just von Nestlé. Sein Unternehmen ist bereits seit 1969 in der Bürostadt Niederrad präsent. „Zuletzt haben wir unseren Campus umgebaut und geöffnet, um uns von privater Seite zum Quartier zu bekennen.“ Komme noch ein besonderes Angebot, wie eine Szene-Bar oder eine angesagte Galerie dazu, dann könne aus einem lebendigen Quartier durchaus ein „Place to Go“ werden, sind sich die Panelteilnehmer einig. „In fünf Jahren wird die Bürostadt bunter sein“, ist sich Susan Winter von AviaRent daher sicher. Das Unternehmen hat als eines der ersten ein Bürogebäude in dem Quartier umgewandelt.






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