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26.10.2016 Sozialimmobilien – Die Schere öffnet sich

Neu veröffentlich wurden zwei Datenbankauszüge des marktd!alog-Trendreports, in denen der Informationsdienstleister die neuen Bauprojekte vollstationärer Pflegeheime zusammenfasst, die in 2017 und den Jahren 2018-2021 in Betrieb gehen sollen. Fazit: die Schere zwischen dem Bedarf der pflegebedürftigen Menschen und dem künftigen Angebot öffnet sich.

2017 unter Vorjahreswert

Von 12.000 bis über 20.000 jährlich neu benötigter Pflegeplätze gehen Pflegeexperten aus, um der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Senioren gerecht zu werden. marktd!alog konnte für 2017 Neubauprojekte mit insgesamt rund 7700 Pflegebetten identifizieren, knapp 10 % weniger als zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Eine Ursache ist die restriktive Erteilung von Baugenehmigungen im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW.

Den neuen stehen etwa 1200 Pflegebetten gegenüber, die durch Heimschließungen und Umwidmungen, etwa zu Seniorenwohnanlagen, im kommenden Jahr dem Pflegemarkt entzogen werden. Als Folge hoher Hürden, die etwa Baden-Württemberg an den Weiterbetrieb von Pflegeheimen ab 2019 stellt, kündigen dort - fast im Wochenrhythmus - Betreiber Heimschließungen an.

Eine marktrelevante Ambulantisierung der Pflege findet nicht statt
Die politisch gewollte und mantraartig verkündete Ambulantisierung der Pflege hat keine signifikante Auswirkung auf den Pflegemarkt. Dazu bedürfte es wesentlich mehr ambulanter Angebote. In Hamburg etwa entfallen auf rund 150 Pflegeheime etwa 1200 ambulante Angebote, davon ist das Bundesgebiet Lichtjahre entfernt.
Zwar werden im neuen marktd!alog-Trendreport lediglich die mit Heimbetreibern verbundenen ambulanten Angebote erfasst, doch Heimbetreiber wären aufgrund vorhandener örtlicher Infrastuktur als Einzige in der Lage, entsprechende Angebote im erforderlichen Umfang bereitzustellen. Die Realität sieht anders aus: marktd!alog konnte für 2017 im gesamten Bundesgebiet beispielsweise nur rund 300 neue Plätze in ambulant betreuten Seniorenwohngemeinschaften ermitteln.

Investitionskosten steigen trotz geringeren Neubauvolumens

Trotz geringeren Neubauvolumens: die Investitionskosten liegen für 2017 mit knapp einer mrd. Euro rund 2 % über dem Vorjahreswert, was auf die gestiegenen Preise der Bauwirtschaft zurückzuführen sein dürfte. Kaum verändert hat sich die Verteilung der Investoren: den größten Teil investiert die Pflegebranche selbst. Die zweitgrößte Gruppe an Erstinvestoren stellen spezialisierte Projektentwickler. Beflügelt werden beide von den hohen Margen im sogenannten Aufteilergeschäft.

Private Betreiberketten haben die Nase vorn

Die kleinen und großen privaten Betreiberketten werden fast zwei Drittel aller neuen Heime betreiben und so ihren Marktanteil ausbauen. Das geht zu Lasten vor allem kirchlicher Heimbetreiber, die im Wesentlichen mit der Modernisierung ihrer - meist im Eigentum stehenden - Pflegeimmobilien ausgelastet sind.
An der - in Gänze betrachtet - überragenden Stellung der Kirchen im Pflegemarkt wird sich dadurch aber nichts Wesentliches ändern. Immerhin haben sie gegenüber den privaten Ketten fast ein halbes Jahrhundert Vorsprung, haben die Privaten doch erst seit den 1990er Jahren nennenswerten Einfluß auf den Pflegemarkt genommen.





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