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05.07.2016 Nassauische Heimstätte/Wohnstadt liegt im Plan

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt hat 2015 deutlich mehr in ihren Bestand und den Wohnungsneubau investiert. Der Jahresüberschuss geht daher wie geplant um 9,4 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr zurück. Mit dem Geschäftsbericht legt die Unternehmensgruppe auch ihren zweiten Nachhaltigkeitsbericht vor.

„Das ist ein Rückgang, der uns nicht überrascht, schließlich stand er ja so im Wirtschaftsplan. Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt hat 2015 mit 26 Millionen Euro zwar ein konsolidiertes Jahresergebnis erzielt, das rund 26 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt“, teilte die Aufsichtsratsvorsitzende Umweltministerin Priska Hinz auf der Bilanzpressekonferenz mit. „Aber gleichzeitig hat sie ihre Investitionen in den eigenen Wohnungsbestand und in den Neubau um 45 Millionen Euro gegenüber 2014 gesteigert. Und das ist genau das, was der Aufsichtsrat und das Land als Mehrheitsgesellschafter von ihr erwartet.“ Schließlich habe Hessen bis 2020 einen prognostizierten jährlichen Bedarf von 37.000 neuen Wohnungen. In der Rhein-Main-Region fehle es vor allem an bezahlbaren Mietwohnungen. „Wenn wir wirksam etwas gegen die steigenden Mieten unternehmen wollen, müssen wir das Angebot an Wohnungen erhöhen. Das Land hat seine Fördermittel für die nächsten fünf Jahre auf eine Milliarde Euro erhöht und die Nassauische Heimstätte wird als Landesgesellschaft ebenfalls mehr tun“, machte Hinz deutlich.

600 Millionen Euro für den Wohnungsbau

Das im letzten Jahr angekündigte Investitionsprogramm der Unternehmensgruppe in Neubau und Bestand werde man deshalb noch einmal bis 2021 auf rund 1,2 Milliarden Euro anheben. „Wenn wir an die passenden Grundstücke und mit dem notwendigen Baurecht schnell in die Umsetzung kommen, können wir unseren Investitionsspielraum gegebenenfalls auch noch nach oben anpassen“, versprach der Leitende Geschäftsführer Dr. Thomas Hain. Die vom Land Hessen avisierte Eigenkapitalerhöhung von viermal jährlich 50 Millionen Euro sei momentan in der Prüfung, in welcher Form sie mit dem europäischen Subventionsrecht vereinbar sei. Geplant habe man zurzeit ohne diese zusätzlichen finanziellen Mittel. „Wir sind aber in der Personal- und Wirtschaftsplanung vorbereitet, ein größeres Bauvolumen abzuarbeiten. Bereits im letzten Jahr haben wir für das schon vorhandene Arbeitsvolumen 40 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt“, so Hain. „Das Investitionsvolumen von 1,2 Milliarden Euro wird zu gleichen Teilen in den Neubau und in Modernisierung und Instandhaltung der 60.000 Bestandswohnungen fließen“, kündigte Hinz an. Insgesamt plane die Unternehmensgruppe den Bau von rund 2.400 Wohnungen vor allem in der Rhein-Main-Region aber auch in Kassel. Dabei würden mit einem Verhältnis von 2:1 deutlich mehr Miet- als Eigentumswohnungen entstehen und man strebe nach wie vor einen hohen Anteil an geförderten Wohnungen an, um bezahlbaren Wohnraum auch für die Menschen in den hessischen Ballungsräumen zu schaffen, so die Ministerin weiter.

Die Grundstücke sind der Flaschenhals

„Wir haben unsere Anstrengungen verdoppelt, an passende Baugrundstücke zu kommen“, beteuert Dr. Constantin Westphal. Der für die Immobilienbewirtschaftung zuständige Geschäftsführer zählt auf: „Wir untersuchen alle eigenen Flächen auf Möglichkeiten der Bestandsergänzung wie jetzt aktuell in Frankfurt Niederrad und Riederwald. Wir stocken die eigenen Gebäude auf wie in Darmstadt und prüfen, wo das noch möglich ist. Wir bieten, wo es sinnvoll ist, um Baugrundstücke und fertig beplante Immobilienprojekte mit. Schwerpunkte bilden dabei situationsbedingt das Rhein-Main-Gebiet und Kassel. Fast immer treten wir dabei gegen die großen Projektentwickler an, die mit Eigentumswohnungen eine viel höhere Rendite erwirtschaften. Solche Mitbieter können daher auch mehr zahlen. Durch unser Ziel, preiswerte Mietwohnungen zu schaffen, ist unsere Ausgangssituation nicht gerade die Pole-Position.“ Intern habe man die Projektentwicklung neu strukturiert, um bei der Grundstücksakquise deutlich schneller und mit weniger Schnittstellen arbeiten zu können. Baulandrecherche, Bauvorbereitung, Grundstücksabteilung und Immobilienvertrieb seien nun in einem Unternehmensbereich gebündelt, der bei der Immobilienbewirtschaftung angesiedelt sei. Im Geschäftsjahr 2015 habe man knapp 450 Wohnungen für den eigenen Bestand im Bau gehabt oder fertiggestellt, die Hälfte davon gefördert, hinzu kämen 390 Eigentumswohnungen. In diesem Jahr seien es bisher 147 Mietwohnungen und 45 Eigentumswohnungen, die neu im Portfolio seien. „Wir haben aktuell ein Bauvolumen von über 1.000 Wohnungen in Arbeit. Das ist eine tolle Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wir wollen uns noch weiter steigern“, ergänzt Hain.

Bestandsinvestitionen auf Quartiersebene

Rund 120 Millionen Euro habe man 2015 in die Instandhaltung und die Modernisierung des eigenen Wohnungsbestandes landesweit investiert, in diesem Jahr seien Investitionen in annähernd gleicher Höhe geplant. Nach wie vor sei etwa die Hälfte des Wohnungsbestandes, der ja zu fast 80% aus der Zeit vor 1970 stamme, nicht energetisch modernisiert. Man habe also noch einiges vor sich, um seinen Beitrag zu den Klimaschutzbemühungen zu leisten. „Wir haben die für unsere Mieter kostenneutralen Instandhaltungsinvestitionen gegenüber den Modernisierungsmaßnahmen noch einmal deutlich gestärkt und haben jetzt ein Verhältnis von 2:1. Das schont den Geldbeutel unserer Mieter, weil es umlagefähige Kosten erst gar nicht entstehen lässt. Aber auch bei der Modernisierungsumlage schöpfen wir den gesetzlichen Rahmen im Schnitt nur zur Hälfte aus“, so Westphal.

Ein wesentlicher Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens sei die energetische und soziale Quartiersentwicklung. „Wir sind längst weg von der rein technischen Gebäudebetrachtung und nehmen bei unserer Bestandsentwicklung grundsätzlich das ganze Quartier in den Fokus“, erläutert Westphal weiter. Dabei orientiere man sich an einem im eigenen Haus entwickelten Leitfaden und habe für die Quartiere eine Prioritätenliste erstellt. Im letzten Jahr seien die ersten vier Quartiere mit knapp 1.500 Wohnungen in Frankfurt-Niederrad, Kelsterbach, Langen und Fulda gestartet, weitere sechs Quartiere mit knapp 900 Wohnungen habe man aktuell in der Konzeptionsphase. Kerngedanke sei, bei einer nachhaltigen Quartiersentwicklung die richtige Balance zwischen energetischer Optimierung für den Klimaschutz, sozialer Verantwortung durch bezahlbare Mieten und der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit zu finden. „Wir streben nicht das technisch mögliche Optimum an, sondern ein tragfähiges Gesamtgefüge auf möglichst hohem Niveau und dabei wollen wir viele Partner mit ins Boot holen“, macht Westphal deutlich.

87 % der Mieten liegen unter sieben Euro pro Quadratmeter

Man dürfe nicht vergessen, wo man herkomme. Ein Drittel der Mieter sei über 60 Jahre alt, sie kämen aus über 100 Nationen und verdienten mit einem durchschnittlichen Einkommen von rund 1.620 Euro nur etwa die Hälfte des hessischen Durchschnitts. In einem Drittel der Mieterhaushalte lebten Kinder. „Unsere Mieter sind ärmer, älter und bunter als der bundesdeutsche Durchschnitt, dem müssen wir mit einer verantwortungsvollen Mietenpolitik Rechnung tragen und das tun wir auch“, mahnt der Leitende Geschäftsführer Dr. Hain. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 5,41 Euro pro Quadratmeter liege man bundesweit fast 30 Prozent unter dem Marktdurchschnitt, in Hessen seien es 42 Prozent und in Frankfurt sogar 57 Prozent. „87 Prozent unserer 60.000 Wohnungen vermieten wir für unter sieben Euro pro Quadratmeter Kaltmiete, das ist eine enorme sozialpolitische Leistung, mit der wir unserem Gesellschaftsauftrag, breite Schichten der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, gerecht werden“, bekräftigt Hain. Die im Bundesvergleich niedrigen Leerstände beliefen sich bei 2,2 Prozent, die durchschnittliche Fluktuationsrate der Mieter im Konzern betrage 7,2 Prozent bei einer durchschnittlichen Mietvertragsdauer von 12 Jahren im Norden und 15 Jahren in Südhessen. 31 Prozent des Wohnungsbestandes sei noch in einer Mietpreisbindung.

Nachhaltigkeit erfahrbar machen

Neben der energetischen und sozialen Quartiersentwicklung habe man 2015 weitere Schwerpunktthemen im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie bearbeitet. Die Fortschritte seien in dem nun schon zweiten Nachhaltigkeitsbericht der Unternehmensgruppe dokumentiert. „Wichtig ist uns ein gut gemanagter Prozess, in dem wir die Themen systematisch erkennen, priorisieren und abarbeiten. Wir wollen nicht den Sprint, sondern die Langstrecke gewinnen und dabei darf uns nicht die Puste ausgehen“, beschreibt Hain die Herausforderung. Ein ganz wichtiger Schritt sei daher die Benennung eines Nachhaltigkeitsbeauftragten und die Einrichtung interner Arbeitsgruppen gewesen. Hier würden zum Beispiel mit der Nachhaltigkeit im Bauprozess und der verantwortungsvollen Beschaffung zwei weitere Schwerpunktthemen bearbeitet. Erste Ergebnisse seien eine Metastudie zur Bewertung nachhaltiger Dämmstoffe und die Ausweitung der Beschaffungskriterien um faire und nachhaltige Aspekte. Die Unternehmensgruppe sei das erste Wohnungsunternehmen in Hessen, das mit dem Land eine Zielvereinbarung zur nachhaltigen Beschaffung unterzeichnet habe. Bereits jetzt kaufe man zum Beispiel fast 20 Prozent des Gases für die Heizungsanlagen und rund 75 Prozent des Eigenstrombedarfs klimaneutral ein. „Wir sind aber auch an Themen dran, die jetzt schon in unseren Quartieren ganz konkrete Ergebnisse zeigen und damit Nachhaltigkeit für unsere Mitarbeiter und die Öffentlichkeit erfahrbar machen“, ergänzt Westphal.

Naturschutzprojekte als Bestandteil der Kampagne „Wildes Hessen“

So kooperiere man in Frankfurt und in Darmstadt mit Car-Sharing-Anbietern, um das Angebot für Mieter interessant zu machen. Das schließe auch die E-Mobilität ein, die man in den nächsten Jahren systematisch fördern wolle. Ein entsprechendes Mobilitätskonzept sei erarbeitet und werde in Kürze vorgestellt. Bei Sanierungsmaßnahmen im Quartier werde es zum Beispiel Standard werden, die technische Infrastruktur so bereit zu stellen, dass Stromzapfsäulen ohne großen Aufwand installiert werden könnten. Zur Förderung der Artenvielfalt im Quartier lege man in den eigenen Freiflächen Blühstreifen an, damit Insekten genügend Nahrung finden. In Niederrad habe man letztes Jahr ein Projekt „Essbare Siedlung“ gestartet und mit den Mietern zusammen Obststräucher und Kräuter gepflanzt, die diese dann auch ernten und verzehren könnten. Das werde man in andere Quartiere ausweiten. Für Mauersegler und einheimische Singvögel werde man systematisch bei Modernisierungsmaßnahmen im Quartier Nistplätze anlegen, damit diese auch in Zukunft dort heimisch bleiben könnten. Schon in diesem Jahr seien das zum Beispiel Nistplätze für über 300 Mauerseglerpaare, damit werde man in den nächsten Jahren eine Vorreiterrolle unter den Wohnungsunternehmen einnehmen. Auch dies stehe in Einklang mit der Biodiversitätsstrategie des Landes, zu der man sich ebenfalls öffentlich verpflichtet habe.

Flächenpotenziale sind auch ein Thema für die Stadtentwicklung

Die Stadtentwicklung, die ihre Beratungsleistungen unter der Marke NH ProjektStadt am Markt anbietet, blicke ebenfalls auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2015 zurück. Seit 1. Juli stehe ihr mit Monika Fontaine-Kretschmer eine Geschäftsführerin vor, die das Unternehmen und die kommunale Landschaft aus ihrer 25jährigen Tätigkeit in führenden Positionen der Stadtentwicklung bestens kenne, so Ministerin Hinz. Die Unternehmensgruppe sei mit 172 Aufträgen in rund 150 Kommunen der größte Entwicklungsträger mit öffentlichem Hintergrund und Marktführer in Hessen. „Jeder vierte Euro der Städtebauförderung in Hessen wird durch unser Unternehmen gemanagt, in Thüringen ist es bei insgesamt größerem Fördertopf jeder achte Euro. 19 Millionen Euro an Fördermitteln konnten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2015 für ihre kommunalen Kunden einwerben und damit Projektinvestitionen von 25 Millionen Euro ermöglichen. Das verändert das Gesicht unserer Städte nachhaltig, und wir sind damit ein wichtiger Problemlöser für Kommunen und das Land“, betont Fontaine-Kretschmer.

Eine der großen Herausforderungen und Aufgaben für die Stadtentwicklung sehe sie in der Baulandentwicklung, denn irgendwo müssten die Flächen für preiswerten Mietwohnungsbau ja herkommen. „Wir registrieren bei unseren kommunalen Gesprächspartnern einen enormen Beratungsbedarf, wenn es um die Entwicklung von Flächenpotenzialen für das Wohnen geht. Die Baulandentwicklung ist ja kein neues Thema, auch wenn sie jetzt wieder verstärkt in den Fokus rückt. Wir haben in der Vergangenheit schon sehr erfolgreich Flächenentwicklung zum Beispiel in Neu-Anspach oder in Eschborn betrieben. Wir werden da anknüpfen und uns wieder stärker als Entwicklungsunternehmen positionieren“, kündigt Fontaine-Kretschmer an. An interessanten Standorten habe man ja durchaus den Vorteil, mit dem eigenen Wohnungsunternehmen einen potenziellen Investor gleich mitbringen zu können. Die erfolgreich umgesetzten Konversionsprojekte belegten die langjährige Erfahrung in der Flächenentwicklung. Neben der Steuerung komplexer Projekte und Prozesse gehöre dabei die Bürgerbeteiligung zum Leistungsspektrum der Unternehmensgruppe. Man freue sich, dass man mit Paderborn nun auch den ersten Kunden für eine Konversion aus Nordrhein-Westfalen gewinnen konnte.






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