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28.06.2016 Brexit: Kaum Folgen für deutsche Immobilien

Die EU-Gegner haben sich durchgesetzt. Für die Dauer der Austrittsverhandlungen folgt eine möglicherweise lange und gefährliche Phase der Unsicherheit. Offen ist, wie es mit den Beziehungen der EU zu Großbritannien bzw. Teilen davon weitergeht, selbst ein Rückzieher vom Brexit scheint derzeit eine nicht mehr völlig auszuschließende Option. In dieser Übergangsphase entsteht im Nordwesten Europas aus Sicht der Investoren ein neues Griechenland. Jede positive oder negative Nachricht wird Einfluss auf den Wechselkurs des britischen Pfunds haben und die Aktienmärkten beeinflussen. Sämtliche Investitionsentscheidungen der Unternehmen in Richtung Großbritannien stehen derzeit auf dem Prüfstand. Zum anderen müssen Wechselkursrisiken stärker in Betracht gezogen werden.

Was bedeutet das für den Immobilienmarkt? Von vielen Medien wurden zunächst positive Auswirkungen durch eventuelle Firmenumzüge unterstellt – insbesondere auf den Frankfurter Büroimmobilienmarkt für den Fall, dass Finanzinstitute mit derzeitigem Sitz in London in Teilen oder zur Gänze dorthin verlagert würden. Gerade die Finanzmetropole Frankfurt mit Sitz der EZB hätte eine hohe Nachfrage nach Büroflächen und Wohnungen zu erwarten und mit einem Büroflächenleerstand von derzeit rund 11,0 % auch einige Flächenreserven. bulwiengesa-Chefvolkswirt Martin Steininger ist jedoch überzeugt: „Bei Aussagen hinsichtlich der Größe dieses Effekts sollte man sehr vorsichtig sein. Die City of London wird weiterhin eine der bedeutendsten Finanzmetropolen Europas bleiben. Zudem können positive Effekte von Verlagerungen von der weiter notwendigen Konsolidierung innerhalb der Bankenbranche überlagert werden.“

Deutlich stärker als mögliche (mittel- bis langfristige) Effekte durch einen Brexit wirken (kurz- bis mittelfristig) die heimischen Faktoren Zinsentwicklung, Arbeitslosenquote und Zuzüge auf die Immobilienmärkte. „Die jetzige Phase der Verunsicherung“, so Martin Steininger, „könnte die Investitionen in Betongold erneut leicht befördern – ein winziger Effekt, denn die Investitionen sind bereits auf einem sehr hohen Niveau. Generell werden erst einmal kaum Brexit-Auswirkungen auf unsere Immobilienmärkte zu spüren sein“.

Bis zu einem Verhandlungsergebnis aus Brüssel wird der Status Quo zu einem Aufschieben von Unternehmensentscheidungen führen. Ansiedlungen oder der Ausbau von Betriebsstätten würden neben den bisherigen Kriterien um einen neuen rechtlichen Rahmen zwischen beiden Handelspartnern ergänzt. Erst bei Kenntnis von Verhandlungsergebnissen oder -strategien zwischen den Noch-Partnern werden Alternativpläne von Unternehmen – auch für den Immobilienmarkt – relevant: Der Rosenkrieg bei Trennung und Scheidung muss nicht immer die Ultima Ratio einer bisherigen Partnerschaft sein.




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