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22.04.2016 Studie: Stabile Wachstumsperspektive im deutschen Hochbau

Der Wohnungsbau bleibt auch im Jahr 2016 mit einem prognostizierten Wachstum von 1,6% der Motor einer soliden Marktentwicklung im deutschen Hochbau. Etwas geringere Impulse werden in diesem Jahr hingegen vom Nichtwohnungsbau ausgehen (+0,8%). Das sind zentrale Ergebnisse der aktuellen Hochbauprognose von OC&C Strategy Consultants. Für den gesamten Hochbau erwarten die Experten 2016 ein Wachstum von 1,3%. Schon 2015 war der Wohnungsbau Haupttreiber für das steigende Marktvolumen des deutschen Hochbaus, das im vergangenen Jahr um 0,9% auf 219,8 Mrd. Euro anwuchs. Dabei hat das Neubaugeschäft die Entwicklung im Wohnbau maßgeblich geprägt. Vor allem im Geschosswohnungsbau wurde investiert (+5,0%), der 1- und 2-Familienhausbau folgte mit deutlichem Abstand (+0,9%). Der öffentliche Bau (-0,5%) sowie der gewerbliche Bau (-0,6%) entwickelten sich leicht rückläufig. Die Ausgaben für Renovierungen stagnierten 2015 auf hohem Niveau und werden auch in den kommenden Jahren nur leicht wachsen.

Wohnungsbau wird auch 2016 das Wachstum treiben

Für 2016 sehen die OC&C-Experten positive Vorzeichen für alle Segmente. So stiegen die Auftragseingänge im gesamten Hochbau im vergangenen Jahr um 11,9%. Im selben Zeitraum wurden 10,3% mehr Baugenehmigungen im privaten Wohnungsbau erteilt, im gewerblichen Wohnbau waren es 8,2%. Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld lässt auf eine positive Marktentwicklung schließen: Sehr günstige Finanzierungsbedingungen, der hohe Beschäftigungsstand sowie steigende Löhne fördern die Investitionsbereitschaft. Der Bedarf an Wohnungen übertrifft in vielen Großstädten das Angebot, was sich in steigenden Mieten und Kaufpreisen niederschlägt. Vor allem in Ballungsgebieten wachsen die Kaufpreise inzwischen schneller als die Mieten. Investoren halten daher verstärkt Ausschau auch nach Objekten in mittelgroßen, dynamischen Städten wie Leipzig oder Magdeburg.

„Wohnimmobilien gelten für gewerbliche und private Investoren als attraktive Anlage, insbesondere vor dem Hintergrund fehlender Alternativen. Auf der Nachfrageseite beobachten wir einen stetigen Zuzug in die Ballungsgebiete. Zudem verbessert der Gesetzgeber für Bauherren mit der Wohnungsbau-Offensive die regulatorischen Rahmenbedingungen. Im gewerblichen Wohnungsbau prognostizieren wir deshalb für die Jahre 2015 bis 2018 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 3,5%, im privaten Wohnungsbau von 0,7%“, erläutert Axel Schäfer, einer der für den Bausektor verantwortlichen OC&C-Partner, die Ergebnisse der Studie.

Comeback im Nichtwohnungsbau?

Die Hochbauprognose sieht den 2015 rückläufigen Nichtwohnungsbau vor einer Trendwende. Schrumpfte das öffentliche Bauvolumen in den vergangenen Jahren stetig, stiegen die Baugenehmigungen 2015 um 15,2%. Daher wird sich der Nichtwohnungsbau mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 0,5% pro Jahr zwischen 2016 und 2018 wieder erholen. Steigende Steuereinnahmen und der Investitionsbedarf bei öffentlichen Gebäuden werden hier zur Stabilisierung beitragen. Der Wirtschaftsbau hat sich nach zuletzt ordentlicher Entwicklung im Jahr 2015 eher abwartend gezeigt (-0,9%). Aufgrund geopolitischer Unsicherheiten in wichtigen Exportmärkten hielten sich viele deutsche Firmen bei Investitionen zurück. Für die Jahre bis 2018 geht die Analyse von einem leichten Wachstum von 0,6% aus.

Dr. Björn Reineke, ein weiterer für den Bausektor verantwortlicher OC&C-Partner fasst die Entwicklung des Hochbaumarkts zusammen: „Der Markt nimmt 2016 im Vergleich zum vergangenen Jahr wieder leicht an Fahrt auf. Langfristig wird er sich in einem reifen Industrieland wie Deutschland jedoch eng an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung orientieren. Wir gehen davon aus, dass sich das Hochbauvolumen dauerhaft in einem Korridor von ca. 200 bis 240 Mrd. Euro[1] bewegen wird.“

Herausforderungen für die deutsche Baubranche

Die aktuelle Hochbauprognose legt eine berechenbare und solide Marktentwicklung für die im Hochbau tätigen Unternehmen nahe. Dies bietet den Unternehmen eine gute Ausgangslage, um sich mit Trends und Innovationen in der Baubranche auseinanderzusetzen. Von zentraler Bedeutung sind dabei Themenfelder wie Digitalisierung, nachhaltiges und modulares Bauen, Barrierefreiheit oder neue Gebäudekonzepte. Wer auf diesen Gebieten innovative Lösungen entwickelt, hat gute Chancen sowohl im deutschen als auch im globalisierten Markt zu wachsen.

Zu einer Herausforderung für das Baugewerbe könnte allerdings der Fachkräftemangel werden. Viele Bauunternehmen stoßen durch die hohen Auftragseingänge an Auslastungsgrenzen. Der Bedarf an gut ausgebildeten Facharbeitern ist inzwischen akut. So übersteigt die Zahl offener Stellen bei Baufacharbeitern und Bauingenieuren bereits seit 2011 die Anzahl arbeitsloser Fachleute deutlich. Einen Teil ihres Auftragsvolumens verliert die deutsche Branche bereits an ausländische Unternehmen, die verstärkt in den deutschen Markt einsteigen. Zudem hinkt die Bauindustrie mit Blick auf die notwendige Digitalisierung des Geschäfts anderen Branchen deutlich hinterher. Auch in dieser Frage besteht Handlungsbedarf.

„Der Megatrend Digitalisierung kommt in den nächsten Jahren auch in der bodenständigen Baubranche an. Die strategischen Köpfe in der Branche sollten sich daher intensiv mit dem Thema beschäftigen. Denn der Einfluss der Digitalisierung wird sich auf fast alle operativen Ebenen eines Unternehmens erstrecken, angefangen bei der vernetzten Planung, über die intelligente Produktionssteuerung bis zur digitalen Ansprache von Bauherren / Investoren, Planern, Architekten und Bauausführenden“, skizziert Dr. Björn Reineke abschließend die Marschrichtung der Branche.




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