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23.02.2016 Deutscher Bau: Dynamisches Wachstum 2016

Die Entwicklung der Bautätigkeit in Deutschland war 2015 mit einem realen Zuwachs von nur 0,3 % enttäuschend. Zwar expandierte der Wohnungsbau lebhaft, Wirtschafts- und öffentlicher Bau hingegen schrumpften deutlich. In diesem Jahr sollte sich die Situation bessern laut dem Branchenfokus der Helaba Abteilung Volkswirtschaft/Research. Dies signalisiert zumindest der ifo-Geschäftsklimaindex für die Branche, der sich zuletzt zwar verschlechtert hat, im Jahresvergleich allerdings deutlich gestiegen ist. Mit einem Zuwachs von voraussichtlich 2 % werden die realen Bauinvestitionen 2016 sogar leicht stärker zulegen als das Bruttoinlandsprodukt mit 1,8 % (nicht kalenderbereinigt). Es sind damit die Binnenkomponenten Bau und Konsum, die das Wirtschaftswachstum tragen. Von den Ausrüstungsinvestitionen gehen nur moderat positive Impulse aus, während die Risiken für den deutschen Außenhandel vor allem wegen der Krise in wichtigen Schwellenländern gestiegen sind.

Wohnungsbau bleibt tragende Säule

Bereits seit 2011 entwickeln sich die Wohnungsbauinvestitionen nicht nur deutlich besser als die Nichtwohnungssparten Wirtschafts- und öffentlicher Bau. Auch im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum liegt die Sparte vorne (vgl. Grafik S. 2). 2015 sind erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über 300.000 Wohnungen inklusive der Baumaßnahmen genehmigt worden. Dies entspricht einem Zuwachs von mehr als 6 %. Die Zahl der Fertigstellungen erreichte 2014 gut 245.000. Werte für 2015 liegen bislang noch nicht vor, die Größenordnung von 270.000 dürfte aber erreicht worden sein. Der Anstieg der im vergangenen Jahr genehmigten Wohnungen lässt für 2016 erwarten, dass die Grenze von 300.000 auch bei den Fertigstellungen überschritten wird. Seit Jahren entwickelt sich der Geschossbau günstiger als das Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser, da vor allem in den Städten und deren Umland eine große Lücke existiert. 2015 hat sich das geändert, der Zuwachs bei Einfamilienhäusern war höher als im Geschossbau. Eine Trend-wende bedeutet dies allerdings nicht. Die erneute Verschärfung der Anforderungen an die energetische Sanierung ab 2016 dürfte aufgrund der erheblichen Kostensteigerungen zu Vorzieheffekten geführt haben. Zu Jahresbeginn 2016 muss deswegen mit einer Gegenbewegung gerechnet werden. Die Bautätigkeit in ländlichen Regionen, wo die Errichtung von Ein- und Zweifamilienhäusern im Vordergrund steht, bleibt weiterhin zurückhaltend.

Wirtschaftsbau: Schwache Investitionstätigkeit der Unternehmen belastet noch

Die Unternehmen haben sich 2015 erneut mit Investitionen zurückgehalten. Dies zeigte sich nicht nur bei den Ausrüstungen, sondern auch bei den Bauten. Während die Ausrüstungsinvestitionen 2015 um nur 4,8 % und damit kaum stärker als im Jahr zuvor (4,5 %) zulegten, schrumpften die gewerblichen Bauinvestitionen sogar um 1,4 %. Gründe für die Investitionszurückhaltung waren die verhaltene Nachfrage aus den Schwellenländern einschließlich der Russlandkrise. Überkapazitäten in einigen Grundstoffindustrien, wie der Stahl- und teilweise der Chemieindustrie, verstärkten die Reserviertheit der Investoren. Immerhin ist die Kapazitätsauslastung im ersten Quartal 2016 erneut angestiegen. Dies macht Erweiterungen etwas dringlicher. Weiterhin sinken die Erzeugerpreise der Unternehmen, während die Lohnstückkosten in Deutschland deutlich zunehmen. Kostensteigerungen können also nur unzureichend überwälzt werden. Dies belastet die Ertragslage. Positiv wirken sich dieses Jahr der niedrige Ölpreis, der im längerfristigen Vergleich schwache Euro und das sehr niedrige Zinsniveau auf das Wachstum aus. Allerdings bleiben die geopolitischen Risiken hoch.

Öffentlicher Bau: Großer Bedarf und bessere Finanzierungsmöglichkeiten

Auch der öffentliche Bau dürfte 2016 wieder zulegen, nachdem im Vorjahr ein enttäuschender Rückgang der Bauinvestitionen in diesem Segment um 1,7 % hingenommen werden musste. Die Steuereinnahmen sollen 2016 um 2,2 % zunehmen, nachdem der Anstieg im Vorjahr doppelt so hoch war. Nach der Einschätzung des Arbeitskreises „Steuerschätzungen“ werden auch die Einnahmen der Kommunen größer werden. Hier wird für dieses Jahr ein Plus von gut 1 % nach fast 5 % veranschlagt. Die Kommunen sind für die öffentliche Bautätigkeit von besonderer Bedeutung. Immerhin haben sie mit fast 20 Mrd. € rund 54 % der gesamten öffentlichen Bauleistungen in Auftrag gegeben. Nach der Prognose werden bis 2020 sowohl die Steuereinnahmen der Gemeinden als auch die gesamten Steuereinnahmen weiter zulegen. Damit verbessern sich die Finanzierungsmöglichkeiten für öffentliche Investitionen.

Auf Bundesebene werden die Mittel für Bauinvestitionen 2016 um rund 14 % von 10,6 Mrd. € auf 12,1 Mrd. € erhöht. Bis 2018 soll das Budget auf 18 Mrd. € ausgeweitet werden. Hinzu kommt das Investitionsprogramm für finanzschwache Kommunen in Höhe von 3,5 Mrd. €.

Moderate Baukosten trotz lebhaftem Wachstum

Trotz einer Rekordauslastung von rund 75 % im deutschen Baugewerbe steigen die Herstellungspreise, beispielsweise im Wohnungsbau, mit aktuell unter 2 % nur moderat. Dies resultiert aus den niedrigen Rohstoffpreisen, insbesondere dem geringen Rohölpreis. Dieser Trend dürfte sich – abgesehen von den staatlich induzierten Kostensteigerungen bei der energetischen Sanierung – auch 2016 fortsetzen.

Die Perspektiven für die deutsche Bautätigkeit bleiben damit positiv. Das Wachstum dürfte 2016 mit insgesamt 2 % deutlich höher ausfallen als im Vorjahr. Die Sonderkonjunktur im Wohnungsbau wird sich auch 2017 fortsetzen, da die Wohnungsmärkte in Deutschland noch lange angespannt bleiben. Die Investitionen im Nichtwohnungsbau erholen sich nach dem Rückschlag im Vorjahr. Die Normalisierung sollte nach einem unterdurchschnittlichen Wachstum 2016 zumindest bis ins nächste Jahr andauern.

Den vollständigen Bericht lesen sie unter https://www.helaba.de/de/DieHelaba/MaerkteUndAnalysen/ResearchUndVolkswirtschaft





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