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22.10.2015 Thüringer Wohnungswirtschaft startet Transparenzoffensive

„Thüringen braucht eine Debatte über den Wert des Wohnens statt nur über Miethöhen“ fordert Constanze Victor, Direktorin des vtw. Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. anlässlich des Verbandstages der Thüringer Wohnungswirtschaft am 22. Oktober in Erfurt vor über 200 Teilnehmern. Volkmar Vogel MdB (CDU), Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein und der Präsident des GdW Axel Gedaschko begleiteten den Verbandstag mit Statements zu wichtigen Herausforderungen der Branche, die über die Flüchtlingsunterbringung hinausgehen.

Mit Sorge nimmt die Wohnungswirtschaft den wachsenden – oft realitätsfernen – Populismus bei der Diskussion um Mieten und bezahlbares Wohnen wahr. Um die wahren Probleme offenzulegen, startet der Branchenverband vtw. heute zusammen mit Thüringer Wohnungsunternehmen eine ‚Transparenzoffensive‘: Über einen neuen Online-Kostenmietenrechner (www.kostenmietenrechner.de) legen sie ab sofort die Kosten des Wohnens offen. Gezeigt wird, welche Kostenbestandteile in die Kaltmieten einfließen und wie ihre Höhe betriebswirtschaftlich ermittelt wird. Das Programm wurde gemeinsam entwickelt von der KOWO Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt, der Wohnungsbau-Genossenschaft "Erfurt" eG und der Weimarer Wohnstätte GmbH. Interessierte können so individuell prüfen, ob und wie die Miete die Kosten deckt.

Zwei Beispiele: Aktuell kostet die Sanierung im Plattenbaubestand (serieller Wohnungsbau) 1.000 Euro/qm und die Errichtung von Neubau 2.500 Euro/qm. Unter den Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit würden daraus Miethöhen von Minimum 6 Euro (Sanierung) bis 12 Euro (Neubau) resultieren. Tatsächlich liegen die Mieten der vtw.-Unternehmen aber aktuell bei durchschnittlich 4,71 Euro / qm.

Constanze Victor sagt dazu: „Wir haben Miethöhen, mit denen man eine Wohnung nur sehr schwer dauerhaft und nachhaltig bewirtschaften kann.“ Jede Wohnung, jedes Haus muss erhalten werden – insbesondere Heizung, Wasserleitungen, Fassaden und Dächer müssen regelmäßig erneuert werden. Auch dazu bedarf es einer Miethöhe von ca. 6-7 Euro / qm. Die Einnahmelücken wurden - bis heute wirksam - durch massive Förderungen zur Sanierung der Wohnungsbestände nach der Wende geschlossen. Diese Zeit ist vorbei.

In den ländlichen Bereichen Thüringens liegen die Mieten sogar noch unter dem Durchschnitt von 4,71 Euro. Aufgaben wie die bevorstehende zweite Sanierungswelle oder altengerechter Umbau von Wohnungen sind aus den jetzigen Mieteinnahmen deshalb oft nicht zu finanzieren. „Lediglich in den großen Thüringer Städten erreichen die Kaltmieten auch nur teilweise ein Niveau, das nachhaltige Bewirtschaftung und vor allem Investition in Neubau überhaupt ermöglicht“, so Victor weiter. Die für Neubau-Refinanzierung erforderlichen Miethöhen von derzeit 9-12 Euro pro qm (bei steigender Tendenz) können aber wiederum nur von wenigen Menschen gezahlt werden.

Es bleibt das Fazit, so Constanze Victor: „Wohnraumbereitstellung und Wohnungsneubau kosten Geld - sie müssen auch für die Wohnungswirtschaft bezahlbar sein. Wer Wünsche nach bezahlbarem Wohnen unterhalb der Kosten des Wohnens formuliert, muss auch erklären, woher das zusätzlich benötigte Geld kommt.“

Wohnen ist ein wertvolles soziales und ökonomisches Gut, das seinen Preis hat. Dieses Bewusstsein ist nach 40 Jahren DDR und 20 Jahren gravierendem Leerstand etwas verloren gegangen. Es muss in den nächsten Jahren in einer bestimmt auch schmerzhaften Diskussion wieder erlangt werden. Daran führt kein Weg vorbei.



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