22.09.2015 German Council Congress: Handel bleibt, aber anders
Es war die 15. Auflage des German Council Congress und das Jubiläum bescherte den Veranstaltern direkt wieder einen Teilnehmerrekord. Das Thema „Vision“ lockte rund 450 Teilnehmer in die Hauptstadt, um, unter der Moderation von Judith Rakers, über die Zukunft der Shopping-Center-Branche zu diskutieren.
Digitaler Fortschritt, innovative Geschäftsmodelle und der offene Umgang mit der Zukunft des Einzelhandels – die Themen des Kongresses waren eine handfeste Bestandsaufnahme einer Branche, die einen kaum vergleichbaren Wandel erlebt. „Wenn du ein Shopping Center bauen willst, dann führe nicht nur die Dienstleister zusammen, sondern lehre sie auch die Vision des zufriedenen Kunden“, sagte Klaus Striebich, Vorstandsvorsitzender des German Council of Shopping Centers, bei der Eröffnung. Dass neue Denkanstöße oder Visionen für den Handel nötig sind, davon ist auch Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) überzeugt. „Die Digitalisierung wird den Handel weiter treiben“, sagte er. Das führe zu einem „höheren Investitionsdruck“ auf die Unternehmen am Markt. Stefan Genths These ist: „Handel bleibt, aber anders“.
Um Emotionen drehte es sich beim Thema Essen. Schließlich sei es ein Grundbedürfnis, wie Jonathan Doughty hervorhob. Und der Head auf EMEA Food Service Consulting prognostizierte, dass die Fläche für Gastronomie in der Center-Wirtschaft in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch weitere 50 Prozent steigen werde. „In Deutschland ist der Trend noch nicht so stark, aber er wird kommen“, sagte er.
Um Leidenschaft und Emotionen geht es auch in der Produktwelt von Weber. Das Unternehmen hat aus dem Grill ein Lifestyle-Produkt gemacht und damit eine Marktlücke geschlossen. Europachef Hans-Jürgen Herr erklärte auf dem German Council Congress: „Wir haben sehr viel in die Marke investiert.“ Die Strategie spricht dabei den Kunden auf mehreren Ebenen an. „Wir haben drei Standbeine entwickelt, um eine Multi-Channel-Experience der Marke zu gewährleisten“, sagt Hans-Jürgen Herr. Das ist die Grill Academy von Weber, die mittlerweile jedes Jahr 150.000 Menschen besuchen. Die Webseite und der E-Shop gehören ebenfalls dazu sowie natürlich der klassische Retail.
An Fallbeispielen mangelte es beim German Council Congress nicht. Kerstin Goerling schilderte ihre ganz eigene Art, neue Kunden zu gewinnen. Sie ist die Inhaberin der Boutique „Hayashi“ am Börsenplatz in Frankfurt am Main. 2008 gründete sie einen Blog und zeigte in Form von Streetstyle-Bildern sich selbst in den Kollektionen aus ihrem eigenen Shop. Vom digitalen Erfolg ihrer Person profitierte ihr Einzelhandelsgeschäft: Anstatt teure Anzeigen zu schalten, gibt Goerling den renommiertesten deutschen Modemagazinen Interviews und verkauft sich selbst als Aushängeschild ihres Ladens. „Ich habe dem Laden ein Gesicht gegeben. Durch kontinuierliches Bloggen und Posten war irgendwann klar: Wenn man dieses Mädchen sieht, dann geht es um Hayashi“, so Goerling.
Die strategische Beraterin Theresa Schleicher schlüsselte die „Veränderung des Handels“ systematisch auf. Es gehe nicht mehr nur um Innovation oder Umdenken, auch nicht mehr um das Beherrschen der Technik. „Der Handel braucht Weitblick und Verständnis“, betonte Schleicher. Mit den Worten von Jung von Matt-Gründer Holger Jung – „Der Kunde ist eine faule, verwöhnte Diva“ – beschreibt sie den Kunden von heute. Der Konsument sei individueller geworden, urban verwöhnt, viel unterwegs, anspruchsvoll. Das müsse der Handel im Kopf behalten.
Impulse und Visionen, aber auch reale, digitale und stationär erfolgreiche Geschäftsmodelle wurden ebenso von Christian Riethmüller (Geschäftsführer der Osiander Buchhandlung), Reiner Strecker (Gesellschafter der Vorwerk & Co. KG), Bernd T. Werner (Vorstand der Gruppe Nymphenburg Consult AG), Dr. Steffi Burkhart (Sprecherin der Generation Y) und Peter Thulson (Vice President International shopkick) sowie abschließend Prof. Dr. Gunter Dueck (Mathematiker und Philosoph) vorgestellt und intensiv auf der Bühne und in den Networkpausen diskutiert.
Optimismus fürs Geschäft, Skepsis gegenüber der Politik
Die Trendumfrage unter den rund 450 Gästen des diesjährigen German Council Congress in Berlin hat ein aktuelles Stimmungsbild der Branche zu drei wichtigen Themen ergeben.
Weihnachten steht vor der Tür und der Optimismus zur wichtigsten Umsatzzeit des Einzelhandels ist spürbar. Rund 84 % erwarten ein gleich gutes und überwiegend sogar besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.
Noch deutlicher ist die Einschätzung der Branche zur Digitalisierung. 92 % der Befragten sehen ihr Unternehmen diesbezüglich auf einem guten Weg, über 50 Prozent halten es sogar für fit. Dieses Ergebnis überrascht insofern, als dass die öffentliche „Stimmung“ deutlich schlechter ist. Denken wir an die Aussage des HDE mit rund 50.000 Einzelhändlern, die durch die „Digitalisierungs-Welle“ dahingefegt werden, so kann man wohl feststellen, dass die Shopping Center-Branche sich deutlich besser aufgestellt fühlt. Die positive Erwartung an das Weihnachtsgeschäft ist besonders bei den Unternehmen zu spüren, die sich beim Thema Digitalisierung gut gerüstet sehen (42 %).
Nicht ganz so positiv ist die Stimmung, wenn es um die Diskussion der gesetzlichen Rahmenbedingungen für den stationären Einzelhandel (z.B. Sortiments- und Flächenbegrenzungen, Öffnungszeiten) in Deutschland geht. Die überwiegende Mehrheit von 70% glaubt nicht an ein einsichtiges und selbständiges Handeln der Politik. Ein deutliches Signal an die Branche, für die Verbesserung der Rahmenbedingungen auf politischer Ebene zu kämpfen. Der GCSC sieht sich in seinen gestarteten politischen Aktivitäten durch dieses Votum gestärkt.
Digitaler Fortschritt, innovative Geschäftsmodelle und der offene Umgang mit der Zukunft des Einzelhandels – die Themen des Kongresses waren eine handfeste Bestandsaufnahme einer Branche, die einen kaum vergleichbaren Wandel erlebt. „Wenn du ein Shopping Center bauen willst, dann führe nicht nur die Dienstleister zusammen, sondern lehre sie auch die Vision des zufriedenen Kunden“, sagte Klaus Striebich, Vorstandsvorsitzender des German Council of Shopping Centers, bei der Eröffnung. Dass neue Denkanstöße oder Visionen für den Handel nötig sind, davon ist auch Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) überzeugt. „Die Digitalisierung wird den Handel weiter treiben“, sagte er. Das führe zu einem „höheren Investitionsdruck“ auf die Unternehmen am Markt. Stefan Genths These ist: „Handel bleibt, aber anders“.
Um Emotionen drehte es sich beim Thema Essen. Schließlich sei es ein Grundbedürfnis, wie Jonathan Doughty hervorhob. Und der Head auf EMEA Food Service Consulting prognostizierte, dass die Fläche für Gastronomie in der Center-Wirtschaft in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch weitere 50 Prozent steigen werde. „In Deutschland ist der Trend noch nicht so stark, aber er wird kommen“, sagte er.
Um Leidenschaft und Emotionen geht es auch in der Produktwelt von Weber. Das Unternehmen hat aus dem Grill ein Lifestyle-Produkt gemacht und damit eine Marktlücke geschlossen. Europachef Hans-Jürgen Herr erklärte auf dem German Council Congress: „Wir haben sehr viel in die Marke investiert.“ Die Strategie spricht dabei den Kunden auf mehreren Ebenen an. „Wir haben drei Standbeine entwickelt, um eine Multi-Channel-Experience der Marke zu gewährleisten“, sagt Hans-Jürgen Herr. Das ist die Grill Academy von Weber, die mittlerweile jedes Jahr 150.000 Menschen besuchen. Die Webseite und der E-Shop gehören ebenfalls dazu sowie natürlich der klassische Retail.
An Fallbeispielen mangelte es beim German Council Congress nicht. Kerstin Goerling schilderte ihre ganz eigene Art, neue Kunden zu gewinnen. Sie ist die Inhaberin der Boutique „Hayashi“ am Börsenplatz in Frankfurt am Main. 2008 gründete sie einen Blog und zeigte in Form von Streetstyle-Bildern sich selbst in den Kollektionen aus ihrem eigenen Shop. Vom digitalen Erfolg ihrer Person profitierte ihr Einzelhandelsgeschäft: Anstatt teure Anzeigen zu schalten, gibt Goerling den renommiertesten deutschen Modemagazinen Interviews und verkauft sich selbst als Aushängeschild ihres Ladens. „Ich habe dem Laden ein Gesicht gegeben. Durch kontinuierliches Bloggen und Posten war irgendwann klar: Wenn man dieses Mädchen sieht, dann geht es um Hayashi“, so Goerling.
Die strategische Beraterin Theresa Schleicher schlüsselte die „Veränderung des Handels“ systematisch auf. Es gehe nicht mehr nur um Innovation oder Umdenken, auch nicht mehr um das Beherrschen der Technik. „Der Handel braucht Weitblick und Verständnis“, betonte Schleicher. Mit den Worten von Jung von Matt-Gründer Holger Jung – „Der Kunde ist eine faule, verwöhnte Diva“ – beschreibt sie den Kunden von heute. Der Konsument sei individueller geworden, urban verwöhnt, viel unterwegs, anspruchsvoll. Das müsse der Handel im Kopf behalten.
Impulse und Visionen, aber auch reale, digitale und stationär erfolgreiche Geschäftsmodelle wurden ebenso von Christian Riethmüller (Geschäftsführer der Osiander Buchhandlung), Reiner Strecker (Gesellschafter der Vorwerk & Co. KG), Bernd T. Werner (Vorstand der Gruppe Nymphenburg Consult AG), Dr. Steffi Burkhart (Sprecherin der Generation Y) und Peter Thulson (Vice President International shopkick) sowie abschließend Prof. Dr. Gunter Dueck (Mathematiker und Philosoph) vorgestellt und intensiv auf der Bühne und in den Networkpausen diskutiert.
Optimismus fürs Geschäft, Skepsis gegenüber der Politik
Die Trendumfrage unter den rund 450 Gästen des diesjährigen German Council Congress in Berlin hat ein aktuelles Stimmungsbild der Branche zu drei wichtigen Themen ergeben.
Weihnachten steht vor der Tür und der Optimismus zur wichtigsten Umsatzzeit des Einzelhandels ist spürbar. Rund 84 % erwarten ein gleich gutes und überwiegend sogar besseres Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.
Noch deutlicher ist die Einschätzung der Branche zur Digitalisierung. 92 % der Befragten sehen ihr Unternehmen diesbezüglich auf einem guten Weg, über 50 Prozent halten es sogar für fit. Dieses Ergebnis überrascht insofern, als dass die öffentliche „Stimmung“ deutlich schlechter ist. Denken wir an die Aussage des HDE mit rund 50.000 Einzelhändlern, die durch die „Digitalisierungs-Welle“ dahingefegt werden, so kann man wohl feststellen, dass die Shopping Center-Branche sich deutlich besser aufgestellt fühlt. Die positive Erwartung an das Weihnachtsgeschäft ist besonders bei den Unternehmen zu spüren, die sich beim Thema Digitalisierung gut gerüstet sehen (42 %).
Nicht ganz so positiv ist die Stimmung, wenn es um die Diskussion der gesetzlichen Rahmenbedingungen für den stationären Einzelhandel (z.B. Sortiments- und Flächenbegrenzungen, Öffnungszeiten) in Deutschland geht. Die überwiegende Mehrheit von 70% glaubt nicht an ein einsichtiges und selbständiges Handeln der Politik. Ein deutliches Signal an die Branche, für die Verbesserung der Rahmenbedingungen auf politischer Ebene zu kämpfen. Der GCSC sieht sich in seinen gestarteten politischen Aktivitäten durch dieses Votum gestärkt.