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03.06.2020 Deutscher Immobilienmarkt: Sicher in unsicheren Zeiten?

Die Auswirkungen der derzeitigen Krise auf den deutschen Immobilienmarkt zu bewerten ist in zweierlei Hinsicht schwierig. Zum einen wirken sich ökonomische Schocks immer verzögert auf den Immobilienmarkt aus (sofern Immobiliensektor nicht Auslöser der Krise) und zum anderen existiert keine einheitliche Datengrundlage, weshalb sich Analysen oft unterscheiden. Vertraut man den Daten des Immobiliendienstleisters Europace hält der Wachstumstrend der vergangenen Jahre weiter an. Weder im März noch im April dieses Jahres ließ sich eine Preisanpassung am sogenannten Europace Hauspreisindexes EPX ablesen. Zwar scheint sich der Wachstumstrend leicht zu verlangsamen, ohne jedoch zu stagnieren oder negativ zu werden. Vieles spricht dafür, dass die bisher getroffenen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung greifen. Insbesondere das Kurzarbeitergeld entlastet Unternehmen und garantiert, dass weiterhin Mieten gezahlt werden können. Außerdem sorgte die Europäische Zentralbank (EZB) dafür, dass sich in Not geratene Unternehmen zu äußerst günstigen Konditionen refinanzieren können. Bisher spiegelt sich die Krise kaum auf dem deutschen Arbeitsmarkt wider. Die Arbeitslosenquote lag im April bei 5,8 Prozent und damit lediglich 0,9 Prozent Punkte über dem Wert im Dezember 2019.

Es ist nicht das erste Mal, dass der deutsche Immobilienmarkt seine Widerstandsfähigkeit zeigt. Bereits im Zuge der Finanzkrise 2008 und der Eurokrise 2012 zeigten sich die Immobilienpreise im internationalen Vergleich weitestgehend unbeeindruckt. Eine so oft im Vorfeld propagierte Immobilienblase scheint nicht zu existieren. Die Nachfrage übersteigt demnach immer noch das Angebot trotz beeindruckender Wertsteigerungen. In den Top 7 Metropolen stiegen die Preise für Eigentumswohnungen um über 50 Prozent innerhalb der letzten vier Jahre (siehe Abbildung 1). Selbst in ländlichen Regionen Deutschlands beträgt derselbe Wert mehr als 20 Prozent über denselben Zeitraum. Man kann erwarten, dass sich die Immobilienpreise nicht auf dem derzeitigen Wachstumsniveau halten können und sich in eine Seitwärtsbewegung begeben.

Trotz allem ist immer noch Vorsicht geboten. Wie stark sich die derzeitige Krise auf die deutsche Wirtschaft auswirken wird, ist immer noch schwer absehbar. Als Schlüsselzeitraum wird von vielen Experten die Zeit von Juni bis Oktober ausgemacht. Insbesondere Einzelhändler und die Tourismusbranche sind auf Einnahmen aus der Sommerzeit angewiesen. Es ist davon auszugehen, dass selbst wenn die Rahmenbedingungen das Reisen innerhalb Europas zulassen würden, die Bereitschaft dies auch zu tun gering ist. Auch wenn sich die meisten Immobilienbesitzer in scheinbarer Sicherheit wiegen, herrscht eine gewisse Unsicherheit im Markt, da viele Käufer und Verkäufer ihre Aktivitäten am deutschen Immobilienmarkt ausgesetzt haben. Wie so oft bleibt also das Gebot die Entwicklungen genauestens zu beobachten - besonders in unsicheren Zeiten.

(Zinskommentar von Kurt Neuwirth, Neuwirth Finance GmbH)








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