News RSS-Feed

13.05.2020 Deutschland kann nach Corona mehr denn je sicherer Anlagehafen sein

Marcus Lemli, CEO Germany / Head of Investment Europe bei Savills
Eines der besten Gesundheits- sowie Sozialsysteme und eine vergleichsweise geringe Schuldenquote – angesichts dieser Merkmale wird Deutschland womöglich auch nach der COVID-19-Pandemie der Anker für viele Investoren bleiben.

Über Jahre galt Deutschland als der sichere Anlagehafen für Immobilieninvestoren und verzeichnete ein Rekordtransaktionsvolumen nach dem anderen. Dann kam die COVID-19-Pandemie und die Aktivität an den globalen Investmentmärkten verlangsamte sich abrupt. Plötzlich ist nichts mehr sicher und Unsicherheit ist Gift für langfristige Anlageentscheidungen.

Dieser Zustand wird uns noch eine Weile begleiten, aber je weiter wir in der Krise voranschreiten, desto mehr wird die Unsicherheit weichen und die Aktivität an den Immobilieninvestmentmärkten wird auf ihr Vor-Krisenniveau zurückkehren. Allerdings, das zeigen die Erfahrungen aus vorangegangenen Krisen, werden die Investoren in der Analyse der Krise und ihrer Folgen die Risiken an den Märkten neu bewerten. Das gilt sowohl im Hinblick auf die sektoralen (Büro, Einzelhandel, Wohnen usw.) als auch die räumlichen Teilmärkte. So stiegen etwa nach der Weltfinanzkrise die Risikoprämien für an Banken vermietete Büroimmobilien und für stark vom Finanzsektor abhängige Immobilienmärkte an.

Wie sich die Risikoprämien dieses Mal neu verteilen, wissen wir heute noch nicht. Klar ist nur, dass die Investoren Märkte und Sektoren hinsichtlich ihres Pandemierisikos bewerten werden. Für die einzelnen Länder und Regionen wird dabei sicherlich eine große Rolle spielen, wie gut sie die Krise bewältigen und wie schnell sie sich von ihr erholen. Hier ist Deutschland zumindest in einer hervorragenden Ausgangsposition, um seinen Status als sicherer Anlagehafen auch in der Post-COVID-19-Ära nicht nur zu behalten, sondern sogar noch zu stärken. Diese starke Ausgangsposition setzt sich im Wesentlichen aus den folgenden drei Elementen zusammen:

1. Deutschland verfügt über eines der weltweit besten Gesundheitssysteme. Sowohl die Kapazitäten von Labortests als auch von Intensivbetten und Beatmungsgeräten sind im internationalen Vergleich sehr hoch. Beides erlaubt Deutschland, die Epidemie besser zu kontrollieren als viele andere Länder.

2. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie kann Deutschland aufgrund seines sozialen Sicherungssystems sowie bewährter Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld, das sich schon in der Finanzkrise als äußerst wirksam erwiesen hat, gut abfedern. Zwar ist die Arbeitslosigkeit zuletzt auch hierzulande gestiegen, aber längst nicht im selben Maße wie zum Beispiel in den USA.

3. Der deutsche Staat verfügt über eine große finanzielle Schlagkraft, um die Krise und ihre Folgen zu bekämpfen. Mit einer öffentlichen Schuldenquote von weniger als 60 % des Bruttoinlandsprodukts weist Deutschland eine der niedrigsten Werte aller großen Volkswirtschaften auf – im Durchschnitt der G7 ist die Schuldenquote mit 114 % fast doppelt so hoch. Der fiskalpolitische Spielraum ist also groß und trotzdem dürfte die Verschuldung in Deutschland mit Blick auf 1. und 2. durch die Krise nicht im selben Maße ansteigen wie in anderen Ländern.

Die vergangenen Krisen lehren auch, dass die Risikoaversion der Investoren oft noch für viele Jahre hoch bleibt. Auch dieses Mal dürfte das Sicherheitsbedürfnis der Investoren steigen, möglicherweise dauerhaft. Im Zusammenspiel mit den oben genannten drei Aspekten könnte Deutschland als sicherer Anlagehafen in der Post-COVID-19-Welt gefragter denn je sein – neue Transaktions- und Renditerekorde inbegriffen.

(by: Marcus Lemi, CEO Germany und Head of Investment Europe bei Savills)








Leserumfrage
Wir schätzen Ihre Expertenmeinung!
Hier ist unsere Leserumfrage:
schnell & unkompliziert
Jetzt starten!