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11.11.2019 Möblierte Wohnungen sind Ausdruck verfehlter Wohnungspolitik

Wer derzeit auf Wohnungssuche in Deutschlands Großstädten ist, stößt auf den einschlägigen Immobilienplattformen im Internet immer häufiger auf möblierte Wohnungen. Aber was bedeutet das in Zeiten ständig steigender Mieten?

Grundsätzlich richtet sich das Angebot möblierter Wohnungen vor allem an Angestellte, die projektbezogen in einer anderen Stadt arbeiten und es schätzen, ihre zeitlich befristete Bleibe nicht extra einrichten zu müssen. Es versteht sich von selbst, dass die Einrichtung dabei nicht umsonst sein kann. Entsprechend dürfen Vermieter bei möblierten Wohnungen zusätzlich einen Möblierungszuschlag erheben.

Zwar gibt es im Luxussegment durchaus Bedarf an vollausgestatteten Wohnungen. Jedoch übersteigt das Angebot die echte Nachfrage inzwischen bei Weitem. Denn wäre der Wohnungsmarkt nicht so angespannt, würde es viele möblierte Wohnungen gar nicht geben, weil keiner bereit wäre, die horrenden Mieten zu zahlen. Im Schnitt sind möblierte Wohnungen nämlich beinahe doppelt so teuer sind wie unmöblierte.
Das Problem: Der Möblierungszuschlag unterliegt nicht der Mietpreisbremse, die besagt, dass neu bezogene Wohnungen höchstens zehn Prozent mehr kosten dürfen als vergleichbare Wohnungen in der Gegend. Hinzu kommt, dass bisher nicht abschließend rechtlich geklärt ist, wie dieser Zuschlag zu berechnen ist. So können Vermieter im Prinzip verlangen, was sie für angemessen halten – was schnell mal mehrere hundert Euro zusätzlich sind.

In Zeiten ständig steigender Mieten steht das wachsende Angebot möblierter Wohnungen somit vor allem für den Versuch vieler Vermieter, noch höhere Mietpreise durchzusetzen und damit noch mehr Rendite für sich herauszuholen. Es steht aber auch für das Versagen der Politik, den Wohnungsmarkt so zu regulieren, dass Preistreiber nicht immer neue Schlupflöcher nutzen können. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, nicht nur den Wucher durch möblierte Wohnungen zu unterbinden, sondern nebenbei auch noch günstigen Wohnraum für die breite Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen. Eine davon wäre die gezielte Förderung von Vermietern, die eine normale Objektpflege und Sanierung mit Augenmaß betreiben, die mitunter sogar schon ab einer Miete von fünf Euro netto pro Quadratmeter realisierbar ist.

(Kommentar von Ulrich Jehle, Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH)







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