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19.07.2019 Nur noch Strohfeuer brennen an den Aktienmärkten

Die weltweiten Risiken steigen, die Zinsmärkte genau wie der Goldpreis zeigen das. Nur Aktieninvestoren bleiben unbeeindruckt. „Das ist eine gefährliche Leugnung der Risiken, die wir in den Märkten sehen“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH. „Schon heute sind die Umsätze dünn, die Rekordstände wohl eher durch Unternehmen ausgelöst, die eigene Aktien zurückkaufen.

„Im Falle einer Konjunkturabschwächung steigern diese Rahmenbedingungen die Gefahr eines stärkeren Abrutschens der Märkte“, sagt Mlinaric. Schon heute werden die Aktienkurse fast ausschließlich durch die Notenbankpolitik des billigen Geldes getrieben. Dabei gab es in den vergangenen Monaten immer neue Warnsignale für eine mögliche Abschwächung der Konjunktur. Während die Zinsmärkte zunehmend nervös werden, Gold neue Höchstmarken erklimmt und Rohstoffmärkte schwächeln, sind die Aktienmärkte immer weiter gestiegen. So auch der S&P 500 Index, der die Entwicklung der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen abbildet.

Die meisten institutionellen Investoren dürften diversifizierte Portfolien haben. Sie sind in Aktien genauso allokiert wie in diversen Anleiheformen oder Rohstoffen, und vereinen damit konträre Markterwartungen in ihren Portfolien. Warum also lösen sich die Aktienmärkte von der realen Konjunkturentwicklung? Die Gewichte der Titel im S&P 500 Index werden gemäß deren Free Float Market Cap ermittelt, also der Marktkapitalisierung nur jener Aktien, die gemäß jeweiliger Definition im Umlauf sind. Berücksichtigt man genau dieses Maß, so ist der Wert dieses Index von Januar 2018 bis März 2019, gemäß Daten von Bloomberg, um insgesamt rund 793 Milliarden US-Dollar gestiegen. Während desselben Zeitraums haben die im Index enthaltenen Unternehmen Aktien im Wert von rund 1.039 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. „Das ist erstaunlich. Wie hätte sich der Index ohne diese enorme zusätzliche Nachfrage entwickelt?“, fragt Mlinaric. „Wir können nur spekulieren: Weder der S&P 500 Index noch andere US-amerikanische Aktienindizes befänden sich heute an historischen Hochs. Und auch deren Volatilitäten dürften in den vergangenen Monaten um einiges höher gewesen sein.“

Dazu kommt, dass die Umsätze mit US-Aktien seit Monaten deutlich rückläufig sind. Das zeigt, dass die jüngste Kursrally nicht von einer großen Breite an Investoren getragen wurde. „Der Markt ist recht dünn, ein Gipfelsturm ohne Sauerstoffgerät. Ein euphorischer Markt sähe anders aus“, so Mlinaric. Dies ist ein mögliches Anzeichen dafür, dass außerhalb der Rückkaufprogramme die Nachfrage geradezu verebbt ist. Wenn die Konjunktur noch stärker Schwäche zeigt, werden die Rückkaufprogramme angesichts dann sinkender Unternehmensgewinne nicht so aufrecht erhalten werden können. „Angesichts der historisch niedrigen Volumen im Markt fehlen dann die Käufer, wenn es wieder rumpelt“, so Mlinaric.

Sinnvoll ist es, bei der Bewertung der eigenen Aktienbestände Vorsicht walten zu lassen. „Die aktuellen Marktpreise sehen sicherlich sehr positiv aus. Die kritische Frage wird sein, was Papiere Wert sind, wenn größere Bestände abgestoßen werden müssen“, sagt Mlinaric. Es sei nicht sicher, dass es dann genügend Käufer geben werde, um einen ruhigen Abverkauf zu ermöglichen. Dann aber drohten plötzliche heftige Kursrutsche, wie im Flash-Crash vom Februar 2018. „Sicherheitsabschläge auf die Bewertung erscheinen heute, mehr noch als in den vergangenen Jahren, angebracht“, fasst Mlinaric zusammen.







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