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18.06.2019 Kommentar: Die FED muss austarieren

Die Eskalation der Handelsspannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China lässt Anleger eine starke Verlangsamung des globalen Wachstums befürchten: Die Volatilität an den Aktienmärkten steigt, während die Inflationserwartungen trotz einer leichten Erholung der Kerninflation und einem Anstieg der Konsumausausgaben weiter fallen.

Im Ergebnis erwarten die Märkte nun mehr als drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte in den nächsten 12 Monaten. Zusätzlich erhöht sich der politische Druck dadurch, dass Präsident Trump die Wirtschaftsleistung um jeden Preis aufrechterhalten will.

Fed-Präsident Jerome Powell wird deswegen austarieren müssen: Auch wenn die widerstandsfähige US-Wirtschaft kein Argument für eine Änderung der Geldpolitik liefert, wird er wahrscheinlich darauf verweisen, dass die Zentralbank zu einem "Fed Put" bereit ist, um eventuelle Belastungen durch Handelsspannungen auszugleichen.

Damit würde die Fed signalisieren, dass sie die Botschaft der Märkte, die finanziellen Bedingungen nicht weiter zu straffen, gehört hat. In einer Rede, die Powell am 4. Juni in Chicago gehalten hat, sagte er, dass die Fed die Folgen der Spannungen genau beobachte und bereit sei, bei Bedarf angemessen zu reagieren. Damit hat er eine Tür für eine Zinssenkung geöffnet, ohne sie ausdrücklich zu erwähnen.

Wir gehen inzwischen davon aus, dass der nächste Fed-Schritt eine Zinssenkung und keine -erhöhung sein wird. Allerdings wird die Fed diese Entscheidung nicht auf der Fed-Sitzung am 19. Juni bekanntgeben. Dafür sprechen mehrere Gründe:

• Die robuste US-Wirtschaft stützt sich auf privaten Konsum und ein Vollbeschäftigungsziel, das bereits übertroffen wurde. Es würde mehr Zeit und einen Kranz an Daten brauchen, die eine reale Konjunkturverlangsamung bestätigen, um Prognosen nach unten zu korrigieren.
• Die Normalisierung der Geldpolitik wurde nach neun Zinserhöhungen auf Eis gelegt. Ausgehende von einen historisch niedrigen Niveau liegt der Leitzins nun zwischen 2,25% und 2,50%. Der Spielraum der Zentralbank ist daher begrenzt: Der Zeitpunkt von Zinssenkungen muss gut kalkuliert werden, um die maximale Effizienz zu gewährleisten.
• Die US-Aktienmärkte liegen trotz Volatilität nahe an historischen Höchstständen und erleben weiterhin einen der längsten Aufwärtszyklen der Geschichte.
• Powell muss geldpolitische Fehler vermeiden: Auch wenn es unwahrscheinlich ist, kann ein förderliches Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und China nicht ausgeschlossen werden. Das könnte die US-Wirtschaft widerbeleben und zu höherer Inflation und Inflationserwartungen führen.

Wenn die Rede weniger „dovish“ als erwartet ausfällt, könnten sowohl Aktien- als auch Rentenanleger vorübergehend enttäuscht reagieren. Wir glauben, dass jede Korrektur der US-Zinsen eine Gelegenheit bietet, die Duration in US-Anleihen zu erhöhen.

(by: Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI)






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