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14.09.2018 Emerging Markets: In der Krise liegt auch eine Chance

Die Nervosität an den Kapitalmärkten hat zuletzt spürbar zugenommen. Für Unruhe sorgen vor allem die Entwicklungen in einigen Schwellenländern – insbesondere in der Türkei und in Argentinien; dort hat sich die Lage deutlich zugespitzt. Die Währungen der beiden Staaten befinden sich im freien Fall, was zur Folge hatte, dass sowohl lokale Aktien wie Anleihen stark unter Druck gerieten. Die Krisen in diesen beiden Staaten schwappen bereits auf andere Schwellenmärkte über und ziehen diese in Mitleidenschaft. Die größte Befürchtung der Märkte: Ein Handelsstreit, der sich zu einem Handelskrieg entwickelt und nicht nur in einer ausgeprägten Schwellenländerkrise, sondern in einer globalen Rezession mündet.

Protektionismus und starker Dollar belasten

Der Reihe nach: Der Handelsstreit zwischen den USA und China beschäftigt die Märkte seit Monaten, nun folgt ein weiterer zwischen den USA und der Türkei. Im Zuge des abgelehnten Antrags auf Freilassung des inhaftierten US-Pastors Andrew Brunson erhöhten die USA die Strafzölle gegen Ankara. Die protektionistischen Maßnahmen der USA schlagen sich sowohl in der Türkei als auch in diversen anderen Schwellenländern auf die Stimmung und die Wirtschaft nieder. Erschwerend kommt hinzu, dass die US-Notenbank Fed seit Ende 2015 schon siebenmal den Leitzins angehoben und weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hat; damit eingehergehend haben US-Staatsanleihen an Attraktivität und der Dollar an Stärke gewonnen. Zahlreiche Investoren haben daher ihr Vermögen aus den vermeintlich riskanten Schwellenländern in US-Anlagen umgeschichtet. Das macht vor allem Staaten mit einem hohen Leistungsbilanzdefizit und einem hohen Kapitalbedarf, wie es zahlreiche Emerging Markets aufweisen, zu schaffen.

Wie sollten Privatanleger nun auf diese Turbulenzen reagieren? Vorhandene Bestände veräußern und künftig den prosperierenden Volkswirtschaften den Rücken kehren? Schließlich hat auch der breit gestreute MSCI Emerging Markets – umfasst Unternehmen aus 24 Schwellenländern – in den vergangenen Wochen, wie viele andere Märkte auch, Federn gelassen.

Ruhe bewahren

Anleger sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, aber nicht in Panik verfallen. Zwar sollte das Szenario, dass sich der Handelsstreit weiter verschärft, nicht ausgeschlossen werden, in diesem Fall würde aber nicht nur die Wirtschaft in den Schwellenländern darunter leiden, vielmehr würde dies sehr wahrscheinlich zu einer globalen Rezession führen. Soweit ist es aber noch lange nicht. Die jüngste Korrektur können Anleger sogar zum Anlass nehmen, über mögliche antizyklische Schwellenländer-Aufstockungen nachzudenken – vorausgesetzt, sie sind bereit, ein erhöhte Wertschwankungen in Kauf zu nehmen.

Fakt ist: Viele der aufstrebenden Volkswirtschaften haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, zahlreiche Reformen auf den Weg gebracht, ihre Währungsreserven erhöht und sind somit auch weniger anfällig geworden, wenn es in anderen Regionen der Welt rumort. Welch große Fortschritte die Emerging Markets insgesamt erzielt haben, lässt sich auch an ihrem Anteil zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) ablesen. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) steuern die Schwellenstaaten mittlerweile rund 60 Prozent zum globalen BIP bei; dies entspricht einer Verdopplung in den letzten 30 Jahren. Ein Trend, der auch in den kommenden Jahren anhalten dürfte, erwarten die IWF-Ökonomen für die Emerging Markets sowohl 2018 als auch 2019 mit 4,9 und 5,1 Prozent doch ein weitaus höheres Wachstum als in den Industriestaaten (2,4 und 2,2 Prozent). Und: Die wachsende Mittelschicht, die in vielen Schwellenländern junge und wissenshungrige Bevölkerung sowie die teils enorm hohen Rohstoffvorkommen dürften das Wachstum auch auf längere Sicht beflügeln.

Langfristig lukrativ

Anleger sollten wachsam bleiben und die Entwicklungen im Blick behalten, auf der anderen Seite aber auch die Chancen nicht aus den Augen verlieren. Emerging-Markets-Investments bieten für Anleger weiterhin interessante Möglichkeiten im Sinne des langfristigen Vermögensaufbaus und sollten daher in einem breit diversifizierten Depot einen Platz zur Beimischung haben. Denn die Zukunftsmärkte von heute können über kurz oder lang die Standardmärkte von morgen sein.

(Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ)








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