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20.07.2018 Touristensteuern in Europa: Wo es diesen Sommer teuer werden kann

Immer mehr europäische Städte und Regionen setzen auf Touristensteuern. Mit den Einnahmen sollen in der Regel die touristischen Infrastrukturen wie Verkehrsplanung und WLAN-Verfügbarkeit verbessert werden. Auch in Umweltprojekte oder kulturelle Einrichtungen fließen die Gelder.

Doch eine unübersichtliche Handhabung in den Ländern Europas sowie kurzfristige Anhebungen der Steuern sorgen für reichlich Verwirrung bei den Urlaubern. Wie hoch und intransparent die Kosten sind, zeigt eine aktuelle Studie der Ferienhaus-Suchmaschine Holidu. Zudem wurde ermittelt, in welchem Verhältnis die Touristensteuern zu den jeweiligen Unterkunftskosten stehen.

Mallorca hat die Steuer zum Sommer 2018 verdoppelt

Jedes Jahr strömen rund zehn Millionen ausländische Touristen – davon die Hälfte Deutsche – auf die Insel Mallorca, die kaum größer als das Saarland ist. Auf diese Urlauberflut hat die Balearische Regierung mit einer Verdoppelung der „Ecotasa“ reagiert. Mit den Einnahmen sollen vor allem Umweltprojekte finanziert werden. Je nach Unterkunft kann dieser Betrag variieren: Während in Luxushotels 4 Euro Bettensteuer pro Person und Nacht fällig werden, sind es in Ferienapartments (Drei-Schlüssel-Kategorie, mittlerer Standard) 3 Euro pro Tag und Person. So zahlen vier Ferienhausurlauber pro Woche in der Hauptsaison durchschnittlich 1.834 Euro für Unterkunft inklusive Touristensteuer. Davon macht die „Ecotasa“ mit 84 Euro rund 4 % dieser Kosten aus. Für Kinder unter 15 Jahren allen jedoch keine Abgaben an. Verdoppelt wurde die Touristensteuer übrigens auch auf den Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera. Auf dem spanischen Festland gibt es unterschiedliche Regelungen.

Erstmals bittet Griechenland Touristen zur Kasse

Das Modell der Balearen hat sich Griechenland zum Vorbild genommen und belastet seit Beginn des Jahres erstmals Touristen mit einer Besteuerung. Auch hier richtet sich die Höhe nach der Art der Unterkunft, fällt jedoch günstiger aus als auf Mallorca. Hier zahlt der Urlauber pro Tag für eine Ferienwohnung (Drei-Schlüssel-Kategorie, mittlerer Standard) nur 50 Cent. Für eine vierköpfige Reisegruppe sind das insgesamt nur 14 Euro Touristensteuern pro Woche. Auch der Durchschnittspreis für eine Unterkunft in der Hauptsaison ist mit 1.267 Euro für sieben Tage im europaweiten Vergleich recht günstig. Wobei jedoch zu beachten ist, dass die Preise je nach griechischer Region beträchtlich schwanken: Eine Unterkunft auf Mykonos schlägt mit durchschnittlich 3.367 Euro zu Buche, auf der Insel Kos mit nur 644 Euro pro Woche und vier Personen. Der Steuerbetrag ändert sich jedoch nicht, sondern wird im ganzen Land gleich gehandhabt.

In Kroatien wird es für Wassersportler teurer

Kroatien ist mit einer 5.835 Kilometer langen Küstenlinie und über tausend Inseln ein Traumziel für Segel-Urlauber. Bisher wurde die Kurtaxe nur für eine Person pro Segelschiff erhoben. Eine Reisegruppe auf See ist somit günstiger weggekommen als „normale“ Urlauber an Land. Dies hat die kroatische Regierung in diesem Jahr angepasst und bittet nun alle Personen auf Schiffen zur Kasse. Nur Junior-Segler unter 12 Jahren sind von der Steuer befreit.

Überhaupt ist in Kroatien das Alter der Urlauber für die Höhe der Abgabe entscheidend und hängt nicht von der Art einer Unterkunft oder der Kategorie ab wie im Rest Europas. Für die kroatische „Sojourn Tax“ zahlen Erwachsene 1 Euro pro Tag, Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren 0,50 Euro. Kinder, die unter 12 Jahre alt sind, müssen keine Touristensteuer bezahlen.

Diese Länder wollen in den nächsten Jahren nachziehen

Der Tourismus in Neuseeland boomt – sogar so sehr, dass die Inselbewohner befürchten, es könnte bald ebenso viele Touristen geben wie Einheimische. Mit einer neuen Touristensteuer von bis zu 35 Neuseeland-Dollar (rund 21 Euro) will die Regierung die Besucherströme ab Mitte des kommenden Jahres regulieren.

Auch Reisen nach Island liegen im Trend. Von einer neuen Touristensteuer ab 2020 soll das Land besser von der großen Nachfrage profitieren.

Rund 20 Millionen Gäste strömen jedes Jahr in das niederländische Amsterdam. Um die Besucherzahlen einzudämmen, sollen Kurzzeitvermietungen eingeschränkt und Hotelzimmer begrenzt werden. Auch die Gästetaxe soll ab 2019 erhöht werden. Derzeit beträgt die „Toeristenbelasting“ 6 % des Netto-Übernachtungspreises und muss pro Person und Nacht entrichtet werden.

Noch zählt Großbritannien zu den Ländern, die auf eine Besteuerung der Urlauber komplett verzichten. Jedoch denkt das westenglische Bath über die Einführung einer „Tourist Tax“ als erste Stadt im Vereinigten Königreich nach.

„Steuerparadiese“ für Urlauber

Innerhalb Europas gibt es durchaus Destinationen, die bislang keine Touristensteuer eingeführt haben. Dazu zählen beispielsweise Irland und (noch) Großbritannien. Auch in den beliebten Ferienhausländern Schweden, Dänemark, Finnland und Polen sind keine Abgaben fällig.

Wer unter der spanischen Sonne seinen Urlaub verbringen möchte, kann statt der Balearen auf die Kanaren ausweichen. Dort gibt es keine Touristensteuer – und es soll auch in Zukunft keine eingeführt werden. Die Regierung möchte mit dem Verzicht den Tourismus als wichtigsten Wirtschaftssektor der Inseln und die Kanaren als attraktives Reiseziel stärken.

Große Unterschiede und wenig Transparenz für Urlauber

Die Höhe der Touristensteuern in Europa schwankt beträchtlich. Zu den hochpreisigen Destinationen zählt etwa Venedig. Dort werden die jährlich rund 30 Millionen Touristen mit bis zu 5 Euro pro Person und Tag zur Kasse gebeten. Das sind dann gerne mal fast 10 % der Gesamt-Unterkunftskosten. In anderen Regionen Italiens kann es aber ganz anders aussehen. Denn jede italienische Stadt entscheidet selbst, ob – und in welcher Höhe und zu welchen Bedingungen (Kategorie der Unterkunft, Saison, Alter der Gäste) – sie die sogenannte „Tassa di Soggiorno“ festlegt. Diesem Modell folgen viele Länder, darunter auch Deutschland. Während in der Fränkischen Schweiz nur 1 Euro pro Tag und Person fällig werden, sind es im oberbayerischen Rottach-Egern schon 2 Euro. Auf Sylt werden 4 Euro verlangt – das sind für vier Erwachsene pro Woche in der Hauptsaison stattliche 112 Euro.

„Welche Extra-Kosten durch Touristensteuern entstehen, lässt sich für den Urlauber bei der Reiseplanung kaum berücksichtigen“, so Johannes Siebers, dessen Ferienhaus-Suchmaschine Holidu die Angebote von mehr als 400 Buchungsportalen weltweit vergleicht. „Die meisten Ferienhaus-Anbieter nennen jedoch erfreulicherweise die exakte Höhe einer Steuer in den Buchungsschritten, die dann vor Ort an den jeweiligen Vermieter zu entrichten ist. Doch die Verunsicherung der Reisenden zeigt sich in den vielen Nachfragen unserer Kunden, die sich über diesen Posten auf der Rechnung sicher sein möchten. Wir stehen zu diesem Thema in regem Austausch mit den jeweiligen Buchungsplattformen und forcieren eine transparente Abbildung der jeweiligen Steuern, um den Kunden eine bestmögliche Orientierung zu geben.“









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