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28.12.2017 Aktienmärkte: Sorglosigkeit der Anleger ist pures Kalkül

Die Schwankungsanfälligkeit von Aktien ist derzeit sehr niedrig, das gilt als sicheres Zeichen für eine besondere „Sorglosigkeit“ der Anleger. Doch an der Börse ist es wie im richtigen Leben: Wer sich keine Sorgen macht, den können unvorhergesehene Tiefschläge besonders treffen. Deshalb sehen viele Experten niedrige Volatilitäten an der Börse als Alarmsignal: Denn ein unerwartetes negatives Ereignis kann die Aktienvolatilität schlagartig nach oben treiben und an den Märkten zu großen Kursverlusten führen.

Aber sind die Anleger wirklich zu sorglos? Die Weltkonjunktur hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2017 deutlich besser entwickelt als die meisten vermutet hatten. Die konjunkturellen Frühindikatoren deuten auch für das erste Halbjahr 2018 keine Veränderung in der Großwetterlage an. In Deutschland steht der Ifo-Index auf einem historischen Hochpunkt, und die Arbeitslosigkeit hat seit der Wiedervereinigung einen historischen Tiefstand erreicht, Tendenz weiter fallend. Diese Traum-Konstellation ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg einmalig.

Und tatsächlich gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Volatilität der Aktienmärkte und der ökonomischen Gesamtsituation – gemessen etwa an der Entwicklung des Ifo-Index und der Arbeitslosigkeit. Verbessert sich die Konjunkturlage, sinken die Sorgen der Anleger, die Volatilität fällt.

Eine niedrige Aktienvolatilität ist für uns deshalb auch kein Alarmsignal – wir sehen darin vielmehr das pure rationale Kalkül der Anleger. Der konjunkturelle Hochpunkt drückt die Volatilität an ihren Tiefpunkt.

(Marktkommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK)






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