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25.02.2017 Deutschland ist der neue Kernmarkt für Private Equity in Europa

Die DACH-Region entwickelt sich zur neuen Hochburg für privates Beteiligungskapital in Europa. Während der europäische Markt insgesamt auf hohem Niveau stagnierte, stieg die Zahl der Akquisitionen durch Private-Equity-Firmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2016 um 28 Prozent auf 214. Dabei flossen insgesamt 25 Milliarden Euro – ein Plus von erstaunlichen 83 Prozent und der beste Wert seit 2007 zeigt der neue Private Equity Trend Report der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Die teuersten Deals entfielen dabei auf das vierte Quartal. So ging der Frankfurter Immobiliendienstleister Officefirst für 3,3 Milliarden Euro an den US-Investor Blackstone, während die ebenfalls amerikanische Carlyle Group für 2,9 Milliarden das deutsche Chemiegeschäft des französischen Ölkonzerns Total übernahm.

Deutsche Private-Equity-Manager sprühen vor Optimismus

„Durch das Brexit-Referendum hat der ohnehin boomende deutsche Markt noch einmal einen zusätzlichen Schub erhalten. Denn selbst jene Beteiligungsgesellschaften, die sich bislang vor allem auf UK konzentrierten, sehen sich nun vermehrt in Kontinentaleuropa nach Anlagezielen um. Und da ist Deutschland aufgrund seines starken Mittelstands und des ‚Safe Haven‘-Arguments besonders attraktiv“, sagt Steve Robert, Partner und Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC.

Die steigende Fokussierung auf den deutschsprachigen Markt spiegelt sich im ausgeprägten Optimismus hiesiger Investoren, geht aus der PwC-Studie hervor. Während nur jeder dritte von insgesamt 250 befragten internationalen Private-Equity-Managern für 2017 mit weiterem Wachstum rechnet, sind es unter den deutschen Beteiligungsfirmen 43 Prozent. Dazu passt, dass sich vier von fünf deutschen Managern momentan mit der Entwicklung ihres Portfolios zufrieden zeigen. International sind es nur 42 Prozent.

Die Beteiligungsbranche erreicht einen neuen Reifegrad

Auffällig ist, dass der jetzige Private-Equity-Boom mit deutlich geringerem „Leverage“ – also mit weniger Schulden – auskommt als in den Rekordjahren vor der Finanzkrise. So finanzierten 2016 nur acht Prozent der deutschen Beteiligungsgesellschaften ihre Transaktionen mehrheitlich mit Fremdkapital; international waren es 22 Prozent. Umgekehrt begnügte sich jeder zweite deutsche Portfolio-Manager mit einer Debt-Quote von unter 40 Prozent, während es auf international nur jeder sechste war. „Die gesamte Branche ist reifer geworden – und für die deutschen Private-Equity-Häuser gilt das in besonderem Maße“, diagnostiziert Roberts. „Die Zeiten, in denen Renditen vor allem mithilfe des sogenannten Financial Engineering erzielt wurden, sind vorbei. Stattdessen entwickeln die Beteiligungsfonds ihre Portfoliounternehmen heute operativ weiter, was sich auch in den immer längeren Halteperioden zeigt. Nennenswerte Gründe dafür sind, unter anderem, die hohen Preise auf dem Transaktionsmarkt, die vermehrt operativ-fokussierte Equity Stories voraussetzen. Nur so können die Beteiligungsgesellschaften die notwendigen Renditen erzielen. So greifen heutzutage Private Equity Manager zurück auf Digitalisierungsstrategien, um deren Portfolio zu optimieren und die länger gewordene Haltedauer sowie die niedrigen makroökonomischen Wachstumsraten entgegenzuwirken.

Branchenfremde Wettbewerber verschärfen den Konkurrenzdruck

Die verbesserte Reputation bringt für die arrivierten Player allerdings auch Probleme mit sich. Denn immer mehr eigentlich branchenfremde Akteure wie Pensionskassen oder Versicherer entdecken das Private-Equity-Modell für sich selbst – und verschärfen damit den ohnehin schon intensiven Preiswettbewerb. So gaben in der PwC-Umfrage zwei von drei Finanzinvestoren an, dass der Konkurrenzdruck 2016 nochmals gestiegen sei. Eine Folge: Manche Private-Equity-Gesellschaften tun sich mittlerweile schwer, für das Geld ihrer Investoren überhaupt noch rentable Anlageziele zu finden. Nach Schätzungen der Researchfirma Preqin saßen die Beteiligungsgesellschaften zuletzt auf 167,8 Milliarden Dollar Liquidität – der höchste Wert seit 2008.

Das Gute: Wenn Zukäufe teurer werden, werden Exits lukrativer

„Der Wettbewerbsdruck dürfte 2017 sogar noch zunehmen – auch und gerade auf dem deutschen Markt“, prognostiziert PwC-Experte Roberts. Denn: „Die Chinesen machen, wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat, allmählich ernst. Und auch viele deutsche Unternehmen befinden sich längst nicht mehr im Verkaufs-, sondern im Kaufmodus.“ Das Gute daran: Im gleichen Maße, wie Akquisitionen schwieriger werden, tun sich die Finanzinvestoren leichter, Abnehmer zu finden, wenn sie ihre Portfoliounternehmen abstoßen wollen. So stieg die Zahl der Exits in der Dach-Region im vergangenen Jahr auf 153 – ein Plus von knapp 19 Prozent. Den höchsten Erlös im deutschsprachigen Raum erzielte der Finanzinvestor EQT mit dem Verkauf des Hamburger Leukoplast-Herstellers BSN Medical an den schwedischen Tempo-Produzenten SCA.







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