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05.10.2016 Frauen in der Immobilienwirtschaft – ein aktuelles Stimmungsbild

Mit einer zweiten Studie nach 2012 hat der Verein der Frauen in der Immobilienwirtschaft e. V. in Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt untersucht, wie sich die derzeitige Situation der Frauen in der Immobilienbranche darstellt. Die Studie wurde im Rahmen des Schwerpunktes Personalmanagement, unter der Leitung von Frau Professor Dr.-Ing. Christine Wegerich, als Semesterprojekt im Sommer-semester 2016 durchgeführt. Im Zeitraum vom 20.04. bis zum 10.05.2016 wurde ein anonymisierter Fragebogen nur an die Frauen in der Immobilienwirtschaft online verschickt und nicht, wie in 2012 an Frauen und Unternehmen. Die Ergebnisse der Studie werden detailliert auf der diesjährigen Expo Real in München vorgestellt.

Die Resultate veranlassen die Frauen in der Immobilienwirtschaft unter der Projektleitung von Jovita Galster Döring, Cornelia Eisenbacher und Birgit Schaarschmidt, klare Forderungen an die Unternehmen zu stellen – im Hinblick auf zukünftige ökonomische Entwicklungen, aber auch auf die Diskussion um das Thema „Führung”. „Die Motivation der Studie lag in der Beantwortung drängender Fragen, wie beispielsweise der Frauenrepräsentanz in der Führungsebene, die Position zur Frauenquote und Maßnahmen zur Förderung von Frauen. Gleichzeitig konnte damit auch die Lücke zu Forderungen nach aussagekräftigen und belastbaren Daten geschlossen werden” erklärt Galster-Döring.

Den Nerv getroffen - Erhöhte Rücklaufquote zeigt Interesse und Wunsch nach Veränderung

448 von 700 befragten Frauen beteiligten sich an der Umfrage „Frauen in der Immobilienwirtschaft 2016“. Über 60% der Teilnehmerinnen sind älter als 40 Jahre. Die Grundgesamtheit setzte sich aus den 700 Mitgliedern des Vereins zusammen sowie 21 Verbänden. Aktiv unterstützt wurde die Studie von elf Verbänden. Im Vergleich zu 2012 nahm knapp ein Fünftel mehr Frauen an der Umfrage teil.

Die Frauen werden kaum gefragt - Gläserne Decke?

Die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen ist kein Ziel in der Strategie der Unternehmen! Leider spiegeln die Antworten hierzu die immer noch vorherrschende Realität in den Unternehmen wider, denn auf diese Frage antworteten circa 2/3 (62%) der Frauen mit Nein, 17% konnten sich nicht dazu äußern und lediglich bei einem Fünftel (20%) der Frauen ist die Erhöhung des Frauenanteils als Ziel in der Unternehmensstrategie verankert! Im Vergleich zur Studie in 2012 hat sich hier leider nur wenig geändert.

Auch die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen in ihrem Unternehmen ist für 2/3 der Befragten kein Teil der Zielvereinbarung, gut 20 % konnten hierzu keine Angaben machen und nur circa 8% haben die Frage mit Ja beantwortet. Diese Zahlen sprechen für eine mangelnde Transparenz und zeigen die Kluft zwischen Sonntagsreden und der Realität in den Unternehmen. Das ist umso erstaunlicher, da anerkannte Studien den Erfolg von gemischten Führungsteams bestätigen.

Als ein Fazit bietet sich hier eine Checkliste für die Frauen an, auf was Sie bei einer Bewerbung und auch bei der Unternehmensstrategie der Unternehmen achten sollten. Mit Blick auf die weiblichen Nachwuchstalente sollten die Unternehmen dieses Ziel zwingend in ihrer Unternehmensstrategie verankern und umsetzen. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit dem Ergebnis der Studie, die der
ZIA Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. Anfang 2016 bei Immobilienunternehmen durchgeführt hat.

Immerhin haben 50 Prozent der Frauen das Gefühl, in Ihrem Unternehmen die gleichen Karrierechancen zu haben wie die Männer. “Die Frage, ob eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen nicht nur nach außen kommuniziert wird, sondern auch nach innen gelebt“ wird gerade mal von 1/5 mit einem eindeutigen Ja und von 12% mit einem schwachen Ja beantwortet. 22% konnten hierzu keine klare Stellung beziehen. Dies spricht für mangelnde Kommunikation und Umsetzung in den Unternehmen.

Maßnahmen zur Frauenförderung - Diskrepanz zwischen Angebot und Inanspruchnahme

Von insgesamt 13 angebotenen Maßnahmen stehen an Platz eins und zwei die „flexible Arbeitszeitgestaltung“ und „Home-Office“, bereits an dritter Stelle wurde die „Unterstützung von Mitgliedschaften in externen Netzwerken und Vereinen“ genannt. Sehr positiv ist hier die Relation zu Angebot und Nutzung dieses Angebots, sie liegt nur hier bei fast 100 %. Eisenbacher bestätigt: “Der Verein, im Jahr 2000 von Ingeborg Warschke in Frankfurt mit viel Weitblick gegründet, bietet mit seinem Leitbild und dem Motto „Klug. Stark. Vernetzt.“ seinen Mitgliedern und Interessentinnen bundesweit eine ideale Plattform zum Netzwerken. Die erfreuliche Nutzung bestätigt eindrucksvoll die Bedeutung unseres Vereins, der schnell wächst und mittlerweile über 750 Mitglieder hat. Mit jährlich über 170 Veranstaltungen, unserer Präsenz bei der Expo Real, auf der MIPIM und dem jährlich stattfindenden Bundeskongress stellt der Verein eine große Unterstützung und Mehrwert für die Frauen in der leider noch zu männerlastigen Immobilienbranche dar”. “Dennoch”, so Eisenbacher, und sie wiederholt damit Ihren Appell aus 2012: "Die Frauen müssen aktiver werden, die angebotenen Maßnahmen zur Frauenförderung und Elternzeit noch mehr nutzen, raus aus der Komfortzone, rauf in die Führungspositionen! Wenn Ihnen eine Maßnahme zur Förderung fehlt, sollten sie auch diese aktiv einfordern.”

Die Frauenquote nicht nur befürwortet

44 % der befragten Frauen lehnen eine Frauenquote ab, 41 % befürworten eine Frauenquote und 15% hatten dazu keine Meinung. Interessant ist die Betrachtung des Für und Wider nach Altersgruppen: So befürworten die Frauen im Alter von 21 bis 30 und ab einem Alter von 51 plus in der Mehrzahl die Frauenquote nicht. In der Altersgruppe von 31 bis 49 ist die Mehrheit für die Frauenquote. Das passt zu dem Ergebnis der Frage, ob die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen konkret als Ziel in der Unternehmensstrategie genannt wird. Denn diese Frage wurde von 62% der Frauen verneint, nur bei 20% ist das ein konkretes Ziel. Für 72% der Frauen sind Vorbilder für die berufliche Entwicklung sehr wichtig, sie sind aber geschlechterunabhängig.

Lohnendes Investment

Die Frauen in der Immobilienwirtschaft sind so gut ausgebildet wie noch nie, knapp 2/3 verfügen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und 15 % absolvierten ein Weiterbildungsstudium. Die meisten Frauen sind länger als 10 Jahre in der Immobilienbranche tätig, davon haben 32% noch nie und 24% nur einmal den Arbeitgeber gewechselt. Ein Investment in Frauenförderung verspricht auch wegen der hohen Unternehmenstreue der Frauen eine überdurchschnittliche Rentabilität.
76% der Frauen leben in einer festen Partnerschaft und ein Viertel ist alleinstehend und etwas über die Hälfte der Frauen hat Kinder (51%). Die Vereinbarkeit von beruflicher Entwicklung und Privatleben wird von mehr als der Hälfte der Frauen mit Ja beantwortet und passt auch zum Ergebnis der berufstätigen Frauen mit Kindern. Insbesondere im Topmanagement haben viele Frauen Kinder, hier, aber nicht nur, gibt es viel Unterstützung durch die Familie und Freunde.

Fazit: “Es gibt immer noch viel Potential bei der Frauenförderung, sie sollte zwingend als Ziel in der Unternehmensstrategie verankert und auch konsequent umgesetzt werden. Weitere Studien sind alle zwei bis drei Jahre geplant, um den Fortschritt und die hoffentlich positive Veränderungen für die Frauen in der Immobilienwirtschaft zu verfolgen. Der Verein, Mitglied beim ZIA, ist auch im Gespräch mit dem ZIA, der seine Studie auch regelmäßig wiederholen wird”, so Schaarschmidt. ”Wir planen eine Checkliste für die Frauen in der Immobilienwirtschaft, um die Frauen auf Ihrem Weg nach oben zu unterstützen.”




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