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23.09.2016 Jagd nach kostenlosen Parkplätzen erhöht Stress und Suchverkehr

Autofahrer, die in der Innenstadt nicht nach einem freien Parkplatz am Straßenrand suchen, sondern direkt in ein Parkhaus fahren, schätzen die Parkraumsituation in ihrer Stadt deutlich positiver ein – und das unabhängig von der Verkehrsdichte und der tatsächlichen Verfügbarkeit von Parkplätzen in der Innenstadt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach.

Für die Studie wurde ein Teil der Bevölkerung zweier deutscher Städte mit diametral unterschiedlichen Parkraumsituationen nach ihrer Meinung befragt: In Braunschweig ist der Parkdruck mit einer vergleichsweise geringen Verfügbarkeit von Parkplätzen objektiv gesehen hoch. In Halle an der Saale ist der Parkdruck nach objektiven Gesichtspunkten weitaus geringer.

Dennoch macht es 39 Prozent der Braunschweiger Spaß, in ihre Innenstadt zu fahren, und nur 27 Prozent empfinden dabei Stress. Fast ein Viertel (24 Prozent) findet sofort einen Parkplatz, und mehr als ein Drittel (37 Prozent) immer noch ziemlich schnell.

Im direkten Vergleich haben die Bewohner von Halle an der Saale hingegen mit einem Anteil von 16 Prozent nur wenig Spaß auf der Fahrt in die Innenstadt. Fast die Hälfte (48 Prozent) empfindet die Fahrt stressig, trotz hoher Verfügbarkeit an Stellplätzen. Viele der Befragten finden deutlich seltener sofort (16 Prozent) oder ziemlich schnell (32 Prozent) einen Parkplatz.

„Subjektiv bewerten die Braunschweiger die Parkraumsituation in ihrer Stadt weitaus positiver als die Bewohner von Halle an der Saale. Dieses Ergebnis hat uns sehr überrascht, denn bei einem auf Grundlage von objektiven Zahlen erstelltem Parkraumindex, mit dem wir den Parkraumdruck in 25 deutschen Städten miteinander verglichen haben, rangierte Braunschweig auf dem ersten und Halle an der Saale auf dem letzten Platz“, sagt Detlef Wilmer, Geschäftsführer der APCOA PARKING Deutschland GmbH.

Für die Studie ließ APCOA harte Faktoren wie den einströmenden Verkehr, die Verkehrsdichte und die Verfügbarkeit von Parkraum sowie die Höhe der Tarife am Straßenrand in den Parkraumindex einfließen.

„Auch für uns schien das Ergebnis der Befragung zunächst einmal paradox, da es genau dem Gegenteil unserer Erwartungen entsprach“, bestätigt Dr. Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach, der die Befragung von jeweils 101 Bürgern in Braunschweig und Halle leitete. „Bei der Analyse der Ergebnisse ist uns dann aber aufgefallen, dass die Bewohner in Braunschweig eine völlig andere Strategie bei der Parkraumsuche anwenden als die Bewohner von Halle an der Saale“, schildert Dr. Petersen.

Die Mehrzahl der befragten Braunschweiger (66 Prozent) sucht gleich ein Parkhaus oder eine Tiefgarage auf, während nur etwa ein Viertel (26 Prozent) auch am Straßenrand sucht. In Halle an der Saale ist die Situation umgekehrt: Hier sucht knapp die Hälfte der Fahrer (51 Prozent) am Straßenrand einen Parkplatz, während nur etwa ein Drittel (34 Prozent) direkt ins Parkhaus fährt.

Der Grund: 60 Prozent der befragten Bewohner von Halle an der Saale bewerteten Parkhäuser und Tiefgaragen in der Innenstadt als zu teuer, während nur 30 Prozent der Braunschweiger dieser Meinung waren. Tatsächlich liegen die Preise für das Parken in Parkhäusern in beiden Städten aber ungefähr auf dem gleichen Niveau, nämlich etwa bei einem Euro pro Stunde.

Hingegen fiel die Bewertung beim Parken am Straßenrand vergleichbar aus: 43 Prozent (Braunschweig) beziehungsweise 42 Prozent (Halle) sind der Meinung, dass das gebührenpflichtige Parken am Straßenrand in der Innenstadt zu teuer ist.
„Für uns als Parkraumspezialisten waren diese Ergebnisse natürlich faszinierend, denn die Einwohner von Braunschweig und Halle an der Saale handeln letztlich zum größten Teil nachvollziehbar aus rationalen Beweggründen“, sagt Martin Seitz, Head of Expansion bei Park & Control, einem Unternehmen der APCOA Gruppe.
So gibt es in Halle in der Saale am Straßenrand auch viele kostenfreie Parkflächen. In Braunschweig hingegen gibt es in der gesamten Innenstadt eine Parkraumbewirtschaftung mit einer entsprechenden Gebührenordnung.

„In der Regel parken die Stadtbewohner lieber kostenlos am Straßenrand, auch wenn das Preisniveau im Parkhaus in dieser Stadt relativ günstig ist. Dadurch entsteht in Halle an der Saale ein erhöhter Parksuchverkehr, der für den wahrgenommenen Stress verantwortlich ist“, erklärt Seitz.

Durch eine relativ häufige Festlegung auf die Fahrt ins Parkhaus oder in die Tiefgarage sinkt der Stresspegel in Braunschweig hingegen und die Fahrt in die Stadt bereitet mehr Spaß. Mehr noch, obwohl die Statistiken dagegen sprechen, sind nur 48 Prozent der Befragten in Braunschweig der Meinung, dass es in der Innenstadt insgesamt zu wenig Parkflächen gibt, in Halle in der Saale sind es hingegen 69 Prozent.





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