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08.02.2016 Private Equity-Branche rechnet 2016 mit Marktbelebung

Nach einem moderaten Wachstum der Neuinvestitionen in 2015, rechnet die Mehrzahl der Private Equity-Gesellschaften (65 Prozent) für 2016 mit einer Marktbelebung. Neben guten Chancen für Neuinvestitionen in der Bereitstellung von Wachstumskapital (89 Prozent) sehen die Befragten die Gründe auch in operativen Verbesserungen, sowie der Übernahme von Mehrheitsbeteiligungen von Privateigentümern (64 Prozent) und Akquisitionen von anderen Private Equity-Gesellschaften (62 Prozent). Zu diesen Ergebnissen kommt der „Private Equity Trend Report 2016“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für den europaweit 250 Private Equity-Manager befragt wurden.

Makroökonomische Unsicherheiten wie schwankende Wechselkurse, Konjunkturabschwächungen im Euroraum und Aktienmarktturbulenzen in China sorgten vor allem im zweiten Halbjahr 2015 dafür, dass Investoren etwas vorsichtiger an Neuinvestitionen herangingen. „Angesichts der volatilen Märkte tendieren Investoren verstärkt zu einer geringeren Risikobereitschaft und längerfristigen Engagements“, erläutert Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC in Deutschland. Rund 19 Prozent der Gesellschaften verbuchten 2015 einen Rückgang bei den Neuinvestitionen, nach zwei Prozent im Vorjahr. Potenzielle Deals würden genauer geprüft und hohe Bewertungen längst nicht mehr um jeden Preis gezahlt. Demnach berichten 30 Prozent der Gesellschaften von einem Rückgang der Exits aus Buy-out-Beteiligungen, was einem Anstieg um sechs Basispunkte gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Mit einem Transaktions-Boom ist trotz günstiger Finanzierungsbedingungen und eines Rekordniveau von verfügbarem Kapital für 2016 nicht zu rechnen“, prognostiziert Steve Roberts.

Vielmehr konzentrierte sich die Branche 2015 zunehmend auf aktives Portfoliomanagement und die Einführung operativer Verbesserungen in Portfoliounternehmen. Rund 98 Prozent der Befragten erklärten, der Faktor operative Wertschöpfung habe seit der Finanzkrise an Bedeutung zugelegt und werde dies auch weiterhin tun. Neue Investitionsentscheidungen wurden 2015 ebenfalls stark von möglichen betrieblichen Verbesserungen wie Effizienzsteigerungen, Einkaufsoptimierung oder Working Capital Management beeinflusst. Als zweiten wichtigen Impulsgeber für neue Investments nennen 75 Prozent der Befragten die Marktkonsolidierung.

Dieser Trend dürfte auch im laufenden Jahr anhalten. Gut 93 Prozent der Befragten erklärten, dass sich auch 2016 Investmententscheidungen stärker an operativen Verbesserungen in Unternehmen ausrichten würden. Vor allem deutsche Private Equity-Manager (75 Prozent) geben dies als wichtigen Entscheidungsgrund für das laufende Jahr an. „Hohe Preiserwartungen sind häufig nicht gerechtfertigt und Finanzinvestoren brauchen länger sich vom Wertschöpfungspotenzial zu überzeugen“, erklärt Steve Roberts. Damit wird der betrieblichen Wertschöpfung mittlerweile mehr Renditepotential beigemessen als Faktoren wie Multiple Arbitrage und Leverage, der Hebelwirkung des Fremdkapitals.

Private Equity-Branche für 2016 optimistisch

Die Geschäftsaussichten für das laufende Jahr beurteilen vor allem Fondsgesellschaften aus Deutschland (75 Prozent) und den Benelux-Ländern (73 Prozent) optimistisch. „Die bestehenden Herausforderungen werden 2016 bleiben, aber mit dem zugrundeliegenden hohen verfügbaren Kapital und günstigen Finanzierungsbedingungen, erwarten wir eine anhaltend hohe Anzahl von Deals, obwohl die Qualität der Zielunternehmen ein Thema bleiben wird und Preiserwartungen sich an die globale Wirtschaft anpassen müssen”, sagt Roberts.
Im Branchenvergleich bleiben Unternehmen aus den Bereichen Industrieproduktion (47 Prozent) und Konsumgüter (36 Prozent) europaweit die bevorzugten Beteiligungsziele für Fondsgesellschaften. Infolge des fortschreitenden Megatrends „Digitalisierung“ wird auch der Bereich Unternehmensdienstleistungen attraktiver.
Der seit der Finanzkrise eingeleitete Wandel in den Geschäftsmodellen der Private Equity-Branche macht sich ebenfalls bemerkbar. Die Mehrzahl der Befragten (81 Prozent) erklärte, sie kooperiere nun stärker mit strategischen Investoren. Parallel dazu nimmt die Bedeutung von Leverage und „Financial Engineering“ als Renditetreiber ab.

Die Stimmungslage zum Fundraising ist eher geteilt: Etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) berichtet von wachsenden Schwierigkeiten beim Fundraising, wohingegen 38 Prozent davon sprechen, es sei leichter geworden. Als künftige Quellen werden vor allem Dachfonds (74 Prozent), gefolgt von Versicherungen (65 Prozent) und vermögenden Privatpersonen (62 Prozent) genannt.
Die größten Herausforderungen der Branche für die nächsten fünf Jahre sind nach Einschätzung von 75 Prozent der Befragten die Einhaltung der infolge der Finanzkrise eingeführten härteren Regulierungsvorgaben. Gut 64 Prozent der Marktexperten nennen den steigenden Druck auf die Gebühren für Private Equity-Fonds als langfristige Herausforderung.

Starker US-Dollar sorgt für Käuferinteresse aus den USA und China

Der harte Wettbewerb, volatile Wechselkurse und eine Fluktuation bei der Nachfrage führten auch dazu, dass die Zahl der geprüften potentiellen Transaktionen bei der Mehrzahl der befragten Fondsgesellschaften stark zulegte. Rund 85 Prozent der Befragten gaben an, dass der Wettbewerb um Neuinvestitionen gestiegen ist. Der starke US-Dollar habe das Interesse von finanziellen und strategischen Investoren aus den USA und China an europäischen Kaufzielen angefacht.

Die Verfügbarkeit von Fremdkapital beschrieben 69 Prozent der Umfrageteilnehmer als erwartungsgemäß. Der Anteil der Befragten, die die Verfügbarkeit schlechter als erwartet beurteilten, stieg auf 24 Prozent, verglichen zu zwei Prozent im Vorjahr. Lediglich sieben Prozent der Befragten erklärten, die Verfügbarkeit von Krediten sei besser als erwartet, nach 36 Prozent im Vorjahr.

Bei der Finanzierung von Deals tendiert die Branche weiter zu mehr Sicherheit. Bei 43 Prozent der Befragten lag der Kreditanteil („Debt-to-Equity Ratio“) bei 40 bis 49 Prozent. Deutsche Fondsgesellschaften bevorzugen meist eine niedrigere Quote. „Mit ihrem wachsenden Kapital und vorsichtigeren Investmentstrategien beginnen einige Private Equity-Gesellschaften wieder mehr Eigenkapital zu investieren als in den Vorjahren“, sagt Steve Roberts.

Rund 57 Prozent der Befragten äußerte sich zufrieden mit der Entwicklung ihrer Portfoliounternehmen im vergangenen Jahr, im Vorjahr waren dies noch 97 Prozent. Vor allem deutsche Gesellschaften bewerteten die Entwicklung ihrer Portfoliofirmen positiv. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Gesellschaften, die bei ihren Portfoliounternehmen keine Verletzung von Kreditklauseln feststellten, von sieben Prozent auf 23 Prozent im Vorjahr.

Deutschland attraktivster Markt in Westeuropa

Deutschland bleibt der Analyse zufolge der attraktivste Investitionsmarkt in Westeuropa. Die Mehrzahl der Befragten aus den Benelux-Ländern rechnet damit, dass dieser Trend auch für die nächsten fünf Jahre anhält. Der deutsche Markt profitiert dabei von einer entwickelten Infrastruktur und einer hohen Anzahl an qualifizierten Arbeitnehmern, was Potential für Wachstum und Expansion bietet. „Deutschland bleibt ein sicherer Hafen für Private Equity-Investitionen“, sagt Steve Roberts. Auch sei die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland besser als in anderen europäischen Ländern.





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