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18.09.2015 Zins-Entscheidung der FED: Die USA sind gefangen in der Zinsstarre

Sie ist also wieder mal ausgeblieben, die lange ersehnte Zinswende in den USA. Die amerikanische Notenbank FED hat den Leitzins bei 0,25 Prozent belassen. Seit zwei Jahren prognostizieren Analysten weltweit den Beginn eines Zinsanhebungszyklus in den USA – und immer wieder wird dieser verschoben. Klar rechnen auch wir irgendwann mit einem Zinsschritt. Aber wir glauben nicht, dass damit auch tatsächlich langfristig eine Schubkraft für die Kapitalmärkte verbunden wäre. Denn eine Erhöhung würde ohnehin nur im minimalen Bereich erfolgen – das würde dann sicher auch für die weiteren Folgeschritte in den kommenden Monaten gelten.

Eine andere Taktik kann sich die USA auch gar nicht erlauben. Sie ist im Prinzip gefangen in ihrer eigenen Zinsstarre – denn eine tatsächliche Wende in der Politik des billigen Geldes könnte die Erholung am US-Immobilienmarkt ins Wanken bringen. Außerdem würde bei steigenden US-Zinsen und gleichzeitig einem Null-Zins-Kurs in der restlichen Welt der US-Dollar sehr stark an Wert gewinnen. Zwei Konsequenzen wären dann naheliegend: Zum einen brächen die US-Exporte weg; zum anderen würden aus den Schwellenländern sehr hohe Geldbeträge abfließen und dort einen dramatischen konjunkturellen Einbruch herbeiführen. Und das könnte die gesamte Weltwirtschaft schwer in Mitleidenschaft ziehen.
Wir sind der Überzeugung, dass die US-Notenbank nicht bereit ist, diese Risiken einzugehen. Zumal sich die US-Wirtschaft wie die chinesische Wirtschaft schwächer als erwartet entwickelt. Und globale Konjunkturenttäuschungen fordern immer ihren Tribut an den Aktienmärkten. Da nützt es auch nichts, wenn in Deutschland viele Experten beschwichtigen, dass es nicht zu einem Crash kommt, nachdem der DAX ja bereits über 20 Prozent verloren hat. Klar ist: Der bisherige Rückgang mag zwar (fast) ausreichend sein, doch stehen wir vorerst vor keiner klaren Trendumkehr.

(by: Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK)


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