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19.06.2014 Einzelhandel im Ruhrgebiet wächst nicht weiter

Der Handel im Ruhrgebiet erlebt zurzeit eine Trendwende: Angetrieben vor allem durch Schließungen großer Baumarktketten sind die Verkaufsflächen großflächiger Einzelhandelsbetriebe erstmals seit Jahren zurückgegangen. Wie die Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet in ihrer gemeinsam veröffentlichten Studie "Handelsreport Ruhr 2014" ermittelt haben, geraten vor allem Randlagen in den Innenstädten, aber auch ganze Stadtteilzentren immer stärker unter Druck. Diese und weitere Ergebnisse wurden im Rahmen der IHK-Fachtagung "Handelsforum Ruhr" mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung am 13. Juni im Konferenzzentrum im City Palais, Duisburg, vorgestellt.

Mit der Untersuchung, die das gesamte Ruhrgebiet sowie den Kreis Kleve und den Märkischen Kreis abdeckt, haben die IHKs eine Erhebung aller Einzelhandelsbetriebe ab 650 Quadratmetern in insgesamt 84 Kommunen initiiert. Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2009 belegen die Zahlen einen Rückgang der Verkaufsflächen. So ist die insgesamt erfasste Einzelhandelsfläche alleine in den letzten zwei Jahren von 6,84 Millionen auf 6,81 Millionen Quadratmeter gesunken. Der Rückgang um rund 32.000 Quadratmeter mag angesichts der Größe des Ballungsraums zwar eher gering erscheinen, deutet jedoch auf ein vorläufiges Ende des jahrelangen Flächenwachstums im Ruhrgebiet hin, allerdings seien einige Sondereffekte zu berücksichtigen, so die IHKs.

"Die Entwicklung ist zu einem wesentlichen Teil auf die Baumarktkrise und die damit verbundenen Standortschließungen großer Anbieter zurückzuführen. Unabhängig davon geraten aber auch Geschäfte in sogenannten 1b-Lagen, Stadtteilzentren und kleineren Städten unter Druck", so Handelsexperte Michael Rüscher, Geschäftsführer bei der für die Untersuchung federführenden Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve. Hauptgrund für vermehrte Leerstände in den Stadtteilzentren sei neben der Konkurrenz auf der grünen Wiese der wachsende Internethandel. Während der Umsatz im Einzelhandel seit einigen Jahren kaum noch wachse, nehme der Anteil im Onlinegeschäft rasant zu.

Mit Blick auf die Nutzung ehemaliger Baumarktstandorte sind den
Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet zufolge vermehrt die Kommunen gefragt. Nicht alle Städte hätten die Folgenutzung für ehemalige Märkte in ihrer Bauleitplanung verbindlich geregelt. Genau darauf komme es aus Sicht der IHKs aber an. Nur so könne sichergestellt werden, dass Sortimente, die auf der grünen Wiese angeboten werden, nicht zu sehr in Konkurrenz zum Warenangebot in Citylage treten. Ansonsten drohe ein ruinöser Verdrängungswettbewerb zum Nachteil der Innenstädte. Rüscher: "Zudem schwebt über der Region noch das Damoklesschwert des im Duisburger Norden geplanten Factory Outlet Center ,Douvil', das sich auf die Kommunen im Umkreis in vergleichbarer Weise auswirken könnte."

Neben dem teilweise deutlichen Rückgang von Verkaufsflächen in Teilen des Einzelhandels gibt es aber nach wie vor auch Wachstumszweige. Vor allem Lebensmitteldiscounter und Supermärkte expandieren weiter. Auch das Möbelsegment verzeichnet Zuwächse, jedoch auf etwas niedrigerem Niveau. Ein Grund hierfür ist unter anderem, dass bei Abschluss der Erhebungen durch die BBE Handelsberatung GmbH, Köln, mehrere geplante Neuansiedlungen - wie in Duisburg die Unternehmen Höffner mit rund 52.000 Quadratmetern und Ostermann mit rund 50.000 - noch nicht realisiert wurden. "Sobald diese Projekte umgesetzt werden, wird der Wettbewerbsdruck an Rhein und Ruhr erheblich zunehmen", so Handelsexperte Rüscher. Deshalb müsse das Angebot innenstadtrelevanter Randsortimente - wie unter anderem Glas, Porzellan oder Keramik - planerisch eingeschränkt werden.



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